An Rhein und Ruhr. Wegen der Coronavirus-Krise können Erntehelfer derzeit nicht einreisen. Viele Spargelbauern sind verzweifelt - und hoffen auf Ausnahmeregelungen.

Auf 4000 Hektar wird in NRW Spargel angebaut, allein im Spargeldorf Walbeck an der niederländischen Grenze sind es 260 Hektar. Aber ob die für die Ernte zwangsläufig benötigten Helfer aus Polen und Rumänien kommen können, ist wegen der Grenzschließungen und –kontrollen fraglich. „Existenzbedrohend“ sei die Corona-Krise für viele Betriebe, wenn die Politik keine Lösungen finde, sagt der Walbecker Spargelbauer Stephan Kisters, der zugleich auch Vorsitzender der dortigen Spargelbaugenossenschaft ist.

Es müsse Regelungen gebe, wie die Schäden ausgeglichen werden. Für die Spargelbauer seien zwei Phasen entscheidend: Die Vorbereitung der Felder, die eigentlich jetzt gerade stattfinde, für die aber nun die Leute fehlten. Und die Ernte ab April, für die bisher nicht klar sei, ob und wie die Helfer einreisen könnten. „Dazu kommt die große Unsicherheit, wie viel Spargel dann auf dem Markt überhaupt gebraucht wird, sollte die Gastronomie größtenteils geschlossen sein“, erklärt Kisters. „Derzeit können wir nicht sagen, ob in ein paar Wochen viele Menschen in die Hofläden kommen werden, um Spargel und anderes einzukaufen.“

Riesige finanzielle Einbußen

Hinzu kommen in Kisters‘ Fall noch die zahlreichen Reisegruppen, die zur Spargelzeit mit dem Bus aus Belgien, den Niederlanden und dem Ruhrgebiet anreisen. „Das findet alles erst mal nicht statt und ist natürlich ein riesiger finanzieller Verlust.“ Dass Arbeitskräfte aus der Gastronomie nun auf den Feldern helfen, kann ich sich der Walbecker kaum vorstellen.

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Bislang, so der Walbecker, seien die 16 Spargelbauer im Ort aber noch einigermaßen ruhig. „Panik gibt es nicht, wir sind hoffnungsvoll, dass die Politik in den kommenden Tagen Lösungen findet, wie die Erntehelfer einreisen können und im Falle der Rumänen auch Österreich als Transitland nutzen können.“

Schließlich würden die Menschen nicht zum Vergnügen, sondern zum Arbeiten kommen. Ein weiteres Problem: Die Busfahrer, die die Männer und Frauen nach Deutschland bringen, müssen bei ihrer Rückkehr für zwei Wochen in Quarantäne. Deswegen würden viele gar nicht mehr starten.

Viele Landwirte melden sich mit Hilferufen

Bei Peter Muß, stellvertretender Geschäftsführer des Provinzialverbands Rheinischer Obst- und Gemüsebauer, laufen wegen der unklaren Lage seit Tagen die Leitungen heiß. „Uns erreichen wirklich unzählige Anrufe, die Lage ist sehr, sehr ernst“, sagt Muß. Die Betriebe seien dringend auf der Suche nach Helfern, momentan hagele es Absagen. „Entweder sie dürfen nicht ins Land oder sie wollen nicht, weil sie Angst haben“, so der Geschäftsführer. „Und die, die schon hier sind, wollen vorzeitig nach Hause abreisen.“

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Dazu kämen die Transportprobleme, da die Busfahrer nicht fahren würden. „Die Helfer fehlen überall nicht nur bei den Spargelbauern. Die Arbeit geht gerade so richtig los, ob beim Gemüseanbau, bei den Erdbeeren oder bei den Pilzen“, schildert Muß. Hinzu käme, dass viele Betriebe keine Polster mehr haben. „Wir hatten zwei sehr heiße Sommer, unter denen die Landwirte sehr gelitten haben und viel Geld in Beregnungen gesteckt haben. Die Rücklagen sind nicht mehr da, eine weitere schlechte Saison vertragen sie nicht“, so Muß.

Der Provinzialverband als Interessensvertretung der Obst- und Gemüsebauer hofft, dass die Gespräche mit der Politik Ergebnisse bringen. „Mit Kopie des Arbeitsvertrags einzureisen sollte möglich sein, dafür setzen wir uns ein.“

Hofläden können derzeit noch profitieren

Hofläden können von den Panikkäufen der Bürger im Moment noch profitieren, auch wenn die Kunden anders als in den Supermärkten keine riesigen Mengen kaufen. „Es kommen in diesen Tagen schon mehr Menschen“, erzählt Klaus Bird vom Biolandhof Frohnenbruch im Kamp-Lintforter Ortsteil Hoerstgen. Auch dass die Produkte bei ihm regional und bio sind, scheine gerade jetzt noch besser anzukommen. Damit die Kunden genügend Abstand voneinander halten können, sind die Öffnungszeiten auf dem Hof ausgedehnt worden. „Das macht Sinn, damit es nicht zu voll wird und die Kunden trotzdem einkaufen können“, so Bird.

Engpässe bei der Verfügbarkeit von Saisonarbeitskräften zeichnen sich ebenfalls beim Anbau von Blumen und Pflanzen ab. In NRW, dem größten Gartenbauland in Deutschland, sind von den Gärtnern für die nächsten Wochen Beet- und Balkonpflanzen für das Frühjahr produziert worden. Die Pflanzen können nicht wie andere Produkte gelagert werden, sondern finden jetzt den Kunden oder müssen eben entsorgt werden. „Hier geht es bei den meisten Gartenbaubetrieben um die Existenz, denn sie müssen in den nächsten acht Wochen das gesamte Jahreseinkommen erwirtschaften“, so Eva Kähler-Theuerkauf, Präsidentin des Landesverbandes Gartenbau in NRW.