Am Niederrhein. .

Als Dieter Stiers vor Tagen erste Nachrichten von der Geflügelpest in Norddeutschland hörte, dachte der Landwirt aus Alpen: „Hoffentlich erreicht uns das nicht.“ Der Wunsch ging bisher in Erfüllung. In NRW ist das hochansteckende Vogelgrippe-Virus H5N8 bis dato nicht aufgetreten. Damit das so bleibt, müssen aber viele Geflügelhalter auch hier Vorsorge treffen. Und das hat Konsequenzen: Auch die rund 150 Weihnachtsgänse, die Stiers gestern noch auf der Weide hatte, müssen unter Dach und Fach. Der Alpener sorgt sich um seine Tiere, die seit Mai draußen auf der Weide grasten und einen Stall gar nicht kennen: „Die werden vom ersten Tag an unruhig sein.“

Kleve, Kranenburg, Bedburg-Hau, Kalkar, Rees und Emmerich. Wesel, Dinslaken, Voerde, Hünxe, Rheinberg, Xanten, Alpen, Sonsbeck, dazu Teile von Duisburg, Krefeld und Düsseldorf: Der Niederrhein gilt wegen seiner vielen Zugvögel großflächig als „Risikogebiet“ für Vogelgrippe. In den genannten Bereichen muss ab sofort das Federvieh in den Stall. Und ab morgen dürfen Halter nur noch in Schutzkleidung zu den Tieren. An den Ställen müssen Wannen für die Schuhdesinfektion bereitstehen. Geflügelbörsen sind verboten. Das Monitoring – also die Beobachtung von Wild- und Hausgeflügel – wird verstärkt.

Bestände werdenintensiv beobachtet

Die allermeisten Halter kennen das schon von der letzten Vogelgrippe-Welle in Europa im Winter 2014/2015. Sie trat fast zur gleichen Zeit auf wie jetzt; in NRW galt die Stallpflicht damals bis Ende Februar. Wie lange Federvieh und Halter dieses Mal damit klarkommen müssen, ist unklar. Bei den rheinischen Bauern zeigt man Verständnis für die Auflagen: „Unsere Geflügelhalter beobachten in Zusammenarbeit mit den Veterinären sehr aufmerksam ihre Bestände und nehmen jeden Verdachtsfall sehr ernst“, sagte Sprecherin Andrea Hornfischer auf NRZ-Nachfrage. Für die Tiere bedeute die Aufstallung Stress. Der Verband habe sich daher dafür eingesetzt, dass die Auflagen nur für die Risikogebiete gelten.

Landesweit wird von 1000 Geflügelhaltern mit geschätzten 55 000 Tieren ausgegangen, rund 500 Betriebe davon befinden sich im Rheinland. Wie viele genau in Risikogebieten liegen, dazu gibt es aktuell keine Zahlen. In Alpen wird Landwirt Stiers einen Stall extra für seine Tiere herrichten: „Die Geräte müssen dann woanders stehen.“ In Wesel überlegt Bauer Peter Heinen, wie er seinen insgesamt 500 Hühnern die Langeweile nehmen kann. Heinen hat zwei Hühnermobile, also mobile Ställe, die eigentlich jeden Tag woanders auf den Wiesen am Hof stehen, damit die Hühner laufen und scharren können. Jetzt will der Landwirt in den Mobilen zusätzliche Scharrmöglichkeiten schaffen. „Das geringe Platzangebot kann ich aber nicht ausgleichen“, sagt Heinen.

Der Weseler Landwirt fürchtet finanzielle Nachteile, wenn die Stallpflicht sehr lange dauert. Nach 12 Wochen im Stall darf er seine Eier nicht mehr als Eier aus Freiland- sondern nur als Eier aus Bodenhaltung verkaufen und für die gibt es ein Drittel weniger Geld. In Alpen geht Dieter Stiers davon aus, dass seine Gänse im Stall erstmal nicht fressen, deutlich abnehmen und das auch bis Weihnachten nicht mehr auf die Rippen bekommen, die Folge – weniger Erlös: „Das ersetzt mir keiner.“