An Rhein und Ruhr. . Dass hierzulande im Schnitt jeden Monat ein Schwimmbad schließt, betracht unter anderem der Landessportbund als „gefährliche Entwicklung“.

Angesichts des anhaltenden Bädersterbens in Nordrhein-Westfalen, warnen Experten vor den Folgen für die Gesellschaft. So befürchtet die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), dass sich die lebenswichtige Schwimmausbildung weiter verschlechtert. Schon jetzt könne mindestens jedes zweite Kind am Ende seiner Grundschulzeit nicht sicher schwimmen.

Die DLRG hatte Statistiken ausgewertet, laut denen in NRW durchschnittlich ein Schwimmbad pro Monat schließt. Seit Anfang 2016 verschwanden hierzulande 36 Schwimmbäder, acht allein in diesem Jahr. Zwölf wurden saniert.

Weiteren Bädern droht das Aus

Der Landessportbund (LSB) sieht in diesen Trend eine „gefährliche Entwicklung“. LSB-Präsident Walter Schneeloch sagte gestern auf NRZ-Anfrage: „Diese Zahlen bestätigen unsere seit langem geäußerten Befürchtungen. Ohne geeignete Schwimmflächen verstärkt sich die gefährliche Entwicklung, dass immer weniger Grundschüler vernünftig schwimmen können.“

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Wie schlecht es um den Zustand der Bäderlandschaft in der Region steht, zeigt eine weitere Auswertung der DLRG. So seien in NRW derzeit weitere 19 Bäder von Schließungen bedroht.

Dicht gemacht haben in den vergangenen Jahren in der Region etwa das Freibad in Rees, das Benrather Bad in Düsseldorf oder das Freibad Hiesfeld in Dinslaken, das allerdings 2020 wiedereröffnet werden soll, nachdem Politik und Verwaltung einen Bäderkompromiss geschlossen haben.

Schlechter Zustand

Auch der Zustand vieler Bäder macht Sorgen. Laut einer Studie der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen schätzt beinahe ein Drittel der deutschlandweit befragten Badbetreiber den Zustand nur als „ausreichend“, „mangelhaft“ oder „ungenügend“ ein. Der Sanierungsstau sei vor allem in den Großstädten hoch.

„Schwimmbäder gehören zur Grundversorgung“, sagt Rainer Bischoff, der sportpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag. Lange Zeit wären die Bäder als reine Kostenfaktoren gesehen worden. „Das Bewusstsein muss sich ändern, es gibt eine gesellschaftliche Notwendigkeit für Schwimmbäder.“ Ohne finanzielle Unterstützung dürften Kommunen ihren Bäderbestand kaum halten oder gar ausbauen können. Deswegen fordert unter anderem die Bäderallianz, ein Zusammenschluss unterschiedlicher Verbände, eine größere finanzielle Unterstützung für die Städte und Gemeinden von Seiten der Bundesregierung.

Die DLRG beklagt schon seit Jahren, dass die Schwimmvereine und Schließungen leiden und Ortsgruppen aufgelöst werden. Es gibt auch positive Signale: Seit einigen Jahren würden deutlich weniger Bäder geschlossen, als um die Jahrtausendwende.