Schlager verschwindet aus dem Tagesprogramm des WDR4
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An Rhein und Ruhr. . Früher war WDR 4 für Schlagerliebhaber ein Paradies. Heute ist das Programm des Senders internationaler aufgestellt – das gefällt nicht jedem.
Ob Peter Alexander, Andrea Berg oder Roland Kaiser – wer einst auf der Suche nach Schlagermusik war, wusste, wo er fündig wird: bei WDR 4. Doch diese Zeiten sind längst vorbei, denn seit einigen Jahren verschwindet die Musik von Schlagerstars wie Helene Fischer oder Tony Marshall nach und nach aus dem Tagesprogramm des Kölner Radiosenders.
Die Meinung der NRZ-Leser zum Richtungswechsel bei WDR4
Jürgen Wyzenkiewicz
Ich möchte einmal eine Lanze für den jetzt so stark kritisierten WDR 4 brechen. Musik ist sicherlich Geschmackssache. Mir z. B. und auch vielen meiner Bekannten und Freunde gefällt diese Musik der 60, 70 und 80iger Jahre ausgesprochen gut, während uns die Musik des „alten WDR 4“ überhaupt nicht gefallen hat.
Rainer Haas
Der Kritik am WDR stimme ich bis auf das „Gedudel“ zu. Ich finde das „Gefasel - inhaltlicher Unsinn -“ in der Sendung „Guten Morgen“ ab 6 Uhr mancher Moderatoren/innen, insbesondere des Duos Schneider/Terhoeven, z.B. während der Autofahrt störend. (...)
Gudrun Brinkert
Da hat es dieser Sender endlich geschafft, sich vom Blasmusik- und Seichtschlagerniveau zu emanzipieren, da fallen schon die Ewiggestrigen über ihn her. (...) Zudem werden durchaus auch deutsche Titel gespielt - zum Glück nicht Tony Marshall, Helene Fischer und Co. Weiter so WDR 4!
Wolfgang Petzold
Dieses andauernde Gejammer wegen der Musikauswahl bei WDR 4 ist doch unerträglich. Es gibt eine ganze Menge Sender, aus denen sich jeder seine Lieblingsmusik heraussuchen kann.
Hank Chinanski
Ich bin Jahrgang 1955 und mit den Beatles und den Stones aufgewachsen. Das Programm von WDR 4 finde ich wunderbar. Obwohl, oder weil ich über 60 bin.
Manfred Breuer
Ich bin 68 und mit englischer Rockmusik aufgewachsen und bitte WDR 4 inständig, nicht dem Geschwätz von heimatseligen Liebhabern des unerträglichen deutschen „Volks-Gedudels“ nachzugeben.
Michael Krusius
Auch wir, Bekannte und Freunde, schalten den WDR 4 nicht mehr ein, seitdem Herr Buhrow den WDR umgekrempelt hat. Ich denke, er kann sich nicht vorstellen, dass es auch noch Personen Ü60 gibt. Diese Hörergilde würde auch mal gerne alte oder neue Songs auf deutsch hören. Aus diesem Grund habe ich mir eine „Sprachassistentin“ gekauft, welche mir auf Zuruf diverse deutschsprachige Internetsender abspielt.
Helma & Heinz Metter
Wir hören erst seit der Umstellung WDR 4, weil die Musikauswahl bis dahin nicht unseren Nerv getroffen hat. Haben wir uns aufgeregt oder gemeckert? - Nein.
Heiko Kirchesch, Monika Weise-Kirchesch
Wir (w74, m60) wechselten auf Anraten unserer Tochter zu WDR 4, hier spielt man überwiegend die Musik aus der Zeit, als wir „musikalisch geprägt“ worden sind. Die Leserbriefe zuletzt verstärken unsere Ängste, diese Horrorvorstellung, man kommt als Rock’n’Roll-Fan irgendwann in ein Seniorenheim und ist dann hilflos der Beschallung durch Freddy, Rex Gildo und Peter Alexander ausgeliefert, Musik, vor der man schon als junger Mensch geflohen ist.
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Dafür verantwortlich ist unter anderem Hörfunkchefin Valerie Weber, die 2014 von Antenne Bayern zum Westdeutschen Rundfunk wechselte. Seitdem die 52-Jährige das Ruder übernommen hat, verwandelt sich das einstige Paradies für schlagerliebende Hörer in ein Paradies für Rock- und Popfans. Deutlich macht das ein Blick in die aktuelle WDR-4-Playlist.
Zielgruppe sind Hörer über 50 Jahre
Statt Helene Fischer gibt es heute Ed Sheeran, Status Quo oder gar Pharrell Williams. Schlagermusik läuft wenn überhaupt nur nachts. Bei einigen Hörern kommt der Kurswechsel nicht gut an, wie Leserbriefe in der NRZ zuletzt zeigten.
Auch beim WDR sind sich die verantwortlichen Sendechefs dieser Problematik bewusst. Als Zielgruppe gibt der öffentlich-rechtliche Sender nach wie vor Hörer über 50 Jahre an. Diese seien inzwischen allerdings weitaus mehr mit englischsprachiger Musik sozialisiert als noch in früheren Jahren, erklärt WDR-Pressesprecherin Kathrin Hof.
Der Sender stellt sich musikalisch breiter auf
„Schlagermusik dagegen polarisiert auch in dieser Zielgruppe deutlich – kein anderes Genre der Popmusik trifft auf eine derart hohe Ablehnung“, gibt sie zu verstehen. Aus diesem Grund stelle sich der Sender heute musikalisch breiter auf als früher und berücksichtige neben deutschsprachiger Musik verstärkt auch „Hits und Lieblingslieder“ meist internationaler Herkunft, darunter viele Oldies aus den 60er bis 80er Jahren. Hinzu komme verstärkt deutscher melodiöser Pop.
Die Quoten geben dem Sender recht. Hof: „Unter anderem mithilfe seines musikalischen Konzepts konnte WDR 4 seine Hörerzahlen seit 2015 von circa 1,9 Millionen Menschen täglich (montags bis freitags) auf circa 2,3 Millionen steigern.“
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