Essen. Twitter ermöglicht schnelle und direkte Reaktionen – auch die Polizei ist damit nah am Bürger. Zwölf NRW-Behörden twittern, andere tun sich schwer.

Die Aufregung um den Namen des Twitter-Accounts der Polizei Dortmund war groß. Mit polizei_nw_do erhielt die Dortmunder Polizei dasselbe Kürzel wie die rechtsextreme und verbotene Gruppierung „Nationaler Widerstand Dortmund. Zu dem Patzer war es durch die Vorgabe des NRW-Ministeriums für Inneres und Kommunales gekommen, allen Polizei-Profilen auf Twitter einheitliche Namen zu geben. Sehr unglücklich, wie einige Nutzer feststellten.

Umbenennung aller Twitter-Accounts zwingend

Das Innenministerium reagierte am Mittwoch prompt und wies an, die Namen aller Polizei-Accounts zu polizei_nrw mit angehängtem Städtekürzel zu ändern. Ein seriöser Auftritt ist den Behörden wichtig, denn der Kurznachrichten-Dienst Twitter ist ein Sprachrohr der NRW-Polizei und das Zwitschern längst gesellschaftstauglich.

Die Polizei will mit den Bürgern im Gespräch bleiben und muss sich somit auf den Kommunikations-Wandel einstellen. „Die Polizei tut sich schwer damit, aber in einer digitalen Gesellschaft gehören soziale Medien dazu, wie das Butterbrot zur Pause“, sagt Volker Aschoff, Pressesprecher der Polizei Dortmund. Wie halten es die Polizei-Stationen in NRW mit Twitter?

NRW-Innenministerium treibt Kommunikation voran

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Das NRW-Innenministerium hat für die größeren Polizei-Stationen einheitliche Twitter-Accounts eingerichtet. Bereits an zwölf Standorten von Bielefeld über Hagen bis Oberhausen wird getwittert – mit verschiedenen Inhalten und in unterschiedlicher Regelmäßigkeit. „Die Polizei-Behörden machen das in eigener Zuständigkeit“, sagt Nadja Kwasny, Sprecherin des NRW-Innenministeriums.

In einem Schreiben von 2014 hat das Ministerium den förmlichen Umgangston und das Verbot von Fahndungsfotos in den sozialen Medien festgelegt. Dennoch duzt die Dienststelle Münster die Nutzer und Fahndungsaufrufe sind mittlerweile überall online zu finden, wenn die Täterergreifung nicht anders möglich erscheint. Die Verordnung „ist nur ein Rat für die Twitter-Tätigkeit“, sagt Kwasny. So haben alle Twitter-Seiten einen ähnlichen optischen Auftritt, inhaltlich sei jede Polizei-Dienststelle aber frei in ihrer Themenwahl.

Twitter wird als einsatzbegleitendes Medium gesehen

Generell wird in NRW weniger getwittert als in vielen anderen Bundesländern. Trotzdem wächst die Zahl der Follower stetig. Die Dortmunder Polizei ist seit 2012 bei Twitter sehr aktiv. Von präventiven Tipps und Fahndungsaufrufen über Blitzer-Kontrollen bis hin zu Pressekonferenzen: Der Nutzer erhält mit Fotos und Kurz-Videos einen lebhaften Einblick in den Polizei-Alltag. „Twitter erlaubt uns eine transparente Darstellung“, sagt Aschoff.

Auch Tino Schäfer, Polizeisprecher in Hagen, bestätigt: „Twitter ist ein gutes Medium für dynamische und einsatzbegleitende Kommunikation“. Da es in Hagen aber kaum Großlagen gebe, werde das Portal über automatische Facebook-Einläufe befüllt. Schäfer: „Deutschland ist ein Facebook-Land. Aber als Polizei haben wir jederzeit die Möglichkeit, direkt auf Twitter zu reagieren.“

Presse-Team der Polizei München wird ausgezeichnet

Anders als in Berlin habe keine Polizei-Dienststelle in NRW ein reines Social-Media-Team, erklärt Schäfer. Und mit wenig Personal sei die umfangreiche Pflege eines Profils schwierig. Frankfurt oder München würden mit mehr Großeinsätzen auch mehr Menschen erreichen können, aber „wir sind froh, dass es in Hagen relativ ruhig ist“, sagt Schäfer lachend.

Ein Paradebeispiel für die Information vieler Menschen über soziale Medien war der Amoklauf von München. Der Polizeisprecher der bayerischen Landeshauptstadt, Marcus da Gloria Martins, wurde gerade erst vom Bundesverband deutscher Pressesprecher ausgezeichnet. In der unübersichtlichen Situation habe die Polizei München die Menschen über Facebook und Twitter über den Ermittlungsstand informiert und Verhaltensregeln ausgesprochen. An diesem Beispiel wird deutlich, wie wichtig das Medium Twitter im Ernstfall sein kann.

Anderen Polizei-Behörden fehlen die Kapazitäten

Manche NRW-Großstädte treten indes noch gar nicht auf Twitter in Erscheinung, zum Beispiel Bochum. Zwar ist für die Bochumer Polizeibehörde bereits ein Twitter-Account reserviert, dieser wird bislang aber nicht genutzt. Trotzdem folgen dem Auftritt rund 500 Nutzer. Nach Angaben von Polizeioberkommissarin Nicole Schüttauf plant die Behörde langfristig den Dienst bei Twitter und Facebook anzutreten.

Duisburg ist bisher nicht in den sozialen Medien aktiv gewesen, da der Aufwand zu hoch sei, erklärt Polizeisprecherin Daniela Krasch. Seit Donnerstag betreut die Duisburger Polizei den Account dann aber doch und twittert aktuelle Meldungen aus dem Stadtgebiet.

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Den Aufwand bestätigt Polizeihauptkommissar Aschoff. Ähnlich wie die Gelsenkirchener Kollegen hätten die Dortmunder in der letzten Saison auch von Bundesliga-Spielen berichtet. Das sei aber nicht besonders stark angenommen worden. Aschoff: „Dann muss man Konsequenzen ziehen und sich den Personal-Einsatz sparen.“ Fußballbezogen twittert die Polizei Dortmund jetzt nur noch von Risiko-Spielen.