NRW. Einige Kommunen haben Probleme, Bademeisterstellen zu besetzen. Duisburg kann nicht alle Bäder zeitgleich öffnen, Essen und Oberhausen suchen Helfer.

  • Fachkräftemangel am Beckenrand bereitet Städten Probleme
  • Kommunen suchen bei der DLRG und Zeitarbeitsfirmen nach Mitarbeitern
  • Verband der Schwimmmeister: 2500 bis 3000 Fachkräfte fehlen

Zahlreichen Kommunen fehlen die Retter am Beckenrand. Deutschlandweit herrscht ein Mangel an Fachangestellten für Bäderbetriebe - kurz: Bademeister. Einige Städte müssen bereits koordinieren, wann sie welches Bad öffnen können, ohne dass die Sicherheit zu kurz kommt. In Duisburg bleiben während der Sommersaison manche Hallenbäder geschlossen, der Aquapark in Oberhausen kann den Betrieb nur mit Mühe aufrecht erhalten. Vielerorts sind Bewerbungen für die Sommersaison auch jetzt noch gern gesehen.

"Es ist gesetzlich nicht vorgeschrieben, dass eine Fachkraft am Becken steht", erklärt Peter Harzheim, Präsident des Bundesverbands Deutscher Schwimmmeister. Badbetreiber könnten auch Rettungsschwimmer als Aufsichtskräfte einstellen, die sich beispielsweise bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) qualifiziert haben. "Aber das ist eine heikle Kiste, wenn dann wirklich etwas passiert", sagt Harzheim. In solchen Fällen würde die Verantwortung bis nach oben durchgereicht und bei städtischen Bädern schließlich beim Bürgermeister landen. Deshalb sollten Kommunen ein Interesse daran haben, dass Fachkräfte anwesend sind. "Und da haben wir das Problem: Die kosten Geld."

Historische Fotos vom Hauptbad

Das im Bau befindliche Hauptbad.
Das im Bau befindliche Hauptbad. © WAZ-Archiv
Das Hauptbad wurde 1958 eröffnet.
Das Hauptbad wurde 1958 eröffnet. © WAZ-Archiv
Innenansicht des Hauptbads.
Innenansicht des Hauptbads. © WAZ-Archiv
Ein frühes Bild von der Hauptbad-Fassade zur Steeler Straße. Auch hier habe damals das Glas dominiert, sagt Architekturhistorikerin Ute Reuschenberg. Dieser ursprüngliche Eindruck lasse sich ohne großen Aufwand wiederherstellen.
Ein frühes Bild von der Hauptbad-Fassade zur Steeler Straße. Auch hier habe damals das Glas dominiert, sagt Architekturhistorikerin Ute Reuschenberg. Dieser ursprüngliche Eindruck lasse sich ohne großen Aufwand wiederherstellen.
Diese Jungs kamen den Zeitungslesern auch am 4. Juli 1958 entgegen: Fotografin Marga Kingler hielt sie vor der Glasfassade des Bades fest.
Diese Jungs kamen den Zeitungslesern auch am 4. Juli 1958 entgegen: Fotografin Marga Kingler hielt sie vor der Glasfassade des Bades fest. © Marga Kingler/Fotoarchiv Ruhr Museum
Spring doch: Die typische Szene nahm Willy van Heekern 1958 auf. Der Sprungturm am Mehrzweckbecken wurde später abgebaut.
Spring doch: Die typische Szene nahm Willy van Heekern 1958 auf. Der Sprungturm am Mehrzweckbecken wurde später abgebaut. © Willy van Heekern/Fotoarchiv Ruhr Museum
Beim flüchtigen Hinsehen könnte man fast auf einen Konzertsaal tippen: Peter Kleu zeigt 1958 das Hauptbad als grandiosen, hochmodernen Schwimmpalast.
Beim flüchtigen Hinsehen könnte man fast auf einen Konzertsaal tippen: Peter Kleu zeigt 1958 das Hauptbad als grandiosen, hochmodernen Schwimmpalast. © Peter Kleu/Fotoarchiv Ruhr Museum
Unten wird geplanscht, oben vergnügen sich die Trockenschwimmer in der Milchbar. Dieses Bild von Josef Stoffels entstand 1966. Repro: Kerstin Kokoska / FUNKE Foto Services
Unten wird geplanscht, oben vergnügen sich die Trockenschwimmer in der Milchbar. Dieses Bild von Josef Stoffels entstand 1966. Repro: Kerstin Kokoska / FUNKE Foto Services
Dieses Bild entstand während der Unterwasser-Rugby-Weltmeisterschaft im Hauptbad im Jahr 1999.
Dieses Bild entstand während der Unterwasser-Rugby-Weltmeisterschaft im Hauptbad im Jahr 1999. © Remo Bodo Tietz/NRZ
Dieses Bild entstand während der Unterwasser-Rugby-Weltmeisterschaft im Hauptbad im Jahr 1999.
Dieses Bild entstand während der Unterwasser-Rugby-Weltmeisterschaft im Hauptbad im Jahr 1999. © Remo Bodo Tietz/NRZ
Volle Tribüne, beflaggte Fenster: So schmuck zeigte sich das Hauptbad bei den Deutschen Kurzbahnmeisterschaften im Jahr 2007.
Volle Tribüne, beflaggte Fenster: So schmuck zeigte sich das Hauptbad bei den Deutschen Kurzbahnmeisterschaften im Jahr 2007. © Oliver Müller / FUNKE Foto Services
Das Hauptbad im Januar 2008.
Das Hauptbad im Januar 2008. © Frank Vinken / WAZ
Auch die Kanupolo-Sportler werden das Hauptbad vermissen. Das Bild entstand beim Youngster Cup 2013.
Auch die Kanupolo-Sportler werden das Hauptbad vermissen. Das Bild entstand beim Youngster Cup 2013. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Das Hauptbad im Februar 2013.
Das Hauptbad im Februar 2013. © Ulrich von Born / FUNKE Foto Services.
Das Hauptbad im Februar 2015.
Das Hauptbad im Februar 2015. © Ulrich von Born/ FUNKE Foto Services
Das Hauptbad im Dezember 2015.
Das Hauptbad im Dezember 2015. © Dirk Bauer / FUNKE Foto Services
Das Hauptbad im Dezember 2015.
Das Hauptbad im Dezember 2015. © Dirk Bauer / FUNKE Foto Services
Abschied vom Hauptbad im Dezember 2015.
Abschied vom Hauptbad im Dezember 2015. © Dirk Bauer / FUNKE Foto Services
Das Hauptbad im Dezember 2015.
Das Hauptbad im Dezember 2015. © Hans Blossey
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Ordnungsgemäßer Badebetrieb nicht gewährleistet

