Düsseldorf. . Alle zwei Jahre wird auf dem Düsseldorfer Flughafen die Katastrophe simuliert. Diesmal erkrankt die Crew an einer Lebensmittelvergiftung.

Plötzlich herrscht Hektik auf dem Rollfeld des Düsseldorfer Flughafens. Ein Airbus A320 ist in dichten Rauch gehüllt, Flammen schießen in den Himmel. Nach und nach rauschen Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr heran, beginnen sofort damit, riesige Wasserfontänen auf das Flugzeug zu befördern. Immer mehr Rettungskräfte rasen mit Blaulicht auf den Airbus zu, während sich Feuerwehrleute um die teils verletzten Passagiere kümmern.

Die drängen teils laufend, teils aber auch blutüberströmt und auf einer Bare liegend auf das Rollfeld. Von da müssen sie natürlich schnellstens weg. Sanitäter sichten die Verletzten und markieren sie farbig: Grün ist leicht verletzt und kann warten, gelb sollte bald behandelt werden, rot sofort. Und wer blau kriegt, dem ist nicht mehr zu helfen.

Das Szenario, das den wohl größten Albtraum eines jeden Fluggastes zeigt, ist in diesem Fall aber nur gestellt – bei der Flugunfallübung „Sierra 2017“.

Mit Blaulicht wird zum Airbus gerast

Alle zwei Jahre wird am Düsseldorfer Flughafen die Katastrophe geübt. Das Szenario am vergangenen Samstag: Ein Flugzeug der DüsselAir aus Budapest befindet sich auf dem Landeanflug auf den Düsseldorfer Flughafen.

Wenige Minuten vor der Landung meldet der Copilot dem Tower „Verdacht auf Lebensmittelvergiftung, die Crew ist betroffen“.

Bei der Landung kommt die Maschine von der Bahn ab, wird schwer beschädigt. In dem Flugzeug befinden sich 100 Passagiere — einige von ihnen sind schwerverletzt. Familienangehörige und Freunde der Passagiere verfolgen das Unglück von der Zuschauerterrasse aus. Andere warten als Abholer im Ankunftsbereich.

Rettungskräfte kümmern sich um Verletzte im Rahmen der Flugunfallübung Sierra 2017.
Rettungskräfte kümmern sich um Verletzte im Rahmen der Flugunfallübung Sierra 2017. © Kai Kitschenberg

Die inszenierte Katastrophe beginnt um Punkt 10 Uhr mit einem Hornsignal — rund zwei Minuten später haben die ersten Einsatzkräfte schon das Flugzeug erreicht. Während die Fahrzeuge auf dem Flughafengelände mit Blaulicht auf den Airbus A320 zusteuern, unter der das Jugendrotkreuz ganz realistisch Trümmerteile und aufgeplatzte Gepäckstücke drapiert hat, landet ganz in der Nähe eine Maschine.

Die Fluggäste darin gucken bestenfalls neugierig: Alle sind informiert über die Übung, niemand soll in Panik geraten. Deshalb laufen auch im Terminal mehrsprachig Durchsagen für alle, die mit der Übung nichts zu tun haben.

Schauspielschüler kommen aus Essen

Schauspielschüler aus Essen sollen bei der Übung dafür sorgen, dass die Rettungskräfte unter realistischem Stress stehen. „Auch wenn die Rettungskräfte wissen, dass es sich um eine Übung handelt, ist es für sie trotzdem eine extreme Situation.

Sie gibt den Beteiligten unter annähernd realen Bedingungen die Gelegenheit, das Zusammenspiel der Einsatzkräfte zu überprüfen“, sagt Holger Roßlan, Leiter des Notfallmanagements am Düsseldorfer Flughafen.

Auch die Berufsfeuerwehr trifft aus der Stadt ein, um bei der Rettung der Verletzten zu helfen, die in verschiedene Krankenhäuser in einem Umkreis von 50 Kilometern gebracht werden. Im Terminal sind außerdem Flughafenmitarbeiter ausgeschwärmt, um Angehörige zu betreuen.

350 Menschen haben an der Übung mitgewirkt

Das eigentliche Ziel der Übung ist wenig sichtbar. Es geht um die interne Kommunikation: Funktioniert der Alarmplan, haben die Verantwortlichen kompetent reagiert, ist jeder rechtzeitig informiert worden (auch außerhalb des Flughafens), der Bescheid wissen muss? „Gefahrenabwehr lebt davon, auf komplexe Ereignisse schnell und adäquat zu reagieren.“, sagt Holger Roßlan. „Wir wollen unsere Prozesse immer weiter verbessern, sie schneller und effizienter machen.“

Mehr als 350 Menschen haben an der Übung mitgewirkt. Mal von den Schauspielern und Verletztendarstellern abgesehen, haben Experten allen gründlich über die Schulter geschaut. Denn alle Resultate der Übung werden in den echten Notfallplan des Flughafens einfließen.

