Essen. Die Karnevalszüge in NRW sollen durch Straßensperren gesichert werden. Die Essener Polizei bittet Besucher, keine großen Taschen mitzunehmen.

Mit Blick auf die jüngsten Terror-Anschläge in Berlin und Nizza verschärfen die Städte ihre Sicherheitskonzepte im Straßenkarneval.

Oberste Priorität haben dabei Sperren an den Zufahrten zu den Zügen. Polizei, Karnevalisten und Städte arbeiten noch an den Details der Konzepte.

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Mehr Polizisten im Essener Karneval

Jecken müssen sich bei den Rosenmontagszügen in Rüttenscheid und Kupferdreh auf verstärkte Sicherheitsmaßnahmen einstellen. Auch bei den Umzügen am Sonntag in Freisenbruch, Werden, Heisingen und Frohnhausen sind mehr Polizisten im Einsatz.

„Auch Kollegen, die gerne selbst Karneval gefeiert hätten, sind im Straßenkarneval im Einsatz“, erklärt Christoph Wickhorst, Pressesprecher der Essener Polizei. Die direkten Zufahrten zu den Zügen werden mit Fahrzeugen blockiert. Die Wagen seien besetzt und können im Notfall weggefahren werden, so Wickhorst. Silke Lenz, Pressesprecherin der Stadt Essen, sagt, dass auf Glasverbotszonen verzichtet werde.

Pfefferspray und Co. sollten Zuhause bleiben

Die Polizei appelliert an Karnevalisten, dass sie keine großen Taschen oder Rucksäcke zu den Essener Umzügen mitbringen sollen. Dies solle das subjektive Sicherheitsempfinden stärken. Wickhorst sagt: „Besucher sollten darauf verzichten, Pfefferspray oder gar Schreckschusspistolen mitzubringen.“

Dies verunsichere nur andere Karnevalisten. Auch für die Polizei sei es schwieriger, die Lage zu beurteilen, wenn solche Waffen zum Selbstschutz im Umlauf seien. „Wir können niemandem etwas verbieten“, sagt Wickhorst. Doch mahnt der Polizeibeamte davor, sich beispielsweise als Terrorist zu verkleiden, denn so sinke das allgemeine Sicherheitsgefühl.

Bauschuttcontainer schützten bereits Düsseldorfer Weihnachtsmarkt

In Düsseldorf wurden bereits auf dem Weihnachtsmarkt im letzten Jahr Bauschuttcontainer als Straßensperren eingesetzt. Diese sollen auch an Karneval wieder zum Einsatz kommen. Zusätzlich setzt man auf Lkws, damit die Zugänge im Notfall freigeräumt werden könnten.

Details müsse man noch mit Polizei und Feuerwehr absprechen, sagt Hans-Peter Suchand, Pressesprecher des „Comitee Düsseldorfer Carneval“.

Glasverbot in der Altstadt der Landeshauptstadt

Wenn ein fünf Kilometer langer Rosenmontagsumzug durch die Innenstadt rolle, sei die Sicherung noch viel komplizierter als auf einem Weihnachtsmarkt, so Suchand.

Für die Straßensperren und das verschäfte Sicherheitskonzept würden Mehrkosten anfallen. Zusätzlich gelten in Düsseldorf die gewohnten Sicherheitsvorkehrungen, wie beispielsweise das Glasverbot in der Altstadt oder Taschenkontrollen am Eingang zur Bolker Straße .

Narren in Köln werden mit Beton-Sperren geschützt

In Köln setzt die Polizei auf eine Strategie mit Straßensperren aus Fahrzeugen und welchen aus Beton. Diese Sperren sollen dafür sorgen, dass keine Fahrzeuge in die Menschenmenge fahren können.

Schon bei den Kölner Lichtern habe es Erfahrungen mit Straßensperren gegeben. Das Feuerwerk-Spektakel fand kurz nach dem Terror-Anschlag in Nizza statt. Auch an Silvester hatten die Kölner Sicherheitsbehörden bereits Straßen gesichert.

