Gelsenkirchen. . Der VRR hat am Dienstag seinen Qualitätsbericht präsentiert. Das Urteil: Der Zustand der Züge wird schlechter, die Verspätungen werden größer.

Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) stellt dem Schienenverkehr an Rhein und Ruhr für das Jahr 2018 ein denkbar schlechtes Zeugnis aus. Laut Qualitätsbericht 2018, der am Dienstag in Gelsenkirchen präsentiert wurde, ist die Qualität des Zug-Angebots „merklich schlechter“ geworden. Die Zufriedenheit der Fahrgäste mit dem Angebot ist allerdings nur leicht gesunken (Note 2,2). Schlusslicht in dieser Frage: DB Regio, ganz vorn liegt Abellio.

Die Publikation dokumentiert unter anderem die Pünktlichkeit der Linien, den Zustand der Fahrzeuge und zeigt auf, wie Fahrgäste das ÖPNV-Angebot einschätzen. „Die anhaltend schlechte Qualität“ habe letztlich zu Abmahnungen gegen zwei Bahnunternehmen, DB Regio und Nordwestbahn, geführt.

Täglich fallen 150 Züge im VRR-Gebiet aus

Hauptprobleme sind nach Einschätzung von VRR-Vorstand Ronald Lünser die mangelhafte Pünktlichkeit und vielen Zugausfälle. Von den Regionalexpresslinien, die wie der RE1 über 200 Kilometer lange Strecken bewältigen müssen, hielten weniger als 80 Prozent den Fahrplan ein. Regional- (88,3 Prozent) und S-Bahnen (92,9 Prozent) erzielten deutlich bessere Werte. Kleiner Lichtblick in Sachen Pünktlichkeit: Lünser ließ durchblicken, dass die Bahn einlenken will bei den ärgerlichen Überholungen bis dahin pünktlicher Regionalzüge durch den Fernverkehr im VRR-Gebiet.

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    Täglich, so der Verbundchef weiter, fielen im VRR-Gebiet zudem im Schnitt 150 Züge aus, auch wegen der vielen Baustellen. Außerdem sind zahlreiche Züge mit zu wenig Waggons unterwegs – die Folge: Es fehlt den Pendlern an Sitzplätzen.

    Zufrieden zeigte sich der VRR lediglich mit dem Start der ersten RRX-Linie RE11 (Düsseldorf-Kassel) – trotz einiger Kinderkrankheiten in den ersten Wochen. Als nächste Linie für den RRX-Betrieb ist die RE5 (Wesel-Düsseldorf) im Juni vorgesehen; es folgt im Dezember die RE6 (Minden-Koblenz).

    Abmahnungen haben Wirkung gezeigt

    Die jüngst ausgesprochenen Abmahnungen wegen fehlender Lokführer bei Nordwestbahn und DB Regio hätten „überraschend schnell Wirkung gezeigt“, sagte Lünser weiter. Gleichwohl will der VRR in künftigen Ausschreibungen systematisch nachbessern, um den Druck auf die Verkehrsunternehmen zu erhöhen.

    Der Sanktionskatalog soll bis zur möglichen Vertragskündigung festgeschrieben werden. Strafen für Verspätungen könnten auf der anderen Seite als Bonuszahlung an jene Unternehmen vergeben werden, die pünktlich unterwegs sind.

    Finanziell zieht der VRR für 2018 eine zufriedenstellende Bilanz. Der Verbund verzeichnete steigende Ticket-Umsätze um 1,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt flossen im vergangenen Jahr 1,319 Milliarden Euro in die Kassen. Das sind 20,7 Millionen Euro mehr als 2017. Die Zahl der Fahrgäste ging 2018 hingegen leicht zurück: Der VRR registrierte 1,14 Milliarden Fahrten, was ein Minus von 1,0 Prozent bedeutet. Allerdings sind die Nutzer von Bus und Bahn sehr treu. Nach VRR-Angaben sind 92 Prozent Stammkunden, die auch für das Gros der Erlöse sorgen.

    Tariferhöhung kommt 2020

    Positiv entwickelt habe sich vor allem das Anfang 2018 eingeführte YoungTicketPlus für Auszubildende, betonte der für Tarife zuständige VRR-Vorstand José Luis Castrillo. Einen weiteren Schub erhofft er sich, wenn dieses Angebot für Auszubildende ab 1. August gegen einen Aufschlag von 20 Euro monatlich zu einem landesweit gültigen Azubi-Fahrschein aufgewertet werden kann.

    Beim elektronischen Tarif per Smartphone setzt Castrillo nach der erfolgreichen Testphase „zeitnah“ auf eine echte Markteinführung – parallel zum klassischen Fahrscheinangebot.

    Und was ist mit der nächsten Tariferhöhung Anfang 2020? Castrillo macht keinen Hehl daraus: Es werde ein „moderate Fortschreibung“ bei den Preisen geben.