An Rhein und Ruhr. . Die Entscheidung ist gefallen: Homosexuelle Paare dürfen ab Oktober heiraten, folgt nun ein Run auf die Standesämter? Wir haben nachgefragt.
Udo Lindenberg zog den Hut. Der Rocksänger betonte, er sei „begeistert“, nachdem der Bundestag unlängst die Einführung der Ehe für homosexuelle Paare beschlossen hatte. Auf Facebook dichtete der 71-Jährige: „Ob männlich, ob weiblich, wir freuen uns unbeschreiblich.“ Und mit dem Paniksänger freuen sich viele andere, vor allem auch jene Paare, die bislang in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft leben.
Ab 1. Oktober ist es so weit, mit der bevorstehenden Gesetzesänderung in Deutschland könnten auch die bekannte deutsche TV-Moderatorin Anne Will, die seit vielen Jahren mit der Kommunikationswissenschaftlerin Miriam Meckel zusammen ist, den Bund der Ehe schließen. Wie so viele andere Paare hierzulande auch.
Lebenspartnerschaft oder Ehe?
Aber wer will das? Werden die Standesämter tatsächlich mit Terminanfragen für Eheschließungen überhäuft? „In Duisburg gibt es zur Zeit etwa 400 eingetragene Lebenspartnerschaften, wir verzeichnen ein reges Interesse, das aber noch nicht statistisch erhoben wurde“, erklärt Stadtsprecher Peter Hilbrands. Die ersten Termine für Heirat oder Umwandlung seien auch schon vereinbart worden.
Von Duisburg ist es nicht weit bis Wesel. Hier „haben sich bisher zehn Paare über die Ehe, beziehungsweise eine Umwandlung zur Ehe, erkundigt“, sagt Standesbeamtin Michaela Neumeier. Das sei für die Mitarbeiter viel, denn schließlich gäbe es in Wesel insgesamt nur 65 eingetragene Lebenspartnerschaften.
Bisher nur Voranmeldungen in Wesel
Allerdings werden in Wesel bisher nur Voranmeldungen zur Eheschließung vereinbart: „Uns fehlen noch Formulare und Informationen zum Procedere – beispielsweise welche Gebühr erhoben wird – wir erwarten jeden Tag weitere Informationen dazu.“
In Düsseldorf gibt es laut der letzten Erhebung im Jahr 2015 lediglich 113 eingetragene Partnerschaften. Und bei der Stadt wird gerade darüber nachgedacht, ob die Umwandlung in eine Ehe ohne viel Aufwand per Brief vollzogen werden kann. „Aber wie das alles in der Verwaltung umgesetzt wird, steht zum jetzigen Zeitpunkt nicht fest, erläutert Stadtsprecherin Anne Braun.
In Dortmund gibt es weitaus mehr eingetragene Partnerschaften – insgesamt 636. Auch hier erkundigen sich Bürger, von einem „Run“ auf die Standesämter kann aber keine Rede sein: Laut Presseamt sei erst ein einziger Termin zur Eheschließung, beziehungsweise Umwandlung, ausgemacht worden. Ähnlich gering ist die Nachfrage bisher in Emmerich, wie der Standesbeamte Horst Hollenders erzählt: „Nur zwei Paare haben für Oktober ihren Hochzeitstermin vereinbart.“
Köln ist die Hochburg in Nordrhein-Westfalen
Isabel Razanica, Pressereferentin in Essen, erklärt, dass ihre Stadt noch in der Wartestellung sei: „Zum jetzigen Zeitpunkt können nur Terminwünsche entgegengenommen werden.“ Die Sprecherin gibt an, dass in Essen zwar über 750 eingetragene Partnerschaften registriert seien, aber dass sich bislang lediglich „eine Handvoll“ um einen Termin bemüht haben.
Ganz anders ist die Situation in Köln: Dort, wo besonders viele homosexuelle Menschen leben, wird offiziell von über 4000 eingetragenen Lebenspartnerschaften berichtet. Kein Wunder also, dass die Zahl der Heiratswilligen deutlich größer ist als in jeder anderen Stadt an Rhein und Ruhr. Rund 100 Paare möchten sich trauen, und deshalb prüfen die Verantwortlichen in der Domstadt laut Jürgen Müllenberg, dem Pressesprecher der Stadt, sogar das Personal aufzustocken.
F ünf bis zehn Prozent der Bevölkerung sind laut Schätzungen homosexuell.
Der Bundestag entschied am 30. Juni 2017, dass gleichgeschlechtliche Paare heiraten dürfen.
Der größte Unterschied der „Ehe für Alle“ zur eingetragenen Lebenspartnerschaft, ist: Die Paare dürfen dann Kinder adoptieren.
Steuerlich wurde das sogenannte Ehegatten-Splitting bereits 2013 angeglichen.
Seit 2001 konnte man eine Lebenspartnerschaft eintragen lassen.