Duisburger Karnevalisten feilen am Sicherheitskonzept

Der Hauptausschuss Duisburger Karneval (HDK) befindet sich derzeit in Abstimmung mit der Stadt für das diesjährige Sicherheitskonzept. Martin Jansen, HDK-Präsident, sagt: „Bei uns, wie in allen anderen Städten auch, wird das Sicherheitskonzept komplett überarbeitet.“ Die Zugstrecke solle vor Angriffen durch Lastwagen geschützt werden.

Es müssten noch einige Fragen geklärt werden. Beispielsweise wie die Fahrzeuge und Personen, die Zufahrten sichern, versichert würden. Die Karnevalisten seien hauptverantwortlich für die Sperren, doch die Stadt habe Hilfe in Aussicht gestellt. Nächste Woche gebe es mehr Details.

Neue Anforderungen stellen große Herausforderung dar

Der HDK-Präsident sagt: „Das der Kinderkarnevalszug ausfallen soll, ist nur ein Gerücht.“ Wolfgang Swakowski, Präsident der 1.Großen KG Rot-Weiß Hamborn-Marxloh erklärt, dass auch für den Kinderkarneval ein neues Konzept erstellt würde. Es gebe noch viele Probleme. Sicher sei es noch nicht, dass der Zug stattfinden könne, so Swakowski. Für die Karnevalszüge in Serm, Meiderich und Wehofen sehen die Organisatoren, keine großen Probleme die Zufahrten zu sichern.

„In Sachen Kostümierung appellieren wir an den gesunden Menschenverstand der Narren“, so der HDK-Präsident. Eine Verkleidung als Soldat mit einer Kalaschnikow sei nicht ratsam.

Stadt regt in Straßensperren für Bochumer Zug an

Beim Rosenmontagsumzug im Bochumer Stadtteil Linden erwarten die Veranstalter 50.000 Besucher. Das Sicherheitskonzept für den Umzug war eigentlich bereits fertig ausgearbeitet.

Von der Stadt kam jüngst aber die Anregung, Straßensperren einzusetzen. „Wir sind gerade dabei geeignete Partner zu finden, die beispielsweise einen Lkw oder Poller zur Verfügung stellen könnten“, sagt Bernd Lohof, Präsident des Festausschusses Bochumer Karneval.

Er selbst sei aber sehr zuversichtlich, dass man die Zugänge an Karneval sichern könne. „Solche zusätzlichen Maßnahmen hätten wir früher nie für möglich gehalten“, so Lohof.

Kostümverbote in Mülheim bisher nicht im Gespräch

So habe man auch in diesem Jahr schon die richtigen Partner gefunden, um statische und bewegliche Straßensperren einzusetzen, so Bernd Otto, Leiter des Ordnungsamts. Über die Finanzierung sei man noch im Gespräch. „Ich könnte mir vorstellen, dass beispielsweise Firmen-Logos auf den Containern platziert werden können“, so Otto.

Über Maßnahmen wie Kostümverbote habe man noch nicht gesprochen, die Sicherung der Zugänge stehe momentan an erster Stelle.

Es werde in jedem Fall verstärkt durch die Polizei kontrolliert, doch so etwas wie Einlasskontrollen seien bei einem Umzug einfach nicht möglich. Einen Karnevalszug deshalb abzusagen, käme aber nicht in Frage. Nur bei einer konkreten Bedrohungslage werde man über eine Absage nachdenken, sagt Bernd Otto.

Oberhausener setzten bereits vorher Lastwagen ein

Auch beim Oberhausener Karneval sind Straßensperren im Gespräch. Vertreter des Technischen Hilfswerks , der Stoag, der Polizei, der Feuerwehr, den Sanitätsdiensten, den Zugveranstaltern und der Stadt haben bei einer umfangreichen Sicherheitskonferenz haben über Straßensperren gesprochen.

Klaus Kösling, Geschäftsführer des Groß-Oberhausener Karnevals, sagt: „Wir hatten schon bisher an neuralgischen Punkten Lastwagen platziert.“ Ein konkretes Sicherheitskonzept wird es erst in der nächsten Woche geben.

