An Rhein und Ruhr. Die Bahn will auf Glyphosat verzichten, die Bundesregierung es verbieten. An Rhein und Ruhr setzen Städte schon seit Jahren auf Alternativen.
Die Deutsche Bahn will auf das umstrittene Pflanzenschutzmittel Glyphosat verzichten und testet Alternativen für die Unkrautbekämpfung in ihren Gleisbetten. Die Städte an Rhein und Ruhr setzen sie längst ein, versprühen seit Jahren kein Glyphosat mehr auf ihren Grünflächen oder an den Wegesrändern. Stattdessen rupfen, mähen, flämmen und verdampfen sie das Unkraut. Was davon am effektivsten ist, wird von Stadt zu Stadt unterschiedlich bewertet, wie eine Umfrage der Redaktion jetzt ergab.
Das Herbizid Glyphosat, Basis des Monsanto-Mittels Roundup, steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Das Image von Glyphosat ist auf seinem Tiefpunkt angekommen, viele Baumarktketten haben Herbizide mit Glyphosat aus dem Programm genommen.
Glyphosat in manchen Kommunen grundsätzlich verboten
Wie das missliebige Unkraut alternativ bekämpft werden kann, machen die Kommunen seit Jahren vor. Auf öffentlichen Grünflächen dürfen sie es seit 2016 laut „Gesetz zum Schutz der Kulturpflanzen“ ohnehin nur noch in Ausnahmen einsetzen. Manche haben Glyphosat oder jegliche Herbizide per Ratsbeschluss gleich grundsätzlich verboten, auch den Landwirten, denen die Kommunen Flächen verpachten.
In Essen gibt „Grün und Gruga“ an, das Unkraut ausschließlich mechanisch zu bekämpfen, also per Hand und mit entsprechenden Werkzeugen. Mülheim schrubbt und schneidet ebenfalls, flämmt aber auch mit Unkrautbrennern.
Die Stadt Moers benutze kein Glyphosat auf Grünflächen, die von der Verwaltung bewirtschaftet werden, so Sprecher Thorsten Schröder. Jedoch gab es in Moers in den vergangenen Monaten Diskussionen über die Verwendung von Glyphosat auf Landwirtschaftsflächen, die die Stadt verpachtet. „Das betrifft vier Prozent der Ackerfläche im Stadtgebiet“, sagt Thomas Schröder. Hier ist die Verwendung von Glyphosat erlaubt.
Heißes Wasser und Feuer statt Glyphosat
Die Stadt Dinslaken nutze „seit Jahren“ keine glyphosathaltigen Mittel für ihre Grünflächen, sondern setze auf rein mechanische Verfahren zur Unkrautbeseitigung auf ihren Grünflächen, sagt Thomas Pieperhoff von der Stadtverwaltung. So sieht es auch bei der Stadt Wesel aus, die mit Stahlbürsten, Heißwasser- und Flammengeräten gegen Wildkraut vorgehe, wie Annette Mücke beschreibt. Die Leiterin des städtischen Betriebs Abfall, Straßen, Grünflächen (ASG) rät im heimischen Garten dazu, „mit Harken und anderen mechanischen Geräten“ gegen unliebsames Kraut vorzugehen. „Es ist am effektivsten, die Pflanze an der Wurzel auszureißen. Dann wächst das Unkraut nicht so schnell nach.“
Der Oberhausener Stadtrat hat bereits im vergangenen Jahr eine Resolution zur pestizidfreien Kommune beschlossen. Demnach macht sich Oberhausen dafür stark, dass auf kommunalen Flächen keine Pestizide wie Glyphosat zum Einsatz kommen. Zuvor gab es eine Anfrage des Naturschutzbundes BUND.
Die Antworten zeigten zwar, dass die Stadttochter Oberhausener Gebäudemanagement (OGM) zwischen den Jahren 2014 und 2016 kein Glyphosat auf städtischen Flächen eingesetzt hat, wohl aber andere chemische Unkrautvernichter. Die Stadt will sich nun dafür einsetzen, dass in Pachtverträgen mit Landwirten der Einsatz von Glyphosat auf stadteigenen landwirtschaftlichen Flächen grundsätzlich untersagt wird.