Düsseldorf. . Die Zahl der Flugausfälle und größerer Verspätungen hat am Flughafen Düsseldorf rasant zugenommen – vor allem Eurowings-Kunden sind betroffen.
Die Nachricht, die die Fluglinie Eurowings am vergangenen Sonntag um 15.46 Uhr verschickte, war keine gute. Der Flug EW9044, der die Passagiere nur wenige Stunden später von Düsseldorf nach Berlin bringen sollte, sei kurzfristig gestrichen worden. „Um Ihnen lange Wartezeiten am Ticketschalter zu ersparen, bieten wir Ihnen folgende Alternativen zur Umbuchung oder Erstattung Ihres Fluges an...“
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Warum? Wieso? Weshalb? Und vor allem: Warum so kurzfristig trotz blauen Himmels und trotz fehlender Streiknachrichten? Fehlanzeige, keine Begründung – stattdessen: „Wir entschuldigen uns für die Ihnen entstandenen Unannehmlichkeiten und danken Ihnen für Ihre Geduld und Ihr Verständnis.“ Die Nachricht, sowohl optisch als auch inhaltlich, wirkte wie ein routiniert formulierter Sammelbrief.
Extreme Wetterkapriolen
Was nicht wirklich verwunderlich wäre. Denn die Zahl der Stornierungen steigt in einem Ausmaß, dass Passagiere offenbar um ihre Flüge bangen müssen. Laut einer Auswertung des Flugrechteportals Eu-Claim, das für Passagiere Erstattungen erstreitet, sind vom 1. Januar bis zum 10. Juni exakt 802 Eurowings-Flüge von oder nach Düsseldorf gestrichen worden. Vor einem Jahr hatte es im gleichen Zeitraum lediglich 94 Annullierungen beim Lufthansa-Ableger gegeben.
Beim Thema Verspätungen ist die Entwicklung kaum besser. Vom 1. Januar bis zum 10. Juni starteten oder landeten 139 Flüge in Düsseldorf um mehr als drei Stunden verspätet. Auch hier gilt: Tendenz steigend. Nach Auswertungen von Eu-Claim waren im Vorjahreszeitraum lediglich 42 Maschinen um mehr als drei Stunden verspätet.
Eurowings-Sprecher dementiert nicht
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Ein Unternehmenssprecher von Eurowings selbst dementiert die veröffentlichten Zahlen nicht, weist aber gegenüber der NRZ darauf hin, dass „wir seit Januar rund 98 Prozent unserer Flüge durchgeführt haben“. Und zwar, „obwohl seit vielen Wochen alle europäischen Airlines von zahlreichen Störfaktoren belastet werden, die sie so gut wie nicht beeinflussen können.“
Eurowings weist unter anderem auf „extreme Wetterkapriolen wie Gewitter, Stürme, Hagel usw. hin, die europaweit immer wieder zu stundenlangen Flughafen-Schließungen führten. Zudem gebe es „akuten Personalmangel bei Flugsicherungen“ sowie „eine Rekordzahl an Fluglotsen-Streiks in Ländern wie Spanien, Frankreich, Griechenland und Italien, die die Luftwege gen Süden quasi dicht gemacht haben.“
941 Problemflüge
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Und Fakt ist offenbar: Tatsächlich kämpft nicht nur Eurowings in Düsseldorf mit Annullierungen und Verspätungen. Laut Eu-Claim führt die Airline mit 941 Flügen zwar die Tabelle an, aber bei Lufthansa (431 Flüge) und Condor (162 Flüge) läuft der Verkehr auch nicht absolut reibungslos.
Eurowings verweist entsprechend darauf, dass zahlreiche Fluggesellschaften im ersten Sommerflugplan nach der Insolvenz der Air Berlin Gruppe immer noch daran arbeiten, die weggefallene Kapazität der ehemals zweitgrößten deutschen Airline von mehr als 140 Flugzeugen zu ersetzen. „Nie zuvor in Europas Luftverkehr hat es eine derart gravierende Marktverschiebung gegeben“, so der Unternehmenssprecher. „Wir transferieren zurzeit rund 90 Flugzeuge in die Eurowings Group. Das ist für jedes Flugzeug ein hochanspruchsvoller Prozess: Bei Ihrem Auto dauert das einen Tag, bei einem Flugzeug mehrere Wochen.“