Im Rheinland. . Im Vorfeld des Besuches der Kohlekommission widersprechen Umweltschützer den Aussagen des Energiekonzerns RWE. Dieser weist die Vorwürfe zurück.

Umweltschützer des BUND sind am Dienstag Aussagen des Energiekonzerns RWE entgegengetreten, der zwischen Aachen und Köln gelegene Hambacher Forst sei so oder so unrettbar verloren. Laut BUND ist genau das Gegenteil der Fall: Bei entsprechend steil gestalteter, aber gleichwohl standsicherer Böschung könnten noch 490 Mio Tonnen Braunkohle gefördert werden – ohne, dass ein noch weiterer Baum gerodet werden muss. „Das entspricht einer Produktion von mindestens 12 Jahren auf dem Förderniveau von 2017“, erklärte BUND-Landesvize Thomas Krämerkämper.

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Die Umweltschützer zeigten sich vor Journalisten in Köln gut gerüstet. Um RWE-Aussagen der vergangenen Wochen zu widerlegen, verwiesen die BUND-Leute gestern auf Luftbilder, Vorgaben der Behörden und ein in ihrem Auftrag erstelltes Gutachten des Freiburger Öko-Institutes, wonach ein Großteil der aktuell noch 1350 Mio Tonnen Hambach-Braunkohle im Boden bleiben muss, wenn Deutschland seine Klimaziele erreichen wolle, nämlich je nach Szenario zwischen 63 und 94%.

„Das Gutachten zeigt, dass das völkerrechtlich bindende Ziel des Paris-Abkommens, wonach die globale Temperaturerwärmung auf maximal 1,5 Grad begrenzt werden soll, nur erreicht werden kann, wenn die maximale Hambach-Fördermenge auf 78 Mio Tonnen gedeckelt wird“, erklärt Dirk Jansen, NRW-Geschäftsleiter des BUND.

Sozialverträgliche Lösungenfür die Beschäftigten

Jansen weiter: Wenn man aus der jüngsten Produktion das abziehe, was angesichts der faktischen Stilllegung von fünf Kraftwerksblöcken nicht mehr benötigt wird, und ebenso raus rechne, was in die für die Energieversorgung nicht nötige Produktion von Briketts & Co. wandere – ergebe sich noch eine Laufzeit von fünfeinhalb Jahren.

Der Bundesvorsitzende des Verbandes, Hubert Weiger, warf RWE vor, Beschäftigte und Bürger durch Falschaussagen aufzustacheln. Er forderte den Energiekonzern auf endlich für den Kohleausstieg zu planen. BUND-Chef Weiger betonte, dass dieser „nicht auf dem Rücken der Beschäftigten“ erfolgen solle: „Es müssen gemeinsam sozialverträgliche Lösungen entwickelt werden.“

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RWE wies die Vorwürfe zurück. „BUND und Öko-Institut Freiburg machen mit der Studie gezielt Stimmung gegen die Braunkohle und konkret gegen den Tagebau Hambach“, sagte ein Konzernsprecher auf NRZ-Nachfrage.

Falsch sei etwa die Behauptung, die Verstromung des Braunkohlevorrats würde das für Deutschland zur Verfügung stehende Emissionsbudget unter dem Paris-Abkommen aufbrauchen. „Das Paris-Abkommen sieht keine Verteilung des globalen Budgets auf Nationalstaaten vor“, sagte der RWE-Sprecher. Aus dem Paris-Abkommen ließen sich vielmehr gar keine Minderungsziele für die Emissionen des Sektors Energiewirtschaft oder gar einzelner Kohlekraftwerke oder Tagebau ableiten.

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Auch die Behauptung, die geplanten Abbaumengen seien mit den Klimaschutzzielen der Bundesregierung nicht kompatibel, treffe nicht zu.

Und der Hambacher Forst, so der RWE-Sprecher, könne nicht erhalten bleiben, weil nach Ende des Tagebaus dauerhaft stabile Böschungen für den Tagebausee angelegt werden müssen. Die brauchten eine bestimmte Generalneigung, die nur mit Erdmassen aus dem Vorfeld des Tagebaus hergestellt werden könnten.