Bochum/Schmallenberg. . Dienstag ist Tag der Currywurst. Wir haben uns in Imbissbuden, Kunstateliers und Metzgereien auf die Suche nach dem Kult-Gericht gemacht.
Gehse inne Stadt - wat macht dich da satt? 'Ne Currywurst. Kommse vonne Schicht, wat schönret gibt et nich als wie Currywurst. Diese Liebeserklärung trällerte Herbert Grönemeyer bereits 1982. Es ist eine Ode an die Kultwurst des Ruhrgebiets. Doch warum hat sich die Currywurst zum Kultobjekt gemausert? Das haben wir zum "Tag der Currywurst" am 4. September Menschen gefragt, die sich dem Imbissbuden-Klassiker auf besondere Art gewidmet haben.
Vor 23 Jahren tauschte Raimund Osterndorp die Sterneküche im Rheinland gegen die Gaumenfreuden des Ruhrgebiets. Statt Gänseleber kommt bei ihm im Wattenscheider "Profi-Grill" nun Currywurst auf den Teller. Große Unterschiede in der Zubereitung macht Ostendorp bei beiden Gerichten nicht. "Egal, ob Sterneküche oder Currywurst. Man sollte beides mit der gleichen Sorgfalt zubereiten. Aus den Dingen, die mir gegeben sind, mache ich etwas", sagt Ostendorp.
Die Soße ist bei der Currywurst entscheidend
Eine gute Currywurst mache für ihn vor allen Dingen die Qualität der Zutaten aus. Die Rostbratwürste kauft er beim Metzger seines Vertrauens. "Schön braun" müssen sie beim Braten werden, dann ist die Wurst genau richtig. In Bochum-Wattenscheid kommt sie geschnitten auf den Teller. Mit der Maschine, nicht mit der Schere, das ginge einfach schneller. "Wie man sie schneidet, tut dem Geschmack der Wurst keinen Abbruch", findet Ostendorp.
Entscheidend hingegen sei die Soße. Bei Raimund Ostendorp landen neben Tomatenmark auch Ingwer und Senf mit im Topf. "Jedes Büdchen hat eine andere Art. Das macht die Wurst individuell." Nicht zu flüssig sollte sie sein. "Auf dem Teller hat man nichts von der Soße. Sie muss an der Wurst kleben."
Die Currywurst hat viel Fast-Food-Konkurrenz
Neben der Currywurst sind im "Profi-Grill" auch Frikadellen und Schaschlik bei den Kunden beliebt. Allerdings bekommt die Kult-Wurst auch noch von anderer Seite Konkurrenz. "In den 50er und 60er Jahren war die Currywurst im Fastfood-Bereich ziemlich einsam. Mittlerweile gibt es mehr Vielfalt. Döner und Co. sind auch gefragt", sagt Raimund Ostendorp. "Die Currywurst hat aber alle Zeiten überstanden. Und sie wird immer wieder als Traditionsgericht hochgehalten."
Die Liebe zur Wurst mit scharfer Tomatensoße liegt für den Imbissbuden-Chef im Preis begründet: "Es ist ein Jedermann-Gericht für den schmalen Geldbeutel. Die Currywurst kann sich jeder erlauben. Außerdem isst der Deutsche gerne Fleisch, Kartoffeln und Soße. All das wird in einem Gericht vereint."
Künstlerin widmet der Kult-Wurst ihre Werke
Bei Künstlerin Kirsten Mikus kommt die Currywurst nicht auf den Teller, sondern auch auf die Leinwand. In ihrem Bochumer Atelier "Kimikunst" hat sie einen ganzen "Currywurst-Kosmos" erschaffen. "Die Imbissbuden-Kultur und der Kult, eine Currywurst zu essen, soll erhalten bleiben", findet Mikus.
Schon als Kind bewunderte sie die tanzende Wurstdekoration des Bratwursthäuschens in der Bochumer Innenstadt. "Früher war das ein verkleideter Camping-Anhänger, aus dem die Würste verkauft wurden. Für mich waren solche Büdchen normal", erinnert sich Mikus. Der Schock saß tief, als die Künstlerin Jahrzehnte später plötzlich Currywurst für die Mikrowelle im Kühlregal des Supermarktes sah. Dort aber gehört die Kult-Wurst für Kirsten Mikus nicht hin.
Sie fing an, der Currywurst als Kunstobjekt zu huldigen. Mit der goldenen Currywurst-Monstranz stellte sie die Ehre des Klassikers wieder her. Natürlich alles mit einem großen Augenzwinkern. "Hinter jedem meiner Drucke steckt eine Currywurst-Geschichte. Beim Pferdefleisch-Skandal trägt meine Pippi Langstrumpf zum Beispiel eine Currywurst, die die gleichen Punkte wie kleiner Onkel hat."
Der Currywurst-Kosmos ist noch lange nicht abgeschlossen
Abgeschlossen sei die geschmackvolle Serie übrigens noch lange nicht. Auf ihren Reisen findet die gebürtige Bochumerin immer wieder neue Currywürste, sei es in Bayern oder sogar in Amerika. Nach dem Essen landet das Gericht als Handskizze im Block und kommt mit nach Hause. "Für mich macht die Currywurst gute Laune, wenn es mal nicht so gut läuft. Sie ist für jemanden, der wenig Zeit hat und trotzdem was Leckeres genießen möchte."
Im Sauerland ist die Currywurst auf Schützenfesten beliebt
Der Klassiker aus dem Ruhrgebiet kommt übrigens auch im Sauerland gut an. Bei der Metzgerei Merte in Schmallenberg gehen viele Würste über die Theke. Sie werden vor Ort selbst gemacht und auch direkt verkauft. Doch nicht nur das, Verkaufsleiterin Claudia Willmes verköstigt bei Festen auch hungrige Schützen. "Die Currywurst mit Pommes ist immer der absolute Renner. Bei uns wird eine Imbissbude zum Beispiel auch an der Qualität ihrer Currywurst gemessen", erklärt Willmes.
Das Geheimnis einer guten Currywurst liegt auch für sie in der Soße. Sie dürfe nicht zu pampig und auch nicht zu flüssig sein. Gerne aber medium scharf und nicht zu laff. Auf eines achtet Willmes aber besonderes. "Ausgefranste Currywürste gehen gar nicht. Wenn die Maschine schön scharf ist, schneiden wir damit. Ansonsten aber auch gerne mit der Schere."
Ob Imbissbuden-Renner, Kunstobjekt oder Schützen-Schmaus: Die Currywurst ist immer noch in aller Munde.