Essen. . Der Gruselclown-Trend ist auch in NRW angekommen. Psychologie-Professor Jürgen Margraf erklärt, was uns an den bunten Fratzen schaudern lässt.

  • Im öfter erschrecken Gruselclowns auch in NRW Passanten
  • "Jemanden zu erschrecken, bedeutet, Macht über ihn auszuüben", sagt Professor Jürgen Margraf
  • Margraf sieht dem Grusel-Trend entspannt entgegen

Sie sind auch in NRW angekommen: Gruselclowns, die mit unheimlichen Maskeraden Passanten auflauern, um sie zu erschrecken, wie zuletzt in Wesel und in Gelsenkirchen. In beiden Fällen waren die Horrorclowns bewaffnet. Nachdem die verkleideten Unbekannten zuerst zahlreich in den USA gesichtet wurden, ist die Welle zuerst nach Großbritannien und nun auch nach Deutschland übergeschwappt.

"Jemanden zu erschrecken, ihm Angst einzuflößen, bedeutet, Macht über ihn auszuüben", sagt Professor Jürgen Margraf. Er ist Leiter des Forschungs- und Behandlungszentrums für psychische Gesundheit an der Ruhr-Universität Bochum und ein Experte für das Thema Angst. Gruselclowns lösen starke Reize beim Gegenüber aus, Angst sei eine Grundemotion, ein Überlebenswert des Menschen. "In der Zeit von Massenmedien wird so ein Phänomen schnell zum Trend", erklärt Margraf. Und dann ließe sich die Berichterstattung auch noch mit diesen schaurig-schönen Fotos bebildern – und würde so noch mehr angeguckt.

Kinder reagieren stark auf Clowns

Das Erscheinungsbild eines Clowns sei archetypisch: Es entspricht einem Urbild, das beim Menschen von Geburt an angelegt ist. Er fokussiert sich auf das Gesicht seines Gegenüber, das beim Clown sehr prägnant ausgebildet ist: Augen und Mund werden stark betont und scheinen größer, ein roter Punkt auf der Nase betont dieselbe. All das zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich.

Ohnehin haben wir eine gespaltene Beziehung zu Clowns. Psychologen des Knox College aus Illinois in den USA haben kürzlich die Grusel-Wirkung von Clowns untersucht. Über 1300 Probanden nahmen an der Studie teil und wählten den Clown als angsteinflössenste Berufsgruppe. Was laut Studienergebnis vor allem an seiner Unberechenbarkeit liegt: "Menschen, die mit einem Clown interagieren, wissen nie, ob sie gleich eine Torte ins Gesicht bekommen oder Opfer eines erniedrigenden Streichs werden."

Auch Margraf sagt: "Weil sie sich schnell und erwartbar bewegen, reagieren Kinder sehr stark auf Clowns. Was als Witz gemeint ist, kann schnell zu Angst führen." Kinder können Angst noch nicht einordnen, während Erwachsene sie auch suchen und sich der "Angstlust" hingeben. "Angst bedeutet immer Erregung", sagt Margraf, "manche Menschen streben nach dieser Erregung." "Sensation Seeking" nennt man dieses Phänomen. "Solange wir wissen, dass etwas nicht wirklich gefährlich ist, übt es einen Reiz auf uns aus", erklärt der Psychologie-Professor, "erst wenn wir etwas nicht mehr kontrollieren können, führt es zu echter Angst."

Gruselclowns sind bei der Polizei kein Thema

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Margraf sieht dem Grusel-Trend entspannt entgegen. Die Horror-Clowns seien in den vergangenen Jahren schon häufiger aufgetaucht – und auch wieder verschwunden. Auch die Polizei in Gelsenkirchen, wo am Montagabend Jugendliche erschreckt worden waren, sieht bislang keine größere Gefahr in den maskierten Gestalten. "Wir ermitteln derzeit noch und prüfen die Ernsthaftigkeit des Vorfalls", sagte Polizeisprecher Olaf Brauweiler. Und sein Essener Kollege Christoph Wickhorst stellt klar: "Die Clown-Masche ist bei uns kein Thema."

Übrigens: Echte Coulrophobie, also die krankhafte Panik vor Clowns, sei äußerst selten, sagt Margraf. Ihm selbst sei noch niemand mit einer solchen Erkrankung untergekommen.