Essen. Winterdiensten droht in den nächsten Jahrzehnten eine Schleudertour. Erst brauchen sie mehr Salz und Salz-Streuer, dann dürften Jobs wegfallen.
- Jetzt liegt erstmals eine Langzeit-Prognose für deutsche Straßen und Autobahnen vor
- In den nächsten 14 Jahren sei nicht mit einer Verringerung der Frostschäden an den Fahrbahnen zu rechnen
- Ab 2030 ist „eine signifikante Zunahme des Aufwands für die Grasmahd“ wahrscheinlich
Die Experten für den Straßenunterhalt beim Land und den Kommunen bereiten sich schon auf den kommenden Winter vor. Sie müssen die Salzmengen bestellen und einlagern. Problem: „Ein Winter ist nicht planbar“, heißt es. Doch jetzt liegt erstmals für deutsche Straßen und Autobahnen eine Langzeit-Prognose vor. Im nächsten Jahrzehnt dürfte es glatter zugehen, die Streudienste werden gefragt sein, glaubt die Forschung. Grund: Der Klimawandel.
Wissenschaftler haben dies in einer Untersuchung für die Bundesanstalt für Straßenwesen (Bast) ermittelt. „Die Niederschläge werden im Winter ansteigen und im Sommer abnehmen. Für den Winterdienst können die stagnierenden Temperaturen bei gleichzeitigem Anstieg der Niederschläge bis 2030 zu einer Zunahme bei Einsatzstunden und Salzverbrauch um etwa zehn Prozent führen“. In den nächsten 14 Jahren sei also auch nicht mit einer Verringerung der Frostschäden an den Fahrbahnen zu rechnen. Auch: „Ein frostsicherer Straßenaufbau“ nach den technischen Standards sei nach wie vor wichtig.
Salz ist massenweise liegengeblieben
Krisensicher ist der Winterdienst-Job allerdings auf lange Sicht überhaupt nicht. Die Erderwärmung schlägt ab 2030 mit einem „deutlichen Anstieg der Temperaturen“ zu, glauben die Forscher. „Danach ist mit einer deutlichen Reduktion der Einsatzstunden sowie der erforderlichen Salzmengen um durchschnittlich 16 Prozent bis 2050 und um 40 Prozent bis 2080 zu rechnen“. Dagegen wird ebenfalls ab 2030 „mit einer signifikanten Zunahme des Aufwands für die Grasmahd“ zu rechnen sein.
Das ständige Auf und Ab sind die Experten des Landesbetriebs Straßen.NRW jedoch schon aus den letzten Jahren gewöhnt. Zwischen 2005 und 2013 sind die eingesetzten Streusalz-Mengen wegen der winterlichen Verhältnisse auf zwischen 200 000 und 300 000 Tonnen geradezu explodiert. Vorher lagen sie meist unter der Marke von 150 000 Tonnen. Seit 2014 ist das Salz dann massenweise liegen geblieben. Der Winter ist einfach ausgefallen.
In NRW wird das meiste Streusalz - mit 16 000 Tonnen - im Raum der Eifel benötigt, unmittelbar gefolgt von Südwestfalen, dem Rheinisch-Bergischen Raum und dem Sauerland. Läppisch klingt dagegen die erforderliche Tonnage im Ruhrgebiet. Die Autobahnmeistereien Dortmund, Duisburg, Gelsenkirchen, Marl und Unna haben im Winter 2014/2015 gerade 2700 Tonnen verbraucht. Zwischen Kleve und Moers ist es mit etwa 8000 Tonnen schon ein bisschen mehr.