Im Ruhrgebiet. . Skrupelloser Diebstahl in Bahn: Ein Unbekannter hat einer Schwerbehinderten das Atemgerät gestohlen. Die Frau musste später in eine Klinik. Bundespolizei: „Unfassbar“
Der Einstieg in den Regionalexpress 10619 hatte die behinderte Frau (29) angestrengt. Sie streifte sich ihre Atemmaske über, schaltete das Sauerstoff-Beatmungsgerät ein und schloss die Augen. Als die Rollstuhlfahrerin die Augen wieder öffnete, waren der Luftschlauch abgezogen und ihr Rucksack fort – samt Beatmungsgerät. „Unfassbar, so etwas habe ich noch nicht erlebt“, meint Wolfgang Amberge von der Bundespolizei in Münster über den skrupellosen Diebstahl.
Ereignet hat sich der Vorfall am Mittwoch, nach 13.04 Uhr, in dem Regionalexpress nach Hamm. Die 29-jährige Bochumerin war in Duisburg zugestiegen. Der Diebstahl brachte sie in schwere Not. „Für den Fall, dass das Gerät nicht funktioniert, hatte sie Tabletten dabei. Mit denen hat sie sich über Wasser gehalten“, berichtet Amberge unserer Redaktion. Der Diebstahl habe die Frau so geschockt, dass sie sich nicht gegenüber Mitreisenden habe artikulieren können.
Ärztlich versorgt
Erst nach Einfahrt in Hamm Hauptbahnhof habe der Rollstuhlfahrerin vom Bahnservice geholfen werden können: „Ihre Ankunft war ankündigt gewesen, sie wurde erwartet“, so der Polizeisprecher. Die Bahn-Mitarbeiter riefen einen Krankenwagen, der die Bochumerin nach ärztlicher Versorgung in eine Klinik brachte.
Mit dem Beatmungsgerät kann der Täter oder die Täterin wenig anfangen. Weiterverkaufen lässt sich so etwas schwerlich. Polizist Amberge geht davon aus, dass der Dieb über die Beute selbst überrascht war: „Bestimmt war er darauf aus, in dem Rucksack einen Geldbeutel oder vielleicht ein Smartphone zu finden.“ Das macht die Sache freilich nicht besser.
Bei der Strafanzeige hat die Bundespolizei alle Register gezogen. Angezeigt wurden „ein besonders schwerer Fall von Diebstahl unter Ausnutzung von Hilflosigkeit“ (§243 Strafgesetzbuch) und dazu eine fahrlässige Körperverletzung (§229). „Im Falle einer Verurteilung kommt da einiges zusammen“, ist Amberge überzeugt.
Zeugen sollen sich melden
Zugetragen hat sich der Diebstahl vor der Einfahrt in den Bochumer Hauptbahnhof. Die bestohlene Frau hatte da den Druckabfall bei der Beatmung bemerkt und die Augen geöffnet.
Die Bundespolizei bittet um Zeugenhinweise ( 0800 6 888 000) und fragt insbesondere, ob Rucksack oder Beatmungsgerät wieder auftauchen. Eine Frau, die nach dem Einstieg in Duisburg half und den Rollstuhl ins Fahrradabteil schob, ist nach Erkenntnissen der Bundespolizei definitiv nicht die Täterin: „Die hilfsbereite Frau hat sich danach entfernt. Das bestätigen Zeugen.“