Ein paar durchaus eigensinnige Gedanken über die Woche zwischen Totensonntag und dem 1. Advent

Unsere Sonne ist auch nicht besser als ein Schwarzes Loch. Dachte ich vor ein paar Tagen, als es draußen wieder so duster war. So abweisend, kalt sowieso. Und wenn die Sonne stets tief steht, werfen auch kleine Sorgen lange Schatten. Ich war also schlecht drauf. Diese finsterere Woche nach Totensonntag. In solchen Situationen geschieht es schon mal, dass kleine Teufel Emails an m.maruhn@seelenleben.de schicken. Darin steht dann zum Beispiel so ein Quatsch wie: „Na, welche Musik soll denn auf deiner Beerdigung gespielt werden?“ Hallo? Fragt man so was, wo bleibt die Pietät? Klar habe ich schon mal darüber nachgedacht, aber öffentlich? Sie doch auch nicht? Oder haben Sie schon einen Favoriten?

Im Internet gibt es sogar eine Hitliste der beliebtesten Trauerlieder. „Ave Maria“ (meist in der Version von Schubert) ist stets vorne zu finden, Johann Sebastian Bach, klar, auch die „Morgenstimmung“ von Edvard Grieg, soweit die Klassiker.

Bei der populäreren Musik wird gerne „Time to say goodbye“ genommen, auch „Die Rose“ von Helene Fischer oder „Niemals geht man so ganz“ von Trude Herr. Da möchte ich an dieser Stelle meinen Nachfahren versichern, dass keins der drei Stücke mich zu genanntem Anlass so recht entzücken würde, wäre ich zur Entzückung überhaupt noch in der Lage.

Ich setze mich also auf meine Bank und starre in den Himmel. „Stairway to Heaven“ (Treppe zum Himmel) oder „Highway to Hell“ (Schnellstraße zur Hölle) würden sich ja für eine Langhaarigen durchaus anbieten (je nach weiterer Lebensführung meinerseits müsste man sich für eins der Stücke entscheiden). Als junge Freaks damals in den 70ern kokettierten wir ja gerne mit der „verrückten Beerdigung, auf der alle total bunt gekleidet und völlig stoned“ bis in die Puppen tanzen. Später wurden wir cooler. Da hieß es dann zum letzten Wunsch: Alle bauen sich um mein Totenbett auf, wer nicht heult, wird enterbt.

Alles lange her, alles herrlich doof. Wenn es nur so einfach wäre. Als wir meinen Freund Werner auf seinem letzten Weg begleiteten, hat sich der Verrückte für den Moment, in dem sein Sarg aus der Trauerhalle rollte, das „Lied vom Tod“ gewünscht, genau, die Melodie aus dem Western. Ich bin fast schockgefroren, als die Mundharmonika einsetzte. Nicht viel besser die Bestattung von Wolfgang: Pink Floyd knarzend und scheppernd vom viel zu abgenudelten Kassettenrekorder. Wir haben alle nur die Daumen gedrückt, dass es nicht zum Bandsalat kommt.

Die Beerdigung meines Vaters war hingegen musikalisch schön. Paul Kuhn, ein ganz alter Kumpel von ihm, war gekommen, swingte in der Kirche. Mein Vater liebte Swing, seit er als Kriegsgefangener in Virginia Tabak ernten musste. Den Swing und die Demokratie habe er da kennen- und liebengelernt, erzählte er gerne. Ich komm vom Thema ab.

Vielleicht auch gut so. Genug der düsteren Gedanken. Die Woche neigt sich dem 1. Advent zu. Wir wechseln von Ende auf Anfang. Mal sehen, ob mein Enkel schon den Witz mit der fünften Kerze versteht (...Weihnachten verpennt.) Der Himmel kann noch warten, Die Hölle sowieso. Und der passende Soundtrack wird sich finden...