Essen. Bei nächtlichen Minusgraden steigt für Obdachlose die Gefahr, auf der Straße zu erfrieren. Kältebusse helfen, mancherorts sind Bahnhöfe geöffnet.
Wenn der Winter naht und die Temperaturen sinken, beginnt für Obdachlose eine nicht ungefährliche Zeit. Bei Minusgraden birgt jede Nacht auf der Straße auch das Risiko, zu erfrieren. Um ihnen dieses Schicksal zu ersparen, gibt es Notunterkünfte und Kältebusse, in manchen Großstädten können sie auch U-Bahnhöfe zum Übernachten nutzen.
Dennoch sind im vergangenen Winter in Nordrhein-Westfalen mindestens drei Menschen der Kälte zum Opfer gefallen. Wer in den nächsten Monaten eine möglicherweise unterkühlte Person auf der Straße sieht, sollte deshalb im Zweifel nicht zögern und die Notrufnummer 112 wählen.
Ehrenamtliche verteilen warmes Essen, Getränke und Kleidung
In Duisburg lässt der Verkehrsbetreiber DVG ab sofort die U-Bahnstation am Hauptbahnhof rund um die Uhr geöffnet, damit Obdachlose hier Schutz vor der Kälte finden können. Außerdem ist der Verein "Duisburg packt an!" jeden Montag und Donnerstag im Kantpark unterwegs, um Suppen, Decken und Jacken zu verteilen. Und auch in Bochum versorgen die ehrenamtlichen "Kälte-Engel" der Johanniter wieder Obdachlose mit dem Nötigsten. Sie stehen jetzt jeden Donnerstagabend am Hintereingang des Hauptbahnhofs.
Im vergangenen Winter ließ die Bogestra die U-Bahnstationen am Gelsenkirchener und Bochumer Hauptbahnhof sowie am Herner Bahnhof in besonders kalten Nächten spontan geöffnet. Das soll auch in diesem Winter so sein, wenn es mehrere Tage hintereinander zu Temperaturen von Minus acht Grad oder weniger kommt.
In anderen Großstädten kommen dazu sogenannte Kältebusse zum Einsatz, wenn die Temperaturen über mehrere Tage im Minusbereich liegen. Auch sie verteilen Essen und Getränke, Schlafsäcke oder Kleidung. So wird in Dortmund gerade der dafür vorgesehene Kleinbus hergerichtet, Anfang Dezember soll er der Öffentlichkeit präsentiert werden. Als Haltepunkte sind bislang der Nordausgang des Hauptbahnhofs, der Nordmarkt und der Stadtgarten angedacht.
Essener Tierheim nimmt Hunde auf
In Essen sind in den kalten Nächten Helfer vom Roten Kreuz unterwegs. Wer in Essen einen Obdachlosen in der Kälte findet, kann unter der Telefonnummer 0201-22 22 22 auch die Initiative "Essen packt an" rufen, die nachts regelmäßig durch die Stadt tourt. In Düsseldorf ist der "Gute-Nacht-Bus" sogar ganzjährig anzutreffen, von 22 bis 23 Uhr am Kay-und-Lore-Lorentz-Platz, von 23:30 bis 0:30 Uhr am Hauptbahnhof. Bei Temperaturen ab 0 Grad ist der Bus auch aufsuchend tätig. Das Team ist unter der Telefonnummer 01578-350 51 52 zu erreichen. Die Kältebusse können Obdachlose in Notunterkünfte bringen.
In Essen hat darüber hinaus das Tierheim an der Grillostraße angeboten, Hunde von Obdachlosen für die Nacht aufzunehmen. "Da wir leider keine Menschen beherbergen dürfen, bieten wir wenigstens den vierbeinigen Freunden ein warmes Körbchen und Leckerchen an. So können die Besitzer guten Gewissens in der Notunterkunft übernachten und wissen ihren Schatz gut versorgt und warm untergebracht", heißt es auf der Internetseite des Tierheims. Die Tiere können täglich zwischen 17 und 20 Uhr abgegeben werden.
In allen größeren Städten stehen Obdachlosen außerdem die bekannten Notunterkünfte zur Verfügung. In kleineren Orten im Sauerland oder am Niederrhein gibt es diese Akuthilfe allerdings oft nicht. Hier können sich Menschen ohne Wohnung aber an örtliche Beratungsstellen wenden, die Schlafplätze vermitteln können. Eine Liste mit 125 Notunterkünften und Beratungsstellen in NRW gibt es ohne Garantie auf Aktualität und Vollständigkeit auf der Internetseite "Ohne Wohnung - Was nun". (cst)