Müll-und Streufahrzeuge als Sperren in Gelsenkirchen

Der Gelsenkirchener Rosenmontagszug auf der Cranger Straße in Erle soll nach Aussage der Narren auch durch mobile Straßensperren geschützt werden. Als Sperren werden laut Gerd Schwenzfeier vom Festkomitee Gelsenkirchener Karneval Streu- und Müllfahrzeuge von Gelsendienste genutzt.

Die Fahrzeuge würden als Sperren genutzt, damit Rettungswege im Notfall frei geräumt werden können. Die verschärften Sicherheitsbedingungen verursachen erhöhte Kosten. Für den Kinderkarneval am 26. Februar seien die Karnevalisten noch mit Stadt und Polizei in der Planungsphase. Im Festzelt in Buer an Weiberfastnacht würden, wie in den Jahren zuvor, Besucher und Taschen kontrolliert.

Herner Konzept habe sich bisher bewährt

Ob das Sicherheitskonzept in Herne nach dem LKW-Anschlag verändert werden muss, steht bislang noch nicht fest. Die Karnevalisten befänden sich noch in der Planung mit Stadt und Polizei.

„Wir möchten den Rosenmontag so gut wie möglich schützen“, sagt Klaus Mahnke, Präsident der ersten Herner Karnevalsgesellschaft (HeKaGe). Seitens der Polizei heißt es, dass sich das bisherige Konzept bewährt habe.

Volker Schütte vom Bochumer Polizeipräsidium sagt, dass sie aber auch flexibel sein müssten. Ob die Polizei mehr Personal einsetzte, sei noch unklar. Zur Zeit könne er auch noch nicht sagen, ob es bauliche Maßnahmen am Zug gebe.

Zugstrecken in Hagen bleiben gleich

So traurig es sei, auf Straßensperren könne derzeit nicht verzichten werden, so Ulrich Hanki, Pressesprecher der Polizei Hagen. Stadt, Feuerwehr, Polizei und THW hätten beschlossen an wichtige Zufahrten Fahrzeuge zu stellen, damit kein Lkw in den Zug fahren könne. „Die Fahrzeuge sind besetzt", sagt Hanki. So könnten die Rettungswege im Notfall geräumt werden.

Der große Rosenmontagszug und auch der kleinere Familienumzug am Sonntag im Stadtteil Boele würden gleichermaßen abgesichert. An den Karnevalstagen seien alle Polizisten im Einsatz, die verfügbar sind. „Kein Kollege kann spontan am Rosenmontag frei nehmen", sagt Hanki. Dies sei auch schon in den Vorjahren so gewesen.

Attendorner wollen sich keine Angst machen lassen

Der Präsident der Karnevalsgesellschaft Attendorn „Die Kattfilter",Marc Rohrmann, sagt: „Sicherheit geht natürlich immer vor, aber wir wollen uns nicht davon abhalten lassen der Tradition Karneval zu fröhnen." In Attendorn sei das Sicherheitskonzept nach der Loveparade- Katastrophe überarbeitet worden und würde so weiter verwendet.

Die Züge am Rosenmontag und der Umzug am Veilchendienstag sollen wie gewohnt stattfinden. „Es gehe keine Angst um, dass so etwas wie in Berlin passieren könnte", sagt Rohrmann. Die Zügen sein auch in den letzten Jahren von der Polizei und dem Technischen Hilfwerk weiträumig für den Straßenverkehr abgesperrt worden.

Fluchtwege für Moerser Zug-Teilnehmer

Auch für den Umzug am Nelkensamstag in Moers wird das Sicherheitskonzept hinsichtlich möglicher Terror-Anschläge überarbeitet. „Das Thema Terror spielt beim Sicherheitskonzept eine große Rolle“, sagt Karl-Heinz Ranft, Zugleiter und Vizepräsident des Veranstalters Kulturausschuss Grafschafter Karneval (KGK).

Es müssten für die Zug-Teilnehmer genügend Fluchtpunkte geben. So müssen die Teilnehmer etwa alle 500 Meter eine Fluchtmöglichkeit haben. Dafür würden größere Hinterhöfe oder Straßen genutzt.