Münster. . Vor dem Katholikentag sprachen wir mit Bischof Felix Genn über das Friedensmotto, die Kraft des Glaubens und die Einladung an einen AfD-Politiker.

In vier Tagen beginnt der 101. Katholikentag. Wenn das Wetter gut bleibt, werden an den fünf Tagen mehr als 70 000 Besucher nach Münster kommen. Was sie erwartet, welche Wirkung von dem Treffen ausgehen kann und was das Motto „Suche Frieden“ für ihn persönlich bedeutet – darüber sprach Peter Toussaint mit Felix Genn, dem Bischof von Münster.

Frage: Ist es für Sie etwas Besonderes, als Bischof von Münster quasi „Hausherr“ und „Gastgeber“ des 101. Katholikentages zu sein?

Bischof Genn: Ja, das ist für mich etwas Besonderes. Ich freue mich sehr, dass der Katholikentag nach 88 Jahren wieder in Münster stattfindet. Und ich freue mich noch mehr, wenn ich sehe, wie viele Menschen sich bereits im Zugehen auf diesen Katholikentag in unserem Bistum engagiert haben. Das ist großartig, und dafür bin ich zutiefst dankbar.

Frage: Was kann das Besondere am 101. Katholikentag sein? Worauf dürfen die Besucher sich freuen?

Bischof Genn: Die Besucher dürfen sich zunächst einmal darauf freuen, dass die Münsteraner sie herzlich begrüßen werden. Jede und jeder ist uns willkommen. Dann dürfen sich die Besucher auf ein ebenso vielfältiges wie profiliertes Programm freuen. Das reicht von den Gottesdiensten, über die weiteren geistig-spirituellen Angebote bis zu den Diskussionen und Foren über Themen, die unsere Gesellschaft und Kirche gerade umtreiben.

Ich möchte allen Besuchern nur zwei Tipps geben: Packen Sie sich das Programm nicht zu voll, und nutzen Sie auch die Gelegenheit für Begegnung und Austausch! Und: Kommen Sie mit der ganzen Familie. Als gastgebendes Bistum bieten wir eine kostenlose Kinderbetreuung für Kinder von zwei bis neun Jahren an. Es soll der familienfreundlichste Katholikentag werden!

Frage: Welche Bedeutung hat das Motto „Suche Frieden“ für Sie?

Das Motto des Katholikentags prangt auf Tüchern, Tassen und Taschen.
Das Motto des Katholikentags prangt auf Tüchern, Tassen und Taschen. © dpa

Bischof Genn: Eine ganz zentrale. Ich bin mir sicher, wir hätten kein besseres finden können. Unsere Welt, unsere Gesellschaft, unsere Familien und leider zuweilen auch unsere Kirche befinden sich in einem Zustand des Unfriedens. Daher erhoffe ich mir im Blick auf das Leitwort „Suche Frieden“, dass von ihm und vom Katholikentag eine nachhaltige Wirkung ausgeht, die den politisch Verantwortlichen signalisiert: Wir haben genug von Krieg und Gewalt! Setzen Sie sich mit allen friedlichen Mitteln, die Ihnen zur Verfügung stehen, dafür ein, dass die Kriege in Syrien und an den anderen Brandherden dieser Welt beendet werden! Und dann ist das Motto auch deshalb so stark, weil es viele weitere Aspekte von Frieden beinhaltet: vom inneren Frieden bis zum Frieden zwischen den Religionen und in unserer Kirche.

Frage: Im Vorfeld wurde auch innerhalb der katholischen Kirche gestritten, weil ein AfD-Politiker zu einem Podiumsgespräch eingeladen wurde. Was ist Ihre Position dazu?

Bischof Genn: Ich habe diese Entscheidung mitgetroffen und halte sie für richtig. Ich verstehe, dass manche die Frage stellen, wie es sein kann, dass auf einem Katholikentag ein Rechtspopulist auf einem Podium sitzt. Denn diese Rechtspopulisten vertreten in zentralen Fragen rassistische und menschenverachtende Positionen, die mit dem christlichen Menschenbild nicht vereinbar sind. Dennoch können und dürfen wir eine Partei, die bei der letzten Bundestagswahl 12,6 Prozent der Stimmen gewonnen hat, nicht einfach ignorieren; das ist viel zu lange geschehen und hat die Partei mit stark gemacht.

Wenn man sich die Debatten der letzten Wochen im Bundestag anschaut, sieht man, dass es immer wieder Politikern anderer Parteien gelingt, die Rechtspopulisten zu demaskieren und sie argumentativ in ihre Schranken zu verweisen. Darum geht es. Im Übrigen kann ich mich nicht für einen pluralistischen Diskurs und für kontroverse Diskussionen auf einem Katholikentag einsetzen und dann den Vertreter einer Gruppe ausschließen. Der Katholikentag sollte kein harmonisches Familientreffen sein.

Frage: Kirchen verlieren Mitglieder und Einfluss. Im schwarzen Münster sind heute weniger als die Hälfte der Bürger katholisch. Warum wird die Botschaft Jesu Christi nicht mehr gehört? Kann der Katholikentag ihr mehr Gehör verschaffen, neue Begeisterung wecken?

Bischof Genn: Das hoffe ich. Ich hoffe, dass der Katholikentag nicht einfach nur, wie man heute sagt, ein Event ist, sondern, dass er nachhaltige Wirkungen haben wird. Und das sowohl im Blick auf das eigene Leben als auch auf die weltpolitischen Fragen, die ich schon angesprochen habe. Der Katholikentag kann, so denke und hoffe ich, deutlich machen: Die Botschaft Jesu Christi ist weder überholt noch verstaubt, sondern jung, lebendig, gemeinschaftsfördernd und brandaktuell. Und die Besucher können mit ihrem Glaubenszeugnis zeigen: Der Glaube an Jesus Christus schränkt das Leben nicht ein, sondern bereichert es ungemein.

Frage: Auf welchen Programmpunkt freuen Sie sich am meisten?

Bischof Genn: Ich freue mich vor allem auf die Begegnungen mit ganz vielen Menschen.

Biografische Daten zum Bischof von Münster

Bischof Felix Genn Foto: Archiv Felix Genn wurde am 6. März 1950 in der Eifel geboren. Er studierte Theologie in Trier und Regensburg. 1976 wurde er zum Priester geweiht.

1999 wurde er Weihbischof im Bistum Trier. Im April 2003 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Essen.

Papst Benedikt machte Felix Genn am 19. Dezember 2008 als Nachfolger von Bischof Lettmann zum Bischof von Münster.

Infos zum Katholikentag in Münster

Ein Plakat mit dem Motto. Foto: dpa Der 101. Katholikentag findet vom 9. bis 13. Mai statt. Es ist nach 1852, 1885 und 1930 der vierte Katholikentag in Münster.

Das Motto heißt „Suche Frieden“. Genau vor 400 Jahren begann der 30-jährige Krieg, der mit dem Westfälischen Frieden in Münster zu Ende ging.

Mehrere Zehntausend Teilnehmer aus ganz Deutschland werden zu mehr als 1000 Veranstaltungen erwartet.