Die Auswertung aller Übungsfelder wird noch eine Weile dauern. Das erste Fazit aber war: „Alles hat gut geklappt.“

>>>>Letzter echter Ernstfall: Flug 9525

Im März 2015 mussten die Einsatzkräfte des Düsseldorfer Flughafens mit dem Ernstfall fertig werden und Angehörige nach dem Absturz von Germanwings-Flug 9525 betreuen.

„Aus diesem Grund gab es vor zwei Jahren erstmals keine zusätzliche Übung für unsere Einsatzkräfte“, sagt Flughafensprecher Thomas Kötter.

Sierra 2017 - Notfallübung am Flughafen Düsseldorf

Bei der Flugunfallübung Sierra 2017 wurde die  Notlandung eines Airbus der Fluglinie Eurowings am Düsseldorfer Flughafen simuliert. Fotos: Kai Kitschenberg
Bei der Flugunfallübung Sierra 2017 wurde die Notlandung eines Airbus der Fluglinie Eurowings am Düsseldorfer Flughafen simuliert. Fotos: Kai Kitschenberg © Kai Kitschenberg
Eindrücke von Übung.
Eindrücke von Übung. © Kai Kitschenberg
Rettungskräfte kümmern sich um Verletzte am Samstag,01.04.2017, im Rahmen der Flugunfallübung Sierra 2017 die eine Notlandung eines Airbus der Fluglinie Eurowings am Düsseldorfer Flughafen simuliert. Foto: Kai Kitschenberg/FunkeFotoServices
Rettungskräfte kümmern sich um Verletzte am Samstag,01.04.2017, im Rahmen der Flugunfallübung Sierra 2017 die eine Notlandung eines Airbus der Fluglinie Eurowings am Düsseldorfer Flughafen simuliert. Foto: Kai Kitschenberg/FunkeFotoServices © Kai Kitschenberg
Löschfahrzeuge des Typs Panther löschen am Samstag,01.04.2017, im Rahmen der Flugunfallübung Sierra 2017 einen Airbus der Fluglinie Eurowings am Düsseldorfer Flughafen. Foto: Kai Kitschenberg/FunkeFotoServices
Löschfahrzeuge des Typs Panther löschen am Samstag,01.04.2017, im Rahmen der Flugunfallübung Sierra 2017 einen Airbus der Fluglinie Eurowings am Düsseldorfer Flughafen. Foto: Kai Kitschenberg/FunkeFotoServices © Kai Kitschenberg
Rettungskräfte kümmern sich um Verletzte am Samstag,01.04.2017, im Rahmen der Flugunfallübung Sierra 2017 die eine Notlandung eines Airbus der Fluglinie Eurowings am Düsseldorfer Flughafen simuliert. Foto: Kai Kitschenberg/FunkeFotoServices
Rettungskräfte kümmern sich um Verletzte am Samstag,01.04.2017, im Rahmen der Flugunfallübung Sierra 2017 die eine Notlandung eines Airbus der Fluglinie Eurowings am Düsseldorfer Flughafen simuliert. Foto: Kai Kitschenberg/FunkeFotoServices © Kai Kitschenberg
Ein Löschfahrzeug des Typs Panther im Einsatz.
Ein Löschfahrzeug des Typs Panther im Einsatz. © Kai Kitschenberg
Rettungskräfte kümmern sich um Verletzte.
Rettungskräfte kümmern sich um Verletzte. © Kai Kitschenberg
Die wurden von Schauspielschülern gemimt.
Die wurden von Schauspielschülern gemimt. © Kai Kitschenberg
Rettungskräfte kümmern sich um Verletzte am Samstag,01.04.2017, im Rahmen der Flugunfallübung Sierra 2017 die eine Notlandung eines Airbus der Fluglinie Eurowings am Düsseldorfer Flughafen simuliert. Foto: Kai Kitschenberg/FunkeFotoServices
Rettungskräfte kümmern sich um Verletzte am Samstag,01.04.2017, im Rahmen der Flugunfallübung Sierra 2017 die eine Notlandung eines Airbus der Fluglinie Eurowings am Düsseldorfer Flughafen simuliert. Foto: Kai Kitschenberg/FunkeFotoServices © Kai Kitschenberg
Rettungskräfte kümmern sich um Verletzte am Samstag,01.04.2017, im Rahmen der Flugunfallübung Sierra 2017 die eine Notlandung eines Airbus der Fluglinie Eurowings am Düsseldorfer Flughafen simuliert. Foto: Kai Kitschenberg/FunkeFotoServices
Rettungskräfte kümmern sich um Verletzte am Samstag,01.04.2017, im Rahmen der Flugunfallübung Sierra 2017 die eine Notlandung eines Airbus der Fluglinie Eurowings am Düsseldorfer Flughafen simuliert. Foto: Kai Kitschenberg/FunkeFotoServices © Kai Kitschenberg
Rettungskräfte kümmern sich um Verletzte am Samstag,01.04.2017, im Rahmen der Flugunfallübung Sierra 2017 die eine Notlandung eines Airbus der Fluglinie Eurowings am Düsseldorfer Flughafen simuliert. Foto: Kai Kitschenberg/FunkeFotoServices
