Düsseldorf. . Immer mehr Unternehmen finden nicht das passende Personal. Zeitarbeitsfirmen profitieren davon, wie der Fall Cichon Personalmanagement zeigt.

Wenn das Telefon von Christian Cichon klingelt, ist mal wieder jemand auf der Suche nach neuen Mitarbeitern. Und es klingelt immer häufiger. Der 32-Jährige ist Geschäftsführer von Cichon Personalmanagement. Aktuell profitieren er und die gesamte Branchen „Personalvermittlung“ vom Fachkräftemangel. Daher bedeutet Cichons Aufgabe immer häufiger, unter den 800 Mitarbeitern den Passenden für einen Kunden zu finden. „Und wenn niemand die Anforderungen des Kunden erfüllt, machen wir uns auf dem Arbeitsmarkt auf die Suche“, erklärt der Geschäftsführer.

Unter anderem in Düsseldorf, Duisburg, Krefeld, Gelsenkirchen und Mönchengladbach gibt es schon Standorte – Moers und Kleve kommen demnächst dazu. Für das Unternehmen sei es wichtig, vor Ort zu sein, den lokalen Arbeitsmarkt zu kennen. Dafür war es nötig, sich zu vergrößern. „Außerdem können sich die Standorte, die nur maximal 30 Kilometer auseinander liegen, so gegenseitig unterstützen“, betont Cichon.

Die Wirtschaftskrise spielte Cichon in die Karten

2010 machte sich der heute 32-Jährige selbstständig, hatte zwei Angestellte und kam frisch aus der Ausbildung. Die Wirtschaftskrise habe ihm damals in die Karten gespielt, weil Unternehmen vorsichtiger waren und Personal nur auf Zeit einstellen wollten. Mittlerweile sei es einfach so, dass die Suche nach dem Personal aufwendig ist. Die Firmen haben volle Auftragsbücher, „aber die Arbeitslosenzahlen sind sehr niedrig. Der Markt gibt die Fachkräfte nicht mehr her“, sagt Cichon. Deshalb hat der Unternehmer zusätzlich zur Personalvermittlung noch eine Halle gemietet, in der Mitarbeiter zum Beispiel den Staplerführerschein machen. „So können wir Leute, denen noch die Qualifizierung für eine Stelle in der Logistik fehlt, selbst fortbilden.“

Kleine und mittlere Unternehmen, sogar DAX-Konzerne suchen Kräfte

Heute beschäftigt Cichon Personalmanagement 34 interne Mitarbeiter, ist an bald zehn Standorten in NRW aktiv und macht einen jährlichen Umsatz zwischen 18 und 20 Millionen Euro. Wie man das in acht Jahren schafft? „Mit dem Willen und der Disziplin, kleine Strukturen beizubehalten.“

Zu den Kunden gehören neben mittelständischen und großen Unternehmen auch DAX-Konzerne an Rhein und Ruhr. Die Anforderungen am Niederrhein und im Ruhrgebiet seien sich ähnlich. Es werden viele kaufmännische Kräfte angefordert, aber vor allem Mitarbeiter für die Logistikbranche vermittelt. „Nur die Ansprache im Ruhrpott ist eine andere, sie ist direkter“, sagt Cichon.

„Das Wort Zeitarbeit polarisiert“

Von 100 Mitarbeitern, würden 50 bis 60 am Ende sogar fest angestellt. Doch der schlechte Ruf der Zeitarbeit eilt auch seinem Unternehmen manchmal voraus. „Klar, das Wort Zeitarbeit polarisiert. Aber wenn ich mich mit jemandem erst über Sklavenhandel oder Ähnliches auseinandersetzen muss, nervt das schon“, findet Cichon. Wenn man die Mitarbeiter fair behandele, sei das für sie eine Chance, einen Job zu bekommen, den sie sonst vielleicht nicht bekommen hätten.

In den vergangenen Jahren kamen durch die Flüchtlinge trotz Sprachbarriere zusätzliche Optionen auf dem Arbeitsmarkt hinzu. Und Christian Cichon rechnet damit, dass das Wachstum der Branche anhält. „Personal wird schließlich immer gebraucht.“ Und auch bei Cichon selbst: Einige Stellenanzeigen schmücken die Internetseite. Klar: Wer sich vergrößert, braucht Personal. Cichon wird wohl selbst suchen müssen.

Die Zeitarbeitsbranche wächst weiter – trotz Regulierung

Arbeitnehmerüberlassungsgesetz in Kraft. Danach müssen die Beschäftigten einer Zeitarbeitsfirma nach neun Monaten das gleiche verdienen wie ein regulärer Mitarbeiter mit der gleichen Beschäftigung. Das führte zu einer höheren Übernahmequote.

Zudem wurde die Zeit begrenzt, die ein Mitarbeiter über die Zeitarbeitsfirma in einem Unternehmen arbeiten darf. Nach 18 Monaten ist ein Unternehmen verpflichtet, die Mitarbeiter zum eigenen Angestellten zu machen. Für die Zeitarbeit gelten jedoch eigene Tarifverträge.