An Rhein und Ruhr. . Noch wächst der erste Radschnellweg von Duisburg über Essen nach Dortmund eher langsam, da haben Planer schon eine zweite Route im Kopf.
Radfahren ist nicht nur ein Freizeittrend an schönen Tagen, sondern spielt auch in den Überlegungen der Verkehrsplaner als Rezept gegen den Dauer-Stau eine immer wichtigere Rolle. Während der Bau des Radschnellweges 1 (RS1) quer durchs Ruhrgebiet voranschreitet (aktuell ist die Hochpromenade auf dem Viadukt in Mülheim in Arbeit), denken die Planer beim Regionalverband Ruhr (RVR) und in den Städten schon an die nächste Verbindung.
Auf einer Strecke von 16,7 Kilometern könnte ein Radschnellweg „Mittleres Ruhrgebiet“ von Gladbeck über Bottrop nach Essen führen und dort an den Radschnellweg 1 anknüpfen. Planer vom Büro Kaulen aus Aachen und vom Institut für Raumentwicklung und Kommunikation aus Trier haben die Strecke untersucht. Ihr Fazit: Ein solcher Radschnellweg ist möglich.
Fußgänger und Radler trennen
„Von Zentrum zu Zentrum“ heißt die Devise. Die bevorzugte Trasse führt vom Stadtzentrum Gladbeck über die Bottroper Innenstadt nach Essen zum Radschnellweg 1, wie aus der jetzt vorgestellten Machbarkeitsstudie hervorgeht. Die Strecke verläuft wesentlich über die Gleise der alten Zechenbahn und des Uferwegs Berne; in Bottrop geht es über Hauptverkehrs- und Nebenstraßen. Kalkuliert wird mit Baukosten von insgesamt etwa 39 Millionen Euro – das sind etwa 2,33 Millionen Euro pro Kilometer.
Wie der Radschnellweg 1 soll auch diese Verbindung über einen vier Meter breiten Rad- sowie einen eigenen, 2,5 Meter breiten Fußweg verfügen, damit sich Radler und Fußgänger auf der Strecke nicht in die Quere kommen. Laut Studie ist auf 90 Prozent der Strecke ein Ausbau in höchster Qualitätsstufe möglich. Es gebe Verknüpfungspunkte mit Bus und Bahn sowie Leihradstationen.
„Der Radschnellweg Mittleres Ruhrgebiet wird den Radschnellweg 1 optimal als Nord-Süd-Achse von Essen über Bottrop ergänzen“, zeigt sich RVR-Planungschef Martin Tönnes überzeugt. Die Machbarkeitsstudie geht von einer reinen Fahrzeit von 53 Minuten für die gesamte Strecke aus bei einem Durchschnittstempo von 20 Km/h. Klar ist: Eine solche Radverbindung würde örtliche Hochschulen sowie wichtige Firmen anbinden und die zu Stoßzeiten verstopfte Bundesstraße 224 entlasten.
Wie weit diese Entlastung gehen kann, wie viele Bürger also tatsächlich vom Auto aufs Fahrrad umsteigen würden – das muss eine Kosten-Nutzen-Analyse klären, die bis zum Herbst 2017 vorliegen soll. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse sowie der Machbarkeitsstudie wollen die Planer von Regionalverband und Städten dann mit der Landesregierung und dem zuständigen Landesbetrieb Straßen NRW diskutieren, wie der neue Radschnellweg realisiert werden kann.
Beim RVR denkt man schon weiter. Planungschef Tönnes sieht den Radschnellweg 1 sowie die Verbindung Mittleres Ruhrgebiet als „Grundgerüst für ein Radschnellwegenetz durch die gesamte Metropole Ruhr“.