An Rhein und Ruhr. . Die Bahn baut an 150 Bahnhöfen im Land. Bis ins Jahr 2023. Die dicksten Brocken sind dabei Duisburg und Dortmund. Auch viele kleine Stationen werden saniert
Im „Jahrzehnt der Baustellen“, das Landesverkehrsminister Michael Groschek (SPD) kommen sieht, kommen auch die Stationen an den Schienenstrecken von Rhein und Ruhr zum Zuge.
Doch Umbauten an Stationen bringen oft einen (vorübergehenden) Umbau des Fahrplans mit sich – und damit Umleitungen und Verzögerungen. Auch die Bauarbeiten laufen nicht immer nach Zeitplan. Die Bahnnutzer in Moers, Wesel und Mülheim können ein Lied davon singen.
Am Ende, das ist der Plan, sollen zerbröselnde Industriemuseen wie beispielsweise der Duisburger Hauptbahnhof in neuem Chic erstrahlen – womit die größte Baustelle in der Region benannt wäre.
Stahl und viel Glas in Wellenform soll künftig die Gleisanlagen überdachen: Die perfekte Welle. Bisher kann man unter dem alten Dach schnell nass werden vom Regen und schaut leicht verunsichert nach oben: Da hängen Fallnetze. Falls sich Teile lösen sollten.
Auch interessant
Die Haupthalle ist vor sieben Jahren schön geworden, jetzt ist der Gleisbereich dran. Von Herbst 2017 an werden Reisende den Umbau bemerken, wenn ein Bahnsteig nach dem anderen gesperrt und abgerissen wird – bei rollendem Verkehr und möglichst wenig Behinderung der Reisenden.
Duisburg hat nach Essen und Dortmund die meisten im Revier: 100 000 am Tag. Übrigens: auch die Stationen in Rheinhausen und Meiderich-Ost stehen auf der Bauliste, wobei in Rheinhausen schon gebastelt wird.
Pleiten, Pech und Pannen auf den Bahnbaustellen
Besonders weit sind die Bauarbeiter an dem kleinen Hauptbahnhof von Mülheim. (Der eigentlich nur ein Haltepunkt ist, weil ein Bahnhof nur Bahnhof heißen darf, wenn er eine Weiche hat). Anfang 2018 sollen Bahnsteige und das neue Dach fertig sein – endlich. Der Stellwerkbrand im Oktober 2015 hatte die Bauarbeiten für eine ganze Weile aufs Abstellgleis geschoben. Die Kosten hier: 4,5 Millionen Euro.
2017 soll auch der Bahnhof in Wesel endlich fertig sein, wo 3,8 Millionen Euro investiert werden – das war mal für 2015 avisiert. Doch in Wesel lief es wie andernorts: Dank europaweiter Ausschreibung kam eine sehr günstige Firma zum Zuge, deren Arbeiten mangelhaft waren. Als es ans Nachbessern ging, war die Firma pleite... Nebenbei: wie bei vielen Baustellen tauchten Weltkriegsbomben auf, die entschärft werden mussten.
Auch in Moers quält man sich am Bahnhof herum, dank der eigentlich großartigen Idee, den Weg zu den Zügen auch von Osten her zu ermöglichen. Doch der Bau des ungefähr waggonlangen Tunnels ist zum Streit zwischen Bahn und Stadt mutiert und solange der Tunnel nicht fertig ist, kann die Bahn keine Aufzüge einbauen und wer was zahlen soll und kann ist auch nicht ganz klar. Trotzdem: In 2017 soll es endlich Licht am Ende des Tunnels geben.
Auch die Fahrgäste in den S-Bahnen um Düsseldorf werden in 2017 immer mal Bauplakate studieren dürfen oder sich wundern, warum sie gerade ohne Halt an Derendorf, Bilk, Wehrhahn oder Hamm vorbeirauschen, wo ebenfalls Beleuchtung, Beschallung, Bahnsteig und Bänke auf der Liste stehen. So wie demnächst auch am Bahnhof Oberhausen, der endlich ebenfalls neue Bahnsteige bekommen soll.
Dortmund hoffte jahrzehntelang auf ein „Ufo“
Ein richtig großer Bahnhof hingegen wird der Umbau in Dortmund. Dort führt man seit 1996 eine Mängelliste. 105 Millionen sollen hier bis 2023 investiert werden. Mehr Platz in den Gängen, Aufzüge, Rolltreppen, dazu ein begeh- und überschaubarer Info-Würfel in der Haupthalle, der verspricht im Prinzip: Alles wird gut!
Aufzüge und Rolltreppen sollen kommen, die Laufwege werden entzerrt. In diesem Sommer beginnen die Vorarbeiten: Man wird nach Bomben und Granaten im Erdreich suchen – und sich gewiss auf die ein oder andere Vollsperrung vorbereiten. Kritik vor Ort gibt es an der betonten „Funktionalität“ des neuen Gebäudes, das Bahnsteigdächer des Typs „Zwiesel“ bekommen wird.
Wohl auch, weil man einst den Bahnhof mit einem Einkaufszentrum kreuzen wollte und in den 90er-Jahren vom „Ufo“ in Dortmund träumte. Doch Ufos gibt es eben nicht. Und wenn, dann jedenfalls nicht bei der Bahn.
>>SPATENSTICH FÜR AUSBAU DER BETUWE-LINIE
Am 20. Januar gibt’s noch einen großen Bahnhof: Für den Ausbau der Bahnstrecke zwischen Oberhausen und Emmerich: Landesbauminister Michael Groschek, Ronald Pofalla (Deutsche Bahn), Enak Ferlemann (Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium), Pawel Wojciechowski (Koordinator für den Rhein-Alpen-Korridor bei der Europäischen Kommission) und Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz geben symbolisch den Startschuss.
Für den dreigleisigen Ausbau der 73 km langen Strecke werden 50 Brücken saniert oder neu gebaut, 55 Bahnübergänge beseitigt und elf Bahnhöfe und Haltepunkte modernisiert. Zudem werden „Schall- und Erschütterungsschutz“ angepasst, so die Bahn. Den Anwohnern allerdings geht das oft nicht weit genug.