Essen. . Einige Läden verkaufen faire Mode. Selbst H&M und C&A werben mit nachhaltiger Kleidung. Doch wie ökologisch sind die Kollektionen der Konzerne?

Die Textilindustrie steht wegen der schlechten Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern in der Kritik. Umweltschützer warnen vor den Folgen durch eingesetzte Chemikalien und Pestizide. Für Verbraucher gibt es Tipps, wie sie nachhaltig Kleidung kaufen können.

Textilriesen wie H&M oder C&A führen mittlerweile eigene nachhaltige Kollektionen und Produkte aus Bio-Baumwolle. Alexandra Perschau, Textilexpertin der Umweltschutzorganisation Greenpeace, erläutert, wie grün diese Mode wirklich ist.

„H&M und C&A tun schon etwas“, sagt Perschau. Andere Textilketten wie New Yorker würden in Sachen Nachhaltigkeit nichts tun. H&M und C&A haben sich in der Detox-Kampagne von Greenpeace, die chemikalienfreie Kleidung fordert, verpflichtet - sie wollen ihre Produktion bis 2020 giftfrei bekommen, so die Expertin. Die Unternehmen seien schon auf einem richtigen Weg.

Konzerne machen erste Schritte in die richtige Richtung

Doch müsse zum Beispiel bei der Conscious-Kollektion, der nachhaltigeren Linie von H&M, genau hingeschaut werden. „H&M hat eine eigene Definition, was nachhaltig ist.“ Das Unternehmen lege selbst fest, welche Materialien es in diesen Kleidungsstücken nutze. Der Konzern verwende in der Kollektion recycelte Baumwolle und Bio-Baumwolle. „Wie viel der Baumwolle organisch ist und wie viel recycelt, ist für Kunden nicht klar erkennbar“, sagt die Greenpeace-Expertin.

Bei C&A sei es etwas besser, weil das Unternehmen bei seinen nachhaltigen Stücken komplett auf Bio-Baumwolle setze. Zudem sei der Textilriese transparent, was seine Lieferkette angehe, so die Textilexpertin. „Es ist ein erster guter Schritt, um es weiter auszubauen."

Perschau erklärt: „Der Fehler liegt im System von Fast Fashion.“ Es würde immer schneller und billiger produziert. Die Folge sei, dass Mensch und Umwelt bis zum Maximum ausgebeutet würden.

Modewelt wird zunehmend schnelllebiger

Es sei wichtig, sich die schieren Mengen anzusehen, die an Kleidung produziert würden. Die Modeindustrie werde immer schnelllebiger, was eine Produktion im Akkord zur Folge habe. Angefangen beim Faseranbau bis in die Produktionsstätten hinein gebe es negative Folgen für die Arbeiter und die Umwelt. „In den Produktionsländern wird das Wasser verschmutzt“, sagt Perschau.

Beispielsweise beim Färben der Kleidung würden Chemikalien eingesetzt. Bei Gerbereien stünden Arbeiter knietief in der Brühe mit krebserregenden Stoffen – sie würden oft nicht alt. In manchen Fällen könne es sein, dass auch in der gekauften Kleidung noch Rückstände von Chemikalien seien. Diese könnten sich bei der Wäsche auswaschen und würden zum Problem für die Umwelt.

Die Umweltschützerin erklärt, dass auch Konsumenten selbst gefragt seien. Denn die Kleiderschränke seien voll von ungetragener Kleidung - manche noch mit dem Preisschild. Daher hat sie Ratschläge für den Einkauf.

Tipps für einen nachhaltigen Modekonsum

  1. Bevor Konsumenten etwas kaufen, sollten sie sich fragen, was sie wirklich brauchen.
  2. Verbraucher sollten auf Alternativen zum Kauf zurückgreifen: Kleidung tauschen oder leihen.
  3. Muss es immer Neuware sein? Oder genügt auch der Griff zum Secondhand-Pulli?
  4. Verbraucher sollten kleine Unternehmen von fairer und ökologischer Kleidung unterstützen.
  5. Bei Neuware ist es am besten, zu fairer und ökologischer Mode zu greifen.
  6. Siegel bieten eine Orientierung. Der Global Organic Textile Standard (GOTS) zertifiziere empfehlenswerte Labels, die ökologisch produzieren. Es würden auch soziale Standards beachtet. Die Fair Wear Foundation (FWF) arbeitete mit Unternehmen zusammen und erarbeite Sozialstandards.

Faire Mode im Ruhrgebiet

Essen:

  • Bei Fairhavn liegen in den Regalen neben fair gehandelten Klamotten auch handgemachte Kosmetik und Upcycling-Produkte. Im Laden gibt es Produkte von kleinen und mittelgroßen Labels. Berliner Straße 51, Essen, Di-Fr 12.30 -19 Uhr, Sa 10-19 Uhr.
  • Bei Native Souls wird bei der Herstellung auf faire und ökologische Punkte geachtet. Im Laden wird das eigene Bio-Mode-Label vertrieben. Die Kleidungsstücke sind vegan und es gibt auch Kleidung aus recycelten Materialien. III. Hagen 29, Essen, Di-Fr 11:30-19 Uhr, Sa 11-16 Uhr.
  • COB verkauft Mode, Schmuck, Geschenke und Papeterie-Artikel. Im Laden gibt es Kleidung von verschiedenen Labels zum Beispiel Armedangels, Wunderwerk oder Braintree. Rüttenscheider Strasse 34 b, Essen, Mo-Fr 10-19 Uhr, Sa 10.30 -17 Uhr.

Bochum:

  • Bei Native Souls wird bei der Herstellung auf faire und ökologische Punkte geachtet. Im Laden wird das eigene Bio-Mode-Label vertrieben. Die Kleidungsstücke sind vegan und es gibt auch Kleidung aus recycelten Materialien. Kortumstraße 117, Bochum, Di-Fr 12-18.30 Uhr, Sa 11-16 Uhr.
  • Bei Kong Island wird faire, nachhaltige und vegane Mode verkauft. Die Mode ist unter anderem durch das Siegel GOTS zertifiziert. Im Laden gibt es unterschiedliche Labels zum Beispiel Bleed oder Armedangels. Hellweg 2, Bochum, Mo 14- 18.30 Uhr, Di 11.30 – 18.30 Uhr, Sa 11.30 – 18 Uhr.

Duisburg:

  • Tellavision ist eine Organisation und ein Modeladel, die sich für Menschenrechte einsetzen. Im Laden kann faire Mode von jungen Designern gekauft werden. Goldstraße 15, Duisburg, Mi 15-20 Uhr.