Essen. NRW-Innenminister verbietet Hells-Angels-Organisationen: Sonderkommandos und mehr als 700 Polizisten schlagen zeitgleich in 16 NRW-Städten zu.
- Mehr als 700 Polizisten waren bei einer Razzia gegen einen Hells-Angels-Verein im Einsatz
- NRW-Innenminister Herbert Reul hatte den mutmaßlich kriminellen Verein zuvor verboten
- Die Beamten stellten zahlreiche Waffen, Geld, Motorräder, Kutten und Beweismaterial sicher
Unter der Federführung der Essener Polizei rückten mehr als 700 Polizisten, Spezialeinsatzkommandos, Einsatzhundertschaften, szenekundige Ermittler, Mitarbeiter des Landeskriminalamtes sowie zahlreiche Diensthunde in den frühen Morgenstunden am Mittwoch in NRW zeitgleich aus, um ein Vereinsverbot des Innenministers Herbert Reul (CDU) durchzusetzen. Im Fokus: Der Rocker-Verein "Hells Angels MC Concrete City" sowie die Teilorganisation "Clan 81 Germany".
Zweck und Tätigkeit des Rockerklubs und seiner Unterstützer sei einzig und allein gegen Gesetze zu verstoßen, heißt es in der Begründung des Verbots. "Die Hells Angels versuchen Macht- und Gebietsansprüche aggressiv gegen verfeindete Klubs durchzusetzen", erläuterte der Innenminister.
"Der Rechtsstaat nimmt nicht hin, dass Parallelgesellschaften wuchern, in denen seine Autorität und das Gewaltmonopol missachtet werden. Deshalb ist das heutige Verbot des Erkrather Hells Angels Charters und seiner Unterstützerorganisation ein wichtiges Signal", so Reul weiter.
Geld, Motorräder, Kutten der Hells Angels beschlagnahmt
Die Polizei schlug in mehr als 50 Wohnungen und Geschäftsräumen des Vereins und seiner Unterstützer in Erkrath, Wülfrath, Düsseldorf, Ratingen, Wuppertal, Köln, Leverkusen, Bergheim, Neuss, Pulheim, Kevelaer, Goch, Rösrath, Heiligenhaus, Krefeld und Warendorf zu.
Neun Motorräder, 15 Kutten, elf Geldspielautomaten, 13 Messer, ein Gewehr, ein Revolver, eine Armbrust, geringe Mengen Drogen und 60.000 Euro wurden sichergestellt. Das teilte Innenminister Heribert Reul am Mittag mit.
"Mitglieder dieser Hells-Angels-Organisation sind nachweiselich kriminell"
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"Die Mitglieder des Vereins sind nachweislich kriminell. Ihr Alltag besteht aus Gewalt, Waffen, Drogen und Zwangsprostitution. Im August vorigen Jahres kam es mitten in Erkrath zu einer Massenschlägerei mit einer verfeindeten Gruppierung, bei der auch Polizisten verletzt wurden. Die Menschen versetzt das verständlicherweise in Angst und Schrecken. Deshalb ist es wichtig, dass die NRW-Polizei jetzt schnell und robust wieder für Recht und Ordnung sorgt", lässt sich Innenminister Reul zitieren.
Auch sein Vorgänger im Amt, Ralf (SPD) Jäger, hatte Vereins- und Kuttenverbote veranlasst und dies stets auch damit begründet, dass es in NRW keine rechtsfreien Räume geben würde. Diese Verbote wurden später aber in Teilen vom Bundesgerichtshof wieder einkassiert. In den vergangenen fünf Jahren wurden in NRW weit über 200 Razzien gegen Rocker durchgeführt. „Wir treten den Machtdemonstrationen dieser Banden entgegen. Kriminelle Rocker sollen wissen, dass wir die ganze Palette der Gesetze ausschöpfen und sie unter die Lupe nehmen“, drohte Jäger vor rund zwei Jahren.
Dieser Argumentationslinie folgt nun auch sein Nachfolger, Innenminister Reul. Das Verbot der Hells Angels in Erkrath sei Bestandteil der konsequenten "Null-Toleranz-Strategie" der neuen Landesregierung gegen kriminelle Rockerbanden, heißt es. "Wir beobachten die Rocker-Szene ganz genau und kennen die Akteure und Strukturen. Dadurch sind wir in der Lage, einzelne Charter und Chapter gezielt zu zerschlagen", so Reul.