Probleme gibt es auch am Niederrhein. Verbandspräsident Conzen drängt die Politik zur Eile. Digitalisierung wird auf Äckern und Höfen wichtiger.
Statt Breitband: immer noch nur Kupferkabel. Die Bauern in der Region fordern einen raschen Ausbau des schnellen Internets im ländlichen Raum. „Die Politik muss dafür sorgen, dass alle Bürger an der Kommunikationsgeschwindigkeit teilhaben können“, mahnte der Rheinische Bauernpräsident Bernhard Conzen im Gespräch mit der NRZ. Digitalisierung sei in der Landwirtschaft ein ganz großes Thema.
Melkroboter, per GPS gesteuerte Traktoren, Pflanzenschutz mit Computerunterstützung dosiert: „Heutzutage ist es möglich 25 Gramm Wirkstoff in 100 Liter Wasser aufzulösen und präzise auf 10 000 Quadratmetern auszubringen“, sagt Conzen. Und beim automen Fahren sei die Landwirtschaft mit einer Quote von 25% bei Neufahrzeugen Vorreiter. Nur: Alles das basiert auf der Verarbeitung einer Menge an Informationen. Dafür benötigt man Computer und Internet, gute Funkverbindungen.
Versorgung ist dürftig
„Die Versorgung mit schnellem Internet ist im ländlichen Bereich dürftig, um nicht zu sagen: erbärmlich“, klagt Conzen. Probleme werden z. B. gemeldet aus Emmerich, Uedem oder Goch am Niederrhein, aus der Eifel oder eben aus dem Selfkant im Kreis Heinsberg.
Der Ärger der Bauern gehe soweit, dass einige sogar bereit seien, Kabel selbst zu verlegen, heißt es beim Rheinischen Landwirtschafts-Verband. Präsident Conzen sieht in der Digitalisierung und dem schnellen Internet eine Zukunftsfrage für die Landwirtschaft, die auf gesellschaftliche Anforderungen reagieren wolle. Im NRZ-Gespräch nimmt Conzen die aktuell wieder diskutierten Nitratwerte im Grundwasser als Beispiel. Damit die Werte wieder sinken, sei es nötig, präzise zu düngen – dafür aber benötige man Computerunterstützung und Wissen (etwa: Wie wurde im vergangenen Jahr genau an dieser Stelle gedüngt?).
Immer mehr Daten werden vernetzt
„Von Digitalisierung muss man Bauern nichts erzählen, die Landwirtschaftschaft ist hier weiter als andere Bereiche“, meint Bernhard Rüb, Sprecher der Landwirtschaftskammer. Er berichtet von einer Baumschule aus der Region Bonn, auf deren 500 Hektar Betriebsfläche 20 GPS-gesteuerte Traktoren unterwegs seien, „alle vernetzt“. „Traktoren können heute alleine kilometerweit geradeaus fahren – bei zwei Zentimetern Abweichung“, sagt Rüb.
Mit ihren Flächen und Betriebsabläufen sei die Landwirtschaft prädestiniert für die Digitalisierung. Neu sei, dass immer mehr Daten vernetzt werden. „Der Bauer verarbeitet Wetter- und Betriebsdaten, er kommuniziert mit der Kammer, während Saatgutpreise durchgegeben werden und vom Maschinenhersteller Uploads kommen“, sagt Rüb.
Besuch aus Litauen:Wir sind schon weiter
Die Kammer z. B. gebe digitale Landkarten an Betriebe weiter. Das könne dauern, wenn die Internetverbindung nicht mitspielt. „Während Bauern im Kölner Raum teilweise Verbindung mit 300 Mbit pro Sekunde haben, muss man im ländlichen Raum ja schon über 50 Mbit froh sein“, sagt Rüb. Bei der Kammer habe man von einiger Zeit Besuch aus Litauen gehabt. Dieser habe berichtet, dass man dort mit der Internetversorgung für den ländlichen Raum schon viel weiter sei.
>>>Rheinländer beim Deutschen Bauerntag
Mit einer 35-köpfigen Delegation sind die Rheinischen Bauern (etwa 15 000 Mitglieder) am 27. und 28. Juni beim Deutschen Bauerntag in Wiesbaden vertreten. Das Motto des Treffens ist „Zukunft wächst auf dem Land“.
Der Rheinische Bauernpräsident Conzen ist in Wiesbaden in ein Forum zum Klimawandel eingebunden. „Die Witterungsunbilden, wie wir sie jetzt auch im Frühjahr in Form heftiger Gewitter erlebt haben, gefährden unsere Ernte“, sagt Conzen.
Die Landwirtschaft müsse versuchen, sich auf Wetterextreme einzustellen – etwa durch Pflanzenzüchtungen, die robuster und standsicher sind oder in längeren Perioden ohne Regen Trockenstress besser aushalten.