An Rhein und Ruhr. . Besonders gefährdet sind Senioren: Mehr als 40 Prozent der im Straßenverkehr getöteten Radler sind älter als 75 Jahre. Mehr Pedelec-Unfälle.

Obwohl es immer weniger Verkehrstote gibt, bleibt die Zahl der getöteten Radfahrer in Deutschland konstant: Während die Zahl der Verkehrstoten insgesamt zwischen 2010 und 2017 um 13 Prozent gesunken ist, gab es im selben Zeitraum kaum Veränderungen bei den Radfahrern.

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Im vergangenen Jahr kamen bundesweit 382 Fahrradfahrer im Straßenverkehr ums Leben, wie das Statistische Bundesamt gestern mitteilte – 2010 waren es 381 Menschen. Zudem wurden mehr als 79 000 verletzt. Damit war jeder achte Verkehrstote und jeder fünfte Verletzte im Straßenverkehr ein Radfahrer.

Besonders gefährdet sind Senioren: Mehr als vierzig Prozent der getöteten Radfahrer waren älter als 75 Jahre, das entspricht 155 Getöteten. Vor sieben Jahren waren es noch 92. In Nordrhein-Westfalen ist die Entwicklung vergleichbar: Zwischen 2010 (68) und 2017 (71) blieb die Zahl der getöteten Radfahrer weitgehend auf einem Niveau. Insgesamt gab es in diesem Zeitraum weniger Verkehrstote.

Experten sind sich einig: Die Zahlen lassen sich auch dadurch erklären, dass immer mehr Menschen mit dem Rad unterwegs sind – vor allem E-Bikes oder Pedelecs werden Jahr für Jahr beliebter, was wiederum die Wahrscheinlichkeit von Unfällen erhöht. So wertet das nordrhein-westfälische Innenministerium seit drei Jahren die verunglückten Pedelec-Fahrer extra aus: Die Zahl der Verkehrstoten hat sich dabei in dieser Zeit mehr als verdoppelt, im vergangenen Jahr kamen 21 E-Biker ums Leben – der Großteil war älter als 65 Jahre.

Höhere Geschwindigkeit

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„Wir appellieren an ältere Radfahrer, an einer Pedelec-Schulung teilzunehmen“, sagt Matthias Schiffmann von der Verkehrswacht NRW, die solche Seminare mehrfach im Jahr anbietet. Die höhere Geschwindigkeit und die bessere Beschleunigung der E-Bikes sei für viele Menschen ungewohnt und für manche unberechenbar. „Darauf müssen sich auch die Autofahrer einstellen“, sagt Heiko Müller, stellvertretender Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei.

Die Verkehrswacht und der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) sehen zudem in der Infrastruktur ein Problem. „An vielen Stellen ist die Infrastruktur für Radfahrer immer noch nicht sicher“, sagt der ADFC-Vorsitzende Thomas Semmelmann. „Wir erwarten von der Politik, dass sie endlich klare Kante zeigt und die Sicherheit für Radfahrer verbessert.“ Der Verein gehört zu den Initiatoren der „Volksinitiative Fahrrad“, die unter anderem dies erreichen will.

Radler werden von Lastwagenfahrern übersehen

Besonders schwere Folgen haben Unfälle mit Lastwagen, dabei starben im vergangenen Jahr 76 Radfahrer. Und: Bei solchen Unfällen trugen Radfahrer in nur 20 Prozent der Fällen die Hauptschuld. Bei etwa jedem dritten Unfall mit Personenschaden, an dem ein Fahrrad und ein Lastwagen beteiligt waren, handelte es sich um einen Abbiege-Unfall - weil Lkw-Fahrer oft Radler im "toten Winkel" übersehen.

Die Politik hat sich des Themas verstärkt angenommen. Elektronische Abbiege-Assistenten können Lkw-Fahrer bei drohenden Kollisionen warnen oder die Fahrzeuge abbremsen. Verkehrsminister Scheuer will den Einbau von solchen technischen Systemen in Deutschland beschleunigen - dies geschieht zunächst auf freiwilliger Basis der Speditionen und Logistikunternehmen. Einen verpflichtenden Einbau kann es nur auf EU-Ebene geben, die Verhandlungen aber dauern. (mit dpa)