An Rhein und Ruhr. . Verspätungen, Zugausfälle, marode Bahnhöfe: NRW-Bahnchef Werner Lübberink steht vor einem Berg von Aufgaben. Der NRZ verriet er den Lösungs-Fahrplan.

Das Bündel an Problemen, das Werner Lübberink zum Amtsantritt in Empfang nehmen durfte, ist gewaltig. Die Pünktlichkeit bei der Bahn ist im Keller, viele Kunden fühlen sich schlecht informiert und klagen über den Zustand von Bahnhöfen und Fahrzeugen. Der neue Konzernbevollmächtige der Bahn für NRW gibt sich dennoch optimistisch, vieles davon in den Griff zu kriegen. Und verspricht: „Wir haben uns vorgenommen, Kundenärgernisse zu beseitigen und an Themen zu arbeiten, die für unsere Kunden besonders wichtig sind.“ Lübberink präsentierte jetzt seinen Fahrplan, wie es bald besser laufen könnte für die Bahn in NRW. Ein Überblick:

Pünktlichkeit

Die Werte sind zwar etwas besser geworden, im Bundesvergleich – nicht zuletzt wegen eines Netzes, das hochbelastet ist – aber noch unterdurchschnittlich. Gute Erfahrungen macht die Bahn offenbar mit kleinen Teams, die zunächst an Knotenpunkten wie Köln oder Dortmund dafür sorgten, dass die dort startenden Züge wenigstens pünktlich abfahren. In Dortmund kletterte der Wert von 54 auf 83 Prozent. Auch Essen und Münster stehen inzwischen unter Beobachtung, 2017 folgt Düsseldorf.

Dass Fernzüge seit einiger Zeit 20 Sekunden vor Abfahrt die Türen schließen, führte zu Beschwerden, räumt Lübberink ein, verweist aber aufs Ausland, wo das deutlich schärfer abläuft. In Frankreich beispielsweise schlössen die Türen zwei Minuten vor Abfahrt. „Der Kunde wird auf lange Sicht honorieren, dass Züge pünktlich sind.“

Zumindest gesprächsbereit zeigt er sich beim Thema Vorrang für den Fernverkehr oder nicht. Noch vor Weihnachten soll es ein Treffen dazu mit VRR-Chef Martin Husmann geben.

Zuverlässigkeit

Ein neues Überwachungssystem („Diana“) soll das in NRW oft auftretende Problem der Weichenstörung beheben helfen. Dabei wird im Stellwerk gemessen, ob der Stromverbrauch einer wichtigen Weiche von der Norm abweicht – was immer ein Signal für die Techniker ist, dass da bald eine Weiche schlapp macht. So werde gezielte Instandhaltung erleichtert, sagt Lübberink. Allerdings: Es dauert bis 2019, bis alle relevanten Weichen überwacht werden können.

Fahrgastinformation

Ein Dauerärgernis an vielen Bahnsteigen: die Anzeigen. Lübberinks Truppen setzen auf Multizuanzeigen, die an 26 Bahnhöfen – u.a. Duisburg, Essen, Mülheim, Oberhausen – angebracht wurden. Ungeteilte Zustimmung bei den Kunden finden sie allerdings nicht, weil die Schrift als zu klein empfunden wird. Aber Lübberink verweist auf 85 Prozent positive Resonanz in Befragungen.

Fahrzeuge

Weil bei den normalen Checks zu wenig Zeit bleibt, gibt’s jetzt quasi ein Kernsanierungsprogramm für ICE extra: 76 Züge wurden bislang in den Werken Köln und Dortmund auf Herz und Nieren getestet, beispielsweise kaputte Kaffeemaschinen ausgetauscht, Teppichböden gereinigt, Klimaanlagen überprüft.

Bahnhöfe

Pro Jahr sollen in NRW rund 150 Millionen Euro in die Stationen investiert werden. Dazu gibt’s nicht nur neue Anstriche, sondern auch Verbesserungen für Wartende. Zurzeit kommen aber nur Reisende u.a. in Düsseldorf und Düsseldorf in den Genuss von Wartezonen mit USB-Anschluss und vernünftiger Beleuchtung. 2017 folgen Münster und Hamm. Zudem werden Aufzüge inzwischen fernüberwacht – und sollen schneller repariert werden, wenn sie kaputt sind. Aber auch hier hinkt NRW noch dem Bund hinterher. Noch so ein Problem für Werner Lübberink.