An Rhein und Ruhr. . Im Vergleich zum Vorjahr sind die Zahlen leicht gestiegen – ein Grund dafür ist der heiße Sommer. Viele Menschen überschätzen sich im Wasser.

Ein Mann springt in die Ruhr – und taucht nicht wieder auf. Schnell sind Boote da und ein Polizeihubschrauber, die Retter suchen den Fluss auf Höhe des Essener Stadtteils Werden mit Hochdruck nach dem 59-Jährigen ab. Sie finden ihn erst, als es schon zu spät ist. Drei Feuerwehrtaucher ziehen den Mann, der mit einer Badehose bekleidet ist, aus dem Wasser. Die Wiederbelebungsversuche bleiben erfolglos.

Auch interessant

Solche Unglücke wie am vergangenen Freitag in Essen, passieren in Nordrhein-Westfalen derzeit alle paar Tage. Der Hitzesommer ist Hochsaison für Badeunfälle, nicht selten gehen sie tödlich aus. Mindestens 42 Menschen sind landesweit in diesem Jahr ertrunken, das sind etwas mehr als zur gleichen Zeit des Vorjahres.

In der Ruhr gilt Badeverbot

„Heiße Sommer bedeuten leider auch immer viele Badetote“, sagt Michael Grohe, Pressesprecher beim Landesverband Nordrhein, der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG). Die allermeisten Unfälle passieren da, wo niemand für die Sicherheit sorgen kann: an ungesicherten Badestellen an Seen, Teichen oder Flüssen.

Auch interessant

So ist zum Beispiel in der Ruhr, wo der 59-Jährige sein Leben verlor, das Schwimmen grundsätzlich verboten – abgesehen von einer offiziellen Badestelle am Baldeneysee. „Es gibt viele Strudel und Strömungen, die man nicht einschätzen kann“, sagt Mike Filzen von der Essener Feuerwehr. Trotzdem: Bei den Temperaturen würden immer mal wieder Menschen in den Fluss springen.

Eher ungewöhnlich war das Unglück, das am Sonntag am Unterbacher See in Düsseldorf geschah. Dort ertrank ein junger Mann im Bereich eines Strandbades – gefährliche Strömungen oder große Temperaturunterschiede gibt es dort nicht, betonte ein Sprecher der Düsseldorfer Feuerwehr.

Zwei Stunden suchten Taucher den 21-Jährigen und fanden ihn schließlich tot auf. Warum es zu dem Unglück kam, wird noch ermittelt. Alkohol spielte wohl keine Rolle.

„Badeunfälle sind in der Regel ein Zusammenspiel einer kompletten Fehlscheinschätzung der Situation vor Ort und der eigenen Kräfte“, sagt DLRG-Sprecher Grohe. Viele Menschen könnten Entfernungen auf dem Wasser schlecht abschätzen, schwimmen auf dem See so weit raus, bis sie plötzlich die Kraft verlässt, sie bewegungsunfähig werden – und untergehen. Oft bekommen andere Schwimmer das gar nicht mit. Grohe: „Ertrinken ist ein leiser Vorgang.“

Starke Strömungen

Je nach Gewässer sind die Gefahren unterschiedlich. Während in Seen (ganz besonders in künstlichen Baggerseen) plötzliche Temperaturunterschiede dazu führen können, dass der Körper in eine regelrechte Schockstarre verfällt, sind es in Flüssen unberechenbare Strömungen, die einen Menschen in den Tod führen können.

Vor allem im Rhein ist Schwimmen lebensgefährlich – obwohl es kein grundsätzliches Badeverbot gibt. Erst gestern kam es zu einem tragischen Vorfall bei Köln: Nach eineinhalb Stunden beendete die Polizei am Nachmittag die Suche nach einem 46-Jährigen. Zuvor hatte der Vermisste laut Polizei mit einem weiteren Mann am Ufer Alkohol getrunken. Danach seien die beiden zum Baden in den Rhein – nur einer kehrte an Land zurück.

Badeunfälle: Ertrinkende erkennen und schnell helfen

weitere Videos

    Auch die Feuerwehr in Düsseldorf berichtet davon, dass sie derzeit regelmäßig zu Einsätzen auf dem Strom gerufen werde. Dass der Fluss durch die andauernde Dürre gerade sehr wenig Wasser führt, macht ihn noch gefährlicher.

    Auch interessant

    „Durch das Niedrigwasser gerät man viel schneller in die Fahrrinne der Schiffe und damit in die starken Strömungen. Da bekommen selbst geübte Schwimmer Schwierigkeiten“, sagt Christopher Schuster von der Feuerwehr.

    Wer eine Abkühlung sucht, sollte den Rhein gänzlich aus seinen Überlegungen streichen. Die ehrenamtlichen Lebensretter des DLRG empfehlen ohnehin, nur an bewachten Badestellen ins Wasser zu gehen – und niemals alleine. „Und Eltern sind immer in der Pflicht, auf ihre Kinder aufzupassen“, betont Michael Grohe.