An Rhein und Ruhr.. Sie arbeiten, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen - für uns alle. Gedankt wird es ihnen kaum, stattdessen erleben sie täglich Gewalt.

„Ich selbst war schon wegen einer starken Prellung krank geschrieben, da ich einen PKW-Außenspiegel abbekommen habe“, berichtet Dietmar Schloßmacher, seit 18 Jahren Straßenwärter. Wildes Hupen, Beschimpfungen und Beleidigungen seien in seinem Job an der Tagesordnung und hätten etwa um 30 Prozent zugenommen.

„Mittelfinger bekommen wir täglich, die sehen wir schon als freundliches Grüßen“, so der Grevenbroicher lachend. Erschreckend: Ab und zu würden die Autofahrer sie sogar mit Gegenständen wie Feuerzeugen oder Coladosen bewerfen. „Früher habe ich den Ärger mit nach Hause genommen, mittlerweile habe ich mir aber ein dickes Fell zugelegt“, so der 40-Jährige.

Im Zuge der „Woche des Respekts“ hat der Minister ein offenes Ohr

NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) und Straßen NRW-Direktorin Elfriede Sauerwein-Braksiek ließen sich am Mittwoch im Zuge der „Woche des Respekts“ an der Autobahn 52 bei Willich-Schiefbahn von den Erfahrungen der Straßenarbeiter berichten.

In diesem Jahr gab es bereits vier Verletzte und zwei Tote

In diesem Jahr seien bereits vier Straßen NRW-Mitarbeiter verletzt worden sowie zwei externe Verkehrssicherer in Ausübung ihrer Tätigkeit tödlich verunglückt, berichtet Sauerwein-Braksiek. „Das Risiko eines Straßenwärters bei einem Arbeitsunfall ums Leben zu kommen, ist 13-mal höher als in einem gewerblichen Betrieb“, rechnet die Direktorin vor.

Der Landesbetrieb versuche alles, um dieses Risiko zu minimieren: In den kommenden Jahren seien Risikoparcours auch für die Straßenmeistereien geplant, 2014 waren sie bereits in allen Autobahnmeistereien durchgeführt worden. „Der Arbeitsplatz Straße kann nur sicherer werden, wenn alle Verantwortlichen an einem Strang ziehen“, forderte die 57-Jährige.

Bespuckt, beschimpft, aggressiv angehupt- und Gegenstände fliegen auch

Minister Groschek: „Es muss jetzt ein Stop-Zeichen gesetzt werden.“ Die Straßenwärter würden bespuckt, beschimpft und aggressiv angehupt, und das nur, weil sie unter Einsatz ihres Lebens ihren Job machen. „Dieser Frustabbau an den Menschen, die für unser aller Verkehrssicherheit sorgen, ist für mich nicht akzeptabel.“

Groschek wünscht sich, dass Angriffe gegen Uniform-Träger unnachgiebig sanktioniert werden. Doch wie? „Würden wir all diese Fälle anzeigen, kämen wir aus dem Anzeigen gar nicht mehr heraus“, gibt der 59-Jährige zu. Man müsse außerdem den Verwaltungsaufwand gegen das zu erwartende Strafmaß abwägen.

Mit der Kampagne „#Hut ab - Respekt zeigen“ auf Aufklärung setzen

Das NRW- Verkehrsministerium und Straßen NRW hoffen deshalb auf die Sensibilisierung der PKW-und LKW-Fahrer und setzen mit der Kampagne „#HutAb Respekt zeigen“ auf Aufklärung. Das Problem: „Die Pöbler aber machen unsere Mitarbeiter auch noch stellvertretend für Staus verantwortlich“, meint Michael Groschek. Das einzige Mittel gegen Staus sei jedoch der Ausbau der Straßen und damit die Arbeit der Straßenwärter.

„Wir versuchen natürlich immer, die Arbeiten in verkehrsärmere Zeiten zu legen, um den Verkehr möglichst wenig zu beeinträchtigen“, erklärt Andreas Raed, Leiter Betrieb und Verkehr in Krefeld. Arbeiten würden dann nachts oder am Wochenende durchgeführt, sowie nicht vor neun Uhr morgens und nicht nach 15 Uhr. „Aber unser Fokus liegt immer auf der Verkehrssicherheit, gibt es einen verkehrsgefährdenden Zustand, greifen wir sofort ein.“

NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) geht in Gescher (Nordrhein-Westfalen) über die Gedenkstelle für im Dienst getötete Straßenwärter vor der Autobahnkapelle in Tungerloh-Capellen.
NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) geht in Gescher (Nordrhein-Westfalen) über die Gedenkstelle für im Dienst getötete Straßenwärter vor der Autobahnkapelle in Tungerloh-Capellen. © Bernd Thissen | dpa

Jedes Jahr Gedenkfeier für getötete Mitarbeiter

Gestern Morgen legten der NRW-Verkehrsminister und die Straßen NRW-Direktorin wie jedes Jahr am Buß- und Bettag an der Autobahnkapelle „St.Antonius“ bei Gescher einen Kranz nieder. Ein stilles Gedenken an alle tödlich verunglückten Straßenarbeiter.