An Rhein und Ruhr. . Düsseldorfs Rheinbahn lässt trotz Streik regelmäßig Busse fahren. Im Revier geht hingegen nichts – das hat mit der Struktur der Betriebe zu tun.

Verdi lässt wieder die Muskeln spielen: Wenn die Gewerkschaft in dieser Woche zum zweiten Warnstreik in der Tarifauseinandersetzung mit den kommunalen Arbeitgeberverbänden aufruft, bekommen das neben Eltern von kleinen Kindern vor allem die Pendler im Land zu spüren. Doch während es in den meisten Kommunen zumindest Notgruppen für die Kinderbetreuung gibt, stehen Menschen, die auf Busse, Straßenbahnen und U-Bahnen angewiesen sind, spätestens an den Bahnhöfen im Regen – denn in den meisten kommunalen Verkehrsbetrieben in Nordrhein-Westfalen steht der Betrieb komplett still.

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Aber nicht überall. Glücklich schätzen kann sich wohl wieder, wer Kunde der Rheinbahn ist. Der Verkehrsbetrieb in der Landeshauptstadt schafft es regelmäßig, an Streiktagen einen Notfallfahrplan aufzustellen. Beim Ausstand vor drei Wochen fuhren 14 Linien – auch am Mittwoch sollen erneut Busse fahren, das genaue Angebot wird erst kurzfristig stehen.

Busse fahren nicht nach Fahrplan, aber im Takt

In den Depots bleiben Busse und Straßenbahnen hingegen u.a. in Essen, Mülheim, Duisburg und Oberhausen. Warum kann die Rheinbahn, was viele andere Verkehrsgesellschaften offensichtlich nicht können? Zunächst zeigen sich die Düsseldorfer an Streiktagen kreativ: Am Vorabend des Ausstands wurden 60 Busse nicht zurück in die Betriebshöfe gebracht, sondern an geheimen Orten versteckt – um so am nächsten Morgen die Streikposten zu umgehen.

Zusammen mit Bussen privater Unternehmen brachte die Rheinbahn damit immerhin ein Rumpfangebot mit 14 Linien zu Stande, die zwar nicht nach Fahrplan, aber im regulären Takt fuhren. Das Unternehmen war mit der Aktion zufrieden. „Wir wollten unseren Fahrgästen ein möglichst gutes Angebot machen. Die ­Linien waren gut gefüllt, aber nicht überfüllt“, sagte Rheinbahn-Sprecherin Heike Schuster.

Die Ruhrbahn fährt in Essen und Mülheim - wegen des Warnstreiks allerdings nicht am 10. April.
Die Ruhrbahn fährt in Essen und Mülheim - wegen des Warnstreiks allerdings nicht am 10. April. © Kerstin Bögeholz

Neu ist die Idee der Verkehrsgesellschaft nicht – schon beim Warnstreik vor vier Jahren ließ sie erfolgreich Busse verstecken. Die Essener Evag (heute Ruhrbahn) lobte damals die Cleverness der Aktion, bescheinigte einen „hohen Unterhaltungswert“ und gab zu, da selbst nicht drauf gekommen zu sein. Zum Nachahmer will sie auch dieses Mal nicht werden – und das hat vor allem mit der unterschiedlichen Organisationsstruktur der Unternehmen zu tun.

Düsseldorf hat mehr Busse von Fremdunternehmen im Einsatz

„Der Ruhrbahn ist die Vorgehensweise bekannt“, sagte Unternehmenssprecherin Simone Klose auf Anfrage. „Da die Rheinbahn eine deutlich höhere Fremdvergabequote hat, kann sie den Notfahrplan weitgehend mit Mitarbeitern des Fremdunternehmens stemmen.“ Das sei bei der Verkehrsgesellschaft für Essen und Mülheim nicht möglich. Mit Fremdvergaben sind Linien gemeint, die von Subunternehmen betrieben werden, deren Mitarbeiter nicht streiken. Zum Vergleich: Bei der Rheinbahn liegt die Quote bei 39 Prozent, bei der Ruhrbahn sind es in Essen rund 20 Prozent. Bei den meisten Verkehrsgesellschaft im Ruhrgebiet sieht es nicht anders aus.

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Zudem argumentiert die Ruhrbahn, dass die Fremdfirmen meist nur Stadtrand-Linien bedienen, bei der Stoag in Oberhausen sind es sogar nur einzelne Kurse – ein Notfallfahrplan hätte deshalb wenig Sinn. „Dies würde dem Fahrgast nicht helfen“, so Klose. Die Duisburger Verkehrsgesellschaft DVG gibt ebenfalls an, dass sie an Streiktagen nicht genügend Kapazitäten für einen vernünftigen Notfallfahrplan hat. Fahrer von Fremdunternehmen könnten auch nicht so einfach andere Linien übernehmen, da ihnen Kenntnisse über die Strecken fehlen.

Trotzdem ist die Rheinbahn nicht die einzige Verkehrsgesellschaft in der Region, die am Streiktag Busse fahren lässt. Auch die Niag hält mit Hilfe von Subunternehmen am Niederrhein ein Grundangebot für ihre Kunden bereit.

>>DAS SAGT DIE GEWERKSCHAFT VERDI

Die Gewerkschaft Verdi sieht ihre Streikmaßnahmen durch den Notfallfahrplan und die „Versteck“-Aktion der Düsseldorfer Rheinbahn nicht geschmälert. „Natürlich ärgert uns das“, sagt Uwe Foullong, der stellvertretende Geschäftsführer für den Verdi-Bezirk Düssel-Rhein-Wupper. „Aber wir sehen die Wirkung des Warnstreiks gegenüber den Arbeitgebern in Düsseldorf dadurch kaum geschwächt.“

Für die Fahrgäste an Rhein und Ruhr bedeutet der Warnstreik im Öffentlichen Dienst vor allem eine Einschränkung im städtischen Verkehr. S-Bahnen und der Schienennahverkehr in Nordrhein-Westfalen sind nicht vom Ausstand betroffen.

Der Warnstreik wird die Menschen in NRW auch am Mittwoch treffen. Dann hat der Deutsche Beamtenbund zum Ausstand aufgerufen.