Essen. Sie wollen Knuddeluff und Schlurp, noch lieber Bisaflor und Pixi. Doch wer bei Pokémon Go genau hinschaut, kann seine Nachbarschaft neu entdecken.

  • "Pokémon Go"-Jagd führt an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei
  • Auch Mahnmale können sogenannte "Pokéstops" sein
  • Eintritt zahlen in Museum gilt auch für Pokémon Go-Spieler

Obwohl sie stur auf ihre Mobiltelefone schauen, können Pokémon-Go-Spieler in ihrer Umgebung einiges entdecken - nicht nur kleine Monster. Denn auf ihrer der Jagd durch die virtuelle Welt führt die App die Spieler zu Stationen, sogenannte "Pokéstops", die ganz real existierende Baudenkmäler, Kunstwerke oder Mahnmale sein können.

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Die bunten Straßenkarten auf den Displays zeigen "Pokéstops" nur als blaue Kästchen an, doch laufen die Spieler die Orte ab und klicken auf diese Kästchen, öffnet sich ein Foto und manchmal auch eine Erklärung zum "Pokéstop". Sehenswürdigkeiten wie Kirchen, Details einer alten Hausfassade, "Stolpersteine", die an Opfer des Nationalsozialismus erinnern, zwei Gebäude der Funke Mediengruppe in Essen - alles kann eine Station sein. Wie es scheint, bediente sich der App-Entwickler Niantics dafür bei einer älteren Datenbank seines eigenen Spiels "Ingress", für das bereits Stops, damals "Portale", angelegt wurden. Vergleichskarten zeigen, dass nicht jedes "Portal" zum "Pokéstop" wurde, doch die Übereinstimmung ist deutlich zu erkennen.

Pokémon im Industriemuseum

In der vergangenen Woche fragten im Dortmunder LWL-Industriemuseum Zeche Zollern "zehn bis 15 Menschen innerhalb kurzer Zeit, ob sie mal eben kurz Pokémon jagen dürften", sagt LWL-Pressesprecher Markus Fischer. Eintritt wollten sie dafür allerdings nicht zahlen. Die Museumsmitarbeiter druckten der Deutlichkeit halber dann einen großen Zettel aus, auf dem zu lesen war: "Auch wer nur wegen Pokémon Go das Museumsgelände betreten will, muss den normalen Museumseintritt zahlen!" Später, erzählt Fischer, habe dann eine Museumsmitarbeiterin festgestellt, dass in den Räumen oft seltene Pokémon angezeigt werden.

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"Alles, was Denkmäler den Menschen näher bringt, sehen wir gerne", sagt Sabine Cornelius, Sprecherin des LVR-Amts für Denkmalpflege im Rheinland. "Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass sich jemand von unseren Denkmalpflegern schon mal mit dem Spiel befasst hat, aber wenn man dadurch spielerisch an Dinge herangeführt wird, die in irgendeiner Form auch einen Wissensmehrwert haben, dann gerne." Das habe in der Vergangenheit schon einmal gut funktioniert, als zum Beispiel in Köln Hobbyfotografen aufbrachen, um für Wikimedia alle Baudenkmälern der Stadt zu fotografieren. "Das ist ein Ansatz, den wir als Fachamt nicht haben können", erklärt Cornelius. "Wir müssen uns mit größter Sorgfalt den Objekten nähern." Dass Denkmäler Aufmerksamkeit bekommen, "ist uns aber immer recht".

Augen auf bei der Jagd

"Aus Marketing-Sicht ist es erst mal super, dass man darüber die Kunstwerke und Denkmäler in der Stadt entdeckt", sagt Jeanette von Lanken, Pressesprecherin der Stadt Essen. Vor allem würden durch Pokémon Go auch "Leute dazu animiert, die das sonst gar nicht machen. Es ersetzt sicher keinen Reiseführer, aber es ist ein super Angebot. Und wenn die Leute jetzt noch darauf achten, dass sie nicht einfach auf die Straße rennen, um ein Pokémon zu fangen, dann ist alles gut."