Duisburg. . Aus Sicht des Sachverständigen im Loveparade-Prozess, Jürgen Gerlach, war der Polizeieinsatz doch mit eine der Ursachen für das Unglück.
Das Gelände nicht geeignet, die Zugänge nicht fachgerecht geplant, die Steuerung der Besucherströme „unkoordiniert“, eine Polizeikette an der falschen Stelle: Aus Sicht des Gutachters zur Loveparade von Duisburg mit 21 Toten haben viele Ursachen gemeinsam zu den „tragischen Ereignissen“ am 24. Juli 2010 geführt. Das geht aus dem zweiten Teil der vorläufigen Expertise von Prof. Jürgen Gerlach hervor, die den Prozessbeteiligten zugegangen ist und die dieser Zeitung vorliegt.
Demnach sind sowohl in der Planung – für die sich zehn Angeklagte vor dem Duisburger Landgericht verantworten müssen – als auch am Veranstaltungstag selbst Fehler gemacht worden, die „für sich genommen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ nicht zu dem tödlichen Gedränge geführt hätten. Anders als die Anklage sieht Gerlach auch Fehler bei der Polizei: Vor allem eine dritte Polizeikette, eingezogen in dichtem Gedränge an der schmalsten Stelle der Rampe, sei Mit-Auslöser des „Menschenhaufens“ gewesen.
Die Reihe der Polizisten habe zwei Menschenmengen aufgehalten, „die von oben abfließen und von unten zufließen wollten“. Damit widerspricht der Gutachter einer früheren Analyse, die Versäumnisse allein in der Planung sah und auf die sich auch die Anklage stützt.
Laut dem Experten für Großveranstaltungen aus Wuppertal, der für den Prozess als Gutachter neu berufen worden war, waren schon die „Vereinzelungsanlagen“ an den Zugängen zum Gelände zu eng – obwohl weniger Besucher kamen als erwartet – und zudem falsch aufgestellt. Viele Planungen seien nur skizzenhaft gewesen, Wege schlecht ausgeschildert, Szenarien falsch eingeschätzt worden.
Insgesamt sei die Annahme, der ehemalige Güterbahnhof mit seinem einzigen Zu- und Abgang über eine Rampe sei als Veranstaltungsfläche geeignet, „fehlerhaft“ gewesen.
Zum Ende der Beweisaufnahme wird Jürgen Gerlach ein abschließendes Gutachten vorlegen.