Essen/Bochum/Gelsenkirchen. Revier-Brauereien produzieren diesen Sommer auf Hochtouren - so sehr, dass Flaschen zeitweise knapp werden. Logistisch eine Herausforderung.
Es war ein kleiner, aber ungewöhnlicher Facebook-Post. Die Bochumer Brauerei Moritz Fiege bat ihre Kunden um Hilfe: Sie mögen bitte ihre Mehrweg-Flaschen rechtzeitig zurückgeben. Wie auch andere Brauereien im Ruhrgebiet erfreuen sich die Bier-Hersteller derzeit an den andauernden Sommertemperaturen - und kämpfen mit den Folgen.
Bei der Wärme trinken die Kunden mehr Bier als sonst - und die Brauereien kommen mit der Produktion zeitweise kaum hinterher. "Wir haben im Sommer natürlich immer eine saisonale Spitze, aber dieses Jahr ist es besonders hoch", sagt Ulrich Biene, Sprecher von Veltins. "Derzeit erleben wir einen historischen Ausstoß."
Wochenlanges Grillwetter macht kühles Bier noch begehrter
Die Gründe sind klar: wochenlang durchgehendes Grillwetter und die Fußball-WM haben das kühle Getränk noch begehrter gemacht als es sonst im Sommer ist. Die Essener Brauerei Stauder habe bislang keine Probleme mit Leergut-Engpässen, so Sprecherin Miriam Seroneit. Ganz anders aber bei anderen Herstellern: Leergut wird normalerweise vorausschauend bestellt, auf diese lange Periode mussten sowohl Fiege als auch Veltins sich neu einstellen.
"Zeitweise war es auch bei uns knapp, aber wir sind jetzt wieder gut hinterher", sagt Veltins-Sprecher Biene. "Auf zwölf Wochen am Stück gutes Wetter sind unserer Produktionen normalerweise nicht eingestellt." Beim Mescheder Hersteller seien die Kapazitäten voll ausgelastet: Alle Anlagen seien kontinuierlich am laufen, so Biene. Produktion und Verladung der abgefüllten Flaschen ziehen sich teilweise bis in den Samstag - Werktage allein reichen nicht aus.
Überstunden bis ins Wochenende bei den Brauereien
So auch bei Moritz Fiege. Die Mitarbeiter leisten täglich Überstunden, sagt Marc Zinkler, erster Braumeister bei Fiege. Ganze 160.000 bis 180.000 Flaschen laufen bei der Privatbrauerei derzeit vom Band. "Normalerweise sind es um die 100.000 bis 120.000", so Zinkler.
Es sei jetzt nicht so, als sei keine Flasche mehr da, um das frisch gebraute Bier abzufüllen. Die Knappheit macht sich vor allem dadurch bemerkbar, dass die Lagerräume mit den neuen Flaschen leerer als in anderen Sommern sind, erklärt Zinkler. "Daher müssen wir vorausschauen."
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Was bei Fiege anders als bei anderen Brauereien zu berücksichtigen ist: Die typischen Bügelflaschen mit dem dickerem Material werden vom Hersteller nur dreimal jährlich geliefert - daher ist es eine Nachbestellung für die Privatbrauerei komplizierter. Eine Fiege-Flasche kann bis zu 40-Mal wieder benutzt werden. Einmal abgegeben werden sie bei 85 Grad mit Natron-Lauge abgekocht und sauber wieder in die Produktion zurückgespielt.
Je schneller die Flaschen also wieder zurückkommen, desto schneller können sie wieder aufgefüllt werden. Bier-Fans sollten also kein Leergut horten.