Istanbul/Köln. . Der Kölner Adil Demirci sitzt seit fast fünf Monaten in einem türkischen Hochsicherheitsgefängnis. Sein Prozess soll am 20. November starten.
In den frühen Morgenstunden des 13. April krachten in einem Haus in Istanbul die Türen. Ein Sondereinsatzkommando der türkischen Polizei hatte die Haustür aufgebrochen. Ihr Ziel: Adil Demirci, 32 Jahre alt, deutscher Staatsbürger, Kölner Sozialwissenschaftler und von Deutschland aus frei für die Nachrichtenagentur Etha tätig.
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Der Vorwurf: Mitgliedschaft in der Marxistisch-Leninistischen Kommunistischen Partei (MLKP), die vom türkischen Staat als Terrororganisation eingestuft wird. Die Vorwürfe gegen seinen Bruder nennt der 24-Jährige „absurd“. Drei Beerdigungen von Mitgliedern der MLKP soll Demirci zwischen 2013 und 2015 besucht, Propaganda gegen den türkischen Staat betrieben haben.
Ein Vorwand, so Tamer, um die journalistische Arbeit seines Bruders zu kriminalisieren. „Mit diesen Schikanen will die türkische Regierung diejenigen Journalisten, die kritisch über die Zustände in der Türkei berichten, mundtot machen.“
Weitere drei Monate im Gefängnis
Fast fünf Monate sind seitdem vergangen – Demirci sitzt immer noch in Haft. Jetzt ist klar: Der Prozess gegen den Kölner soll am 20. November stattfinden – einen Tag vor seinem 33. Geburtstag. Das teilte sein Bruder, Tamer Demirci, der NRZ mit.
„Wir sind enttäuscht, dass die Verhandlung so weit nach hinten geschoben wurde. Die Anklageschrift steht, trotzdem muss Adil weitere drei Monate in einem Hochsicherheitsgefängnis sitzen“, kritisiert der 24-Jährige. Seinem Bruder ginge es den Umständen entsprechend gut, dennoch: „Adil wurde wochenlang isoliert, hat keine Briefe aus Deutschland erhalten“.
Der Kontakt zur Familie beschränkte sich auf kurze Telefongespräche. Trotz aller Widrigkeiten blickt Tamer Demirci hoffnungsvoll in die Zukunft: „Wir sind zuversichtlich, dass Adil bald frei ist und endlich nach Deutschland zurückkehren kann“.