Köln. . Dass die rot-grüne Landesregierung abgewählt wurde, hat sicher nichts mit ihm zu tun: Norbert Walter-Borjans, kurz „Nowabo“, genießt auch nach der Wahl einen guten Ruf. Der 65-jährige Kölner ist mit sich im Reinen, genießt den Ruhestand und beschäftigt sich weiter mit dem Thema, für das er berühmt wurde: die Jagd auf Steuersünder.

Dass die rot-grüne Landesregierung abgewählt wurde, hat sicher nichts mit ihm zu tun: Norbert Walter-Borjans, kurz „Nowabo“, genießt auch nach der Wahl einen guten Ruf. Der 65-jährige Kölner ist mit sich im Reinen, genießt den Ruhestand und beschäftigt sich weiter mit dem Thema, für das er berühmt wurde: die Jagd auf Steuersünder.

In der Kneipe, in der Straßenbahn oder an der Fleischtheke klopfen ihm manchmal fremde Menschen auf die Schulter und sagen: „Gut gemacht.“ Solche Erfahrungen dürfte nicht jeder Ex-Minister machen. Einige fangen stark an und schwächeln später. Bei „Nowabo“ war es andersrum. Als er ins Finanzminister-Amt startete, zog das Verfassungsgericht beim Nachtragshaushalt die Notbremse. Daraufhin „fand“ der Minister zufällig eine Milliarde Euro im Haushalt, ohne sagen zu können, wo das Geld herkam. Heute lacht keiner über „Nowabo“. Überall, in Düsseldorf, Berlin, Malta, Zypern, Athen und Panama gilt er als Verteidiger der Steuergerechtigkeit. Und er arbeitet „mit Herzblut“ weiter an diesem Ruf.

„Ich bekomme Einladungen zu Vorträgen von der Friedrich-Ebert-Stiftung über den Bankenverband, Transparency International bis hin zu SPD-Ortsvereinen und Kirchenkreisen. Ein Verlag hat mich gebeten, ein Buch über Steuergerechtigkeit zu schreiben. Das zwingt mich zur Selbstdisziplin am Schreibtisch auch nach dem Ministeramt. Das Buch ist fast fertig und soll im Oktober erscheinen“, erzählt er. Mit 65 Jahren tue es gut, nicht mehr im Hamsterrad zu strampeln: „Mein Terminkalender ist gut gefüllt, aber das ist kein Vergleich mit der Tagesbelastung eines Ministers. Wenn ich am Schreibtisch sitze, habe ich immer das gute Gefühl: Ich müsste es ja nicht.“

„Nowabo“ hatte im Mai 2017 nicht zum ersten Mal ein Amt verloren. Es beeindrucke ihn jedes Mal, wie sich die Welt nach solchen Niederlagen teile. „Die einen haben sich erkennbar nur für den Minister interessiert, die anderen auch für den Menschen Norbert Walter-Borjans. Und diese ehrlich Interessierten habe ich sehr zu schätzen gelernt.“ Verlieren gehöre nun mal auch zur Demokratie, sagt er milde. Wichtig sei, sich selbst treu zu bleiben. „Nicht verbiegen lassen, auch bei starkem Gegenwind“ ist das Motto des Rheinländers.

Skeptisch ist der Steuersünder-Jäger, ob die schwarz-gelbe Landesregierung sein Werk fortsetzt. „Ich weiß nicht, wie sich die Ankäufe von Steuer-CDs entwickeln, vermute aber, dass sich da im Moment wenig tut. An das Versprechen, ,in gleicher Qualität’ Steuerbetrug zu bekämpfen, glaube ich nicht. Die FDP hat kein Interesse daran. Die Union ist gespalten. Ein Teil der CDU tickt da wie die FDP, der andere Teil will Steuersünder zur Verantwortung ziehen. Viele CDU-Wähler erwarten von ihrer Partei, dass sie Steuergerechtigkeit ernst nimmt. Mein Eindruck der letzten Monate war, dass Schwarz-Gelb es deshalb nicht unangenehm fand, der Finanzverwaltung die Entscheidung zu überlassen. Die mag keine Leuchttürme wie die Steuerfahndung Wuppertal. Ich befürchte, dass die gute Arbeit, die in Wuppertal geleistet wurde, verkümmert. Ich lasse mich aber gern vom Gegenteil überzeugen.“