Rettungskräfte kümmern sich um Verletzte am Samstag,01.04.2017, im Rahmen der Flugunfallübung Sierra 2017 die eine Notlandung eines Airbus der Fluglinie Eurowings am Düsseldorfer Flughafen simuliert. Foto: Kai Kitschenberg/FunkeFotoServices © Kai Kitschenberg
Fotos: Caroline Seidel/dpa
Fotos: Caroline Seidel/dpa © Caroline Seidel
Ein Mitarbeiter der Flughafenfeuerwehr hilft am 01.04.2017 während der Flugunfallübung
Ein Mitarbeiter der Flughafenfeuerwehr hilft am 01.04.2017 während der Flugunfallübung "Sierra 2017" auf dem Rollfeld des Flughafen in Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen) einer "Verletzten", die von einer Statistin gespielt wird, aus dem Flugzeug. Alle zwei Jahre müssen hier solche Übungen durchgeführt werden. Foto: Caroline Seidel/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ © Caroline Seidel
Ein Mitarbeiter der Flughafenfeuerwehr hilft am 01.04.2017 während der Flugunfallübung
Ein Mitarbeiter der Flughafenfeuerwehr hilft am 01.04.2017 während der Flugunfallübung "Sierra 2017" auf dem Rollfeld des Flughafen in Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen) "Verletzten", die von Statisten gespielt werden. Alle zwei Jahre müssen hier solche Übungen durchgeführt werden. Foto: Caroline Seidel/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ © Caroline Seidel
Mitarbeiter der Flughafenfeuerwehr helfen am 01.04.2017 während der Flugunfallübung
Mitarbeiter der Flughafenfeuerwehr helfen am 01.04.2017 während der Flugunfallübung "Sierra 2017" auf dem Rollfeld des Flughafen in Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen) "Verletzten", die von Statisten gespielt werden. Alle zwei Jahre müssen hier solche Übungen durchgeführt werden. Foto: Caroline Seidel/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ © Caroline Seidel
Bei der Flugunfallübung
Bei der Flugunfallübung "Sierra 2017" auf dem Flughafen in Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen) wird am 01.04.2017 ein Brand an einem Flugzeug simuliert. Alle zwei Jahre müssen hier solche Übungen durchgeführt werden. Foto: Caroline Seidel/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ © Caroline Seidel
Mitarbeiter der Flughafenfeuerwehr helfen am 01.04.2017 während der Flugunfallübung
Mitarbeiter der Flughafenfeuerwehr helfen am 01.04.2017 während der Flugunfallübung "Sierra 2017" auf dem Rollfeld des Flughafen in Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen) "Verletzten", die von Statisten gespielt werden. Alle zwei Jahre müssen hier solche Übungen durchgeführt werden. Foto: Caroline Seidel/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ © Caroline Seidel
Mitarbeiter der Flughafenfeuerwehr, Rettungskräfte, Statisten und Journalisten stehen am 01.04.2017 während der Flugunfallübung
Mitarbeiter der Flughafenfeuerwehr, Rettungskräfte, Statisten und Journalisten stehen am 01.04.2017 während der Flugunfallübung "Sierra 2017" auf dem Rollfeld des Flughafen in Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen). Alle zwei Jahre müssen hier solche Übungen durchgeführt werden. Foto: Caroline Seidel/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ © Caroline Seidel
Bei der Flugunfallübung
Bei der Flugunfallübung "Sierra 2017" auf dem Flughafen in Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen) wird am 01.04.2017 ein Brand an einem Flugzeug simuliert. Alle zwei Jahre müssen hier solche Übungen durchgeführt werden. Foto: Caroline Seidel/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ © Caroline Seidel
Bei der Flugunfallübung
Bei der Flugunfallübung "Sierra 2017" auf dem Flughafen in Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen) wird am 01.04.2017 ein Brand an einem Flugzeug simuliert. Alle zwei Jahre müssen hier solche Übungen durchgeführt werden. Foto: Caroline Seidel/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ © Caroline Seidel
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