An Rhein und Ruhr. . Ab Aschermittwoch gilt es wieder, auf etwas zu verzichten. Und wir NRZ-Redakteure machen mit: Es gibt einige Dinge, die wir links liegen lassen.
Fasten ist angesagt: Mehr als die Hälfte der Deutschen hält es für eine gute Idee, in den nächsten knapp sieben Wochen auf Genuss oder Konsum zu verzichten. Sagt zumindest die Umfrage einer Krankenkasse. Ganz oben auf der Verzichts-Liste stehen die Klassiker: Süßigkeiten, Alkohol und Fleisch. Alles sinnvoll, nur etwas langweilig.
Es geht auch anders: Manche fasten fürs Klima oder lassen in den 40 Tagen ihr Auto komplett stehen, andere verzichten zur Abwechslung mal aufs Lügen. Wer wirklich durchhalten will, sollte sich ein möglichst konkretes Ziel setzen und einen Plan haben, wie er das auch erreichen kann, raten Experten. Wir in der Redaktion haben uns auf jeden Fall ein paar Gedanken gemacht. Ob alle durchhalten? Das lesen Sie dann an Ostern.
40 Abende ohne Facebook
Keine Frage: Journalismus der Gegenwart ist ohne Facebook, Youtube, Twitter, Instagram nicht mehr denkbar. Auch wir bei der NRZ nutzen Social Media. Aber muss man dann jeden Abend, wenn die Arbeit längst erledigt ist, ins Handy gucken, um zu verfolgen, wer was wann worüber gepostet hat? Wer gerade wo im Urlaub ist oder demnächst welches Konzert zu besuchen gedenkt? Kann man nicht mehr ins Restaurant gehen, ohne sein Essen zu fotografieren oder der Welt augenblicklich mitzuteilen, wie schnell oder langsam die Kellnerin die Getränke gebracht hat? Kann man schon. Macht man aber meistens nicht. Mache ICH nicht. Der ständige Blick aufs Handy ist mehr als eine liebe Gewohnheit, er ist fast schon zum Reflex geworden. Deswegen ist nun die richtige Gelegenheit, auf Facebook-Entzug zu gehen. 40 Tage ohne Handyglotzerei, ohne Likes und Postings. Eine Ausnahme: Auf der Arbeit geht es nicht ohne. Aber nach 20 Uhr ist Sendeschluss. (Jacqueline Siepmann)
Nur noch Treppen
Ich habe es vorhin nochmal Stufe für Stufe nachgezählt. Es werden 118 kleine, gemeine Prüfungen sein. Jeden Arbeitstag. Vor allem: mehrmals täglich. Ich habe mich entschieden, in der Fastenzeit nur noch Treppen zu nutzen. Keine Aufzüge (im Büro), keine Rolltreppen (beim Shoppen). Ich muss in unserer Redaktion sogar zeitweise die Gebäude wechseln. Das macht den Alltag also fortan zur permanenten Treppenmarter. Auf der anderen Seite: Jede genommene Treppenstufe verlängert das Leben angeblich um drei bis vier Sekunden. Hammer, oder? Mal sehen freilich, ob ich die nächsten 40 Tage in dem Stil überlebe. Wenn ich nach meinem Sturm der Etagen noch so verheerend erbarmungswürdig schnaufe wie gestern, werde ich den Liftverzicht vermutlich dann doch nicht als soooo gute Idee einstufen... (Michael Minholz)
Weg mit dem Plastik
Unsere Plastik-Bilanz fällt ziemlich verheerend aus: Rund 37 Kilogramm Verpackungsmüll aus Kunststoff verursacht jeder Deutsche im Jahr. Das ist laut BUND der Spitzenwert in Europa. Deswegen rufen die Umweltschützer in diesem Jahr wieder zum Plastikfasten auf. Der Kunststoff ist ja aus unserem Leben eigentlich kaum wegzudenken: Es wird draus getrunken, Obst und Gemüse werden drin verpackt und in vielen Kosmetikartikeln stecken Mikroteilchen. Im Supermarkt lässt sich manches ja relativ einfach umsetzen: Von nun an geht der Griff zur Glasflasche anstatt zum Tetrapak, der Jutebeutel findet seinen Platz noch konsequenter im Rucksack und an der Obsttheke kommt der Preisaufkleber direkt auf die Banane und nicht auf die Tüte. Bei Duschgel und Deo wird das schon schwieriger, das hat nicht nur mit den Mikroteilchen innen drin zu tun, sondern auch die Verpackung scheint in den meisten Fällen kaum vermeidbar. Aber wer weiß, welche kreativen Lösungen sich da finden lassen. Einen Vorteil hat das Plastikfasten jedenfalls: Mit den meisten Süßigkeiten ist ebenfalls in nächster Zeit Schluss! Schließlich stecken Schokoriegel und Gummibärchen im verbotenen Kunststoffkleid. (Robin Kunte)
Endlich Shopping-Pause
Es ist ja wirklich verlockend: Bald hängt die Frühjahrskollektion in den Läden und online winkt auch immer das ein oder andere Schnäppchen. Trotzdem ist jetzt Schluss – in den nächsten 40 Tagen gebe ich keinen Cent fürs Shoppen aus. Da freut sich nicht nur mein Geldbeutel, sondern auch mein – zugegebenermaßen ohnehin schon großer – Kleiderschrank. Darin ist neben Reihen von Blusen und Kleidern, Stapeln von Hosen und unzähligen Paar Schuhen nämlich seit Längerem schon kein Platz mehr für Neuanschaffungen. Übrigens: Weniger Geld ausgeben macht glücklich, habe ich letztens gelesen. Und Schaufenstergucken mache ich auch gerne, zumindest bis die Fastenzeit vorbei ist. (Anica Hegmans)
Fohlen bleiben im TV-Stall
Also Freunde des Fußballs, was zu viel ist, ist zu viel. Egal was mein Sky-Abo auch kosten mag, das Geld schmeiß’ ich jetzt in den Wind und pfeif auf die Kickerei der Fohlenelf. Ich habe jedes Spiel in der Rückrunde gesehen von meinem Verein, der Borussia vom Niederrhein, aber jetzt ist Schluss. Jetzt wird Fußball gefastet, und zwar radikal: Kein Gladbacher Live-Spiel mehr im Fernsehen gucke ich, keinen einzigen Kick, wirklich gar keinen. Okay, die ein oder andere Zusammenfassung muss drin sein, aber mehr geht nun wirklich nicht mehr. Leider. Denn ich kann es als großer Pferdefreund nicht mit ansehen, wie sich junge Fohlen, die eigentlich quicklebendig sein sollten, über grüne Wiesen quälen. Es ist kein schöner Anblick. Deshalb ist das Fasten auch gar nicht so schlimm – und schließlich gibt’s ja noch Hoffnung: Vielleicht erholen sich die Fohlen ja wieder. Jung genug sind sie. (Artur vom Stein)