An Rhein und Ruhr. . Beinahe jeder fünfte Viertklässler kann nicht richtig lesen. Das geht aus der neuen IGLU-Studie hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurde.
Immer mehr Kinder in Deutschland können beim Verlassen der Grundschule nicht richtig lesen. Im internationalen Vergleich ist Deutschland bei der Leseleistung der Grundschüler abgesunken. Zudem hätten immer weniger Kinder Spaß am Lesen. Das geht aus der gestern vorgestellte Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU) hervor.
Seit 2001 ist der Anteil der Viertklässler mit nur geringer Lesefähigkeit von 16,9 Prozent auf 18,9 Prozent im vergangenen Jahr gestiegen. Die Schüler sind laut der Studie kaum in der Lage, Verständnisfragen zu einfachen Texten zu beantworten. Dabei können Viertklässler im Vergleich zum Jahr 2001 im Schnitt heute etwa gleich gut lesen. Während 2001 aber nur vier Staaten höhere Werte erzielten, waren es 2016 zwanzig.
„Die Ergebnisse der Studie sind unbefriedigend“, sagte Landesschulministerin Yvonne Gebauer (FDP) der NRZ. Die Anstrengungen der vergangenen Jahre hätten nicht zu den gewünschten Leistungsverbesserungen geführt. „Deutschland befindet sich noch immer auf dem Standstreifen und wir müssen noch einen Gang zulegen, um auf die Überholspur zu gelangen“, so Gebauer. An den Ergebnissen der Studie lässt sich auch eine wachsende soziale Spaltung ablesen. Denn nicht nur der Anteil der Kinder, die schlecht lesen können, ist gestiegen – es gibt auch mehr besonders leistungsstarke Schüler. Ihr Anteil ist seit der ersten Erhebung 2001 gestiegen – von 8,6 Prozent auf 11,1 Prozent im Jahr 2016. Schüler mit Migrationshintergrund können bei der Lesekompetenz bis zu ein Schuljahr zurückhängen.
GEW: Schwache Stadtteile fördern
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert daher deutlich mehr Geld für die Grundschulen und gezielte Leseförderung – besonders an Schulen, die in sozialschwachen Stadtteilen liegen. „Gerade dort, wo es schwierig ist, fehlen die meisten Lehrer“, so GEW-Landesvorsitzende Dorothea Schäfer zur NRZ.
Zudem pocht die Gewerkschaft darauf, den Ganztag an Grundschulen deutlich zu verbessern. „Im Ganztag findet oft nur eine reine Betreuung statt, wir brauchen aber eine bessere Förderung der Kinder“, so Schäfer. Sie fordert, dass Grundschulen „die am besten ausgestatteten Schulen“ sein sollten. Denn wer nach der vierten Klasse nicht richtig lesen kann, holt dieses Defizit laut Schäfer in der weiteren Schulzeit kaum wieder auf.