An Rhein und Ruhr. . Viele Städte haben Probleme mit Tauben, die Gebäude verschmutzen. An der Düsseldorfer Kö werden Sittich-Schwärme zur Plage. Sie sollen weg

Am Sonntag, beim berühmten Kö-Treiben, werden sich wieder viele Tausende Karnevals-Fans über die bunten Piepmätze freuen und scherzen, dass sich da bestimmt die Düsseldorfer Tauben mit roter Nase und buntem Kleid kostümiert haben. Vor rund 20 Jahren wurde mal ein Pärchen ausgesetzt. Tausende sind es inzwischen wohl – und sie bringen auch Dreck mit sich. Vor allem die Bänke an der Einkaufsmeile Königsallee seien stark beschmutzt, erklärt Hans Meijers, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft Kö. Die Sittiche sollen weg. Falken sollen es richten.

„Gerade in den Sommermonaten sind die Bänke voll mit Vogel-Kot“ sagt Meijers. In den vergangen Jahren habe die Population der Papageien stark zugenommen. Die Bänke nur zu reinigen, sei keine dauerhafte Lösung, weil die Vögel weiterhin vor Ort blieben und auch Gehwege und Autos beschmutzen.

Wüstenbussarde sind am besten geeignet

Ein neuer Lösungsansatz: Falken sollen die Halsbandsittiche vergrämen. „Ich habe aus anderen Städten gehört, dass sich die Tiere mit Greifvögeln vertreiben ließen“, sagt Meijers. So wurden bei der Elbphilharmonie Falken gegen Tauben eingesetzt. „Wir wollen die Papageien keineswegs bekämpfen.“ Es gehe der Interessengemeinschaft Kö um einen Umzug der Tiere in Richtung Rhein.

Laut Greifvogel-Experten gibt es bisher nur Erfahrungen damit, durch Falken Tauben zu vergrämen. „Ich denke, dass es grundsätzlich möglich ist, auch Sittiche zu vertreiben“, erklärt Joachim Ruscher, Geschäftsführer des Ordens deutscher Falkoniere. Man müsse es versuchen. Falkner Martin Hagemann aus Essen rät dazu, Wüstenbussarde einzusetzen. „Die treiben die Vögel raus“, sagt er. Es käme dann auch schon mal vor, dass so ein Bussard einen Papagei schlägt. Aber schon die Anwesenheit des Raubvogels hat auf Tauben und Sittiche vergrämende Wirkung. Allerdings: „Man muss das in Abständen wiederholen. Sonst sind die unerwünschten Vögel wieder da.“

Essener richtet Bussarde, Habichte und Uhus ab

Hagemann hat seine Bussarde, Uhus und Habichte abgerichtet. Sie kehren immer wieder zu ihm zurück. Gerade hat er eine Anfrage von einem Baumarkt, der Probleme mit Tauben hat. „Die wollen kein Gift auslegen, sondern die Tauben auf natürliche Weise vertreiben“, sagt Hagemann. Seine Wüstenbussarde könnten auch da die Lösung sein.

Tierschützer in Düsseldorf sind skeptisch: „Ich glaube nicht, dass es an der Kö funktionieren würde“, sagt Monika Piasetzky, Vorsitzende des örtlichen Tierschutzvereins. „Vielleicht würden die Sittiche kurz um die Ecke fliegen, wenn die Falken da sind und dann wiederkommen.“ Oder sie suchen sich zwar einen anderen Platz, der aber auch nicht recht wäre, so die Tierschützerin. Die Sittiche seien keine deutschen Vögel und wurden durch Menschen nach Düsseldorf gebracht. „Es ist ein menschengemachtes Problem“, sagt Piasetzky. Also müsse man mit ihnen leben.

Probleme mit den Tauben in Gelsenkirchen

Seit Mitte Dezember versucht die Stadt Gelsenkirchen, mithilfe eines Falkners, der Taubenplage in der Stadt, vor allem rund um das Hans-Sachs-Haus, ein Wahrzeichen der Stadt, Herr zu werden. Bis jetzt mit mäßigem Erfolg. „Die Probleme mit den Tauben haben wir ja seit Jahren, besonders in der Innenstadt rund um das Hans-Sachs-Haus “, sagt Hossein Flügge vom Amt für Hochbau und Liegenschaften. „Bis zu 250 Tauben sitzen dort am Eingang – und damit auch all ihre Hinterlassenschaften.“

Mitte Dezember daher der erste Hilferuf an Falkner Pierre Schmidt. Alle zwei Wochen kommt der Falkner aus Erftstadt nach Gelsenkirchen, um die Tauben mit seinen Greifvögeln zu vergrämen. Ein Schuss, der zunächst ein wenig nach hinten losgegangen ist. „Wir haben einen Anruf vom Musiktheater bekommen, ob wir einen Falkner gegen die Tauben eingesetzt hätten“, so Flügge. Denn die Tauben wurden zwar vom Sachs-Haus verscheucht, haben sich dann aber gesammelt am Theater niedergelassen.

Daher sei nun angedacht, dass sowohl in der Innenstadt am Sachs-Haus als auch am Musiktheater Falkennistplätze eingerichtet werden. So könne der natürliche Feind der Tauben auch auf Dauer für Ordnung sorgen. Heute, mitten im Rummel der „Weiberfastnacht“, wird jedoch Falkner Pierre Schmidt mit seinem Habicht „Medusa“ und mit Sakerfalke „Sharif“ wieder einen Auftritt in der Gelsenkirchener Innenstadt haben.