In Duisburg musste die Stadttochter DuisburgSport bereits die Notbremse ziehen. Wegen des Fachkräftemangels könne "bedauerlicherweise ein ordnungsgemäßer Badebetrieb derzeit nicht gewährleistet werden". Deshalb werde zur Zeit je nach Wetterlage entschieden, ob man die wenigen Kräfte in die Hallen- oder die Freibäder schickt. Für eine komplette Besetzung allerorts reicht es nicht. DuisburgSport sei aber "auch weiterhin bestrebt, kurzfristig entsprechende Fachkräfte einzustellen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen", damit der Badebetrieb wieder in vollem Umfang aufgenommen werden kann, erklärt die Stadt.

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In Essen gebe es derzeit genügend festangestellte Bademeister, heißt es im Rathaus. Damit könne man den normalen Betrieb sicherstellen - solange es nicht über einen längeren Zeitraum sonnig und warm wird. "Sollte es mal wieder richtig brummen, haben wir aber auch alles eingeleitet, damit genügend Personal zur Verfügung steht", erklärt eine Sprecherin. Dann werde man zusätzlich auf Rettungsschwimmer zurückgreifen. Dennoch gelte, "wie wohl in allen anderen Städten", auch in Essen: "Wenn sich noch jemand als Rettungsschwimmer bewerben möchte, wären wir um jede Bewerbung dankbar."

Vergebliche Suche nach Azubis

In Oberhausen bemüht man sich darum, selbst auszubilden - was der Stadt auch gelingt. Hier ist die jeweils eine Stelle im ersten, zweiten und dritten Lehrjahr besetzt. Der Aquapark allerdings hat ein Problem. "Wir haben unsere Ausbildungsstelle in diesem Jahr nicht besetzt bekommen", erklärt Timo Schirmer, Betriebsleiter des Freizeitbads. Trotz eines "Azubitags" fand man keine geeigneten Bewerber. Und auch genügend Rettungsschwimmer zu bekommen, sei schwierig. "Wir laufen sehr stark am Limit. Wir suchen seit Wochen und Monaten über alle Kanäle Rettungsschwimmer und Fachangestellte. Noch kriegen wir es gestemmt, aber wenn Krankheitsfälle oder ähnliches kommen, dann haben wir ein Problem", sagt Schirmer.

Der Aquapark arbeitet bereits mit einer Zeitarbeitsfirma zusammen, Anzeigen in überregionalen Zeitungen und im Internet brachten keinen Erfolg. "Wir haben auch schon die DLRG und die anderen Vereine, die bei uns trainieren, angesprochen", erklärt der Betriebsleiter. "Vielleicht können sie uns Leute schicken. Wir setzen alle Hebel in Bewegung."

Entspannte Situation in Dortmund und Hagen

Weit weniger dramatisch ist die Situation in Dortmund. Zwar spüre man auch hier, dass Fachkräfte, Rettungsschwimmer und Bewerber für die Ausbildungsplätze "nicht dicht gesät sind, aber wir haben zum Großteil unsere Positionen belegt", betont Claudia Heckmann vom Badbetreiber Sportwelt Dortmund. "Wir sind keine städtische Gesellschaft, sondern eine Vereinsgesellschaft. Vielleicht ist unser Vorteil, dass wir mit der DLRG und Schwimmvereinen zusammenarbeiten. Die Vereine stellen uns auch Rettungsschwimmer für den Beckendienst zur Verfügung", erläutert Heckmann.

Derzeit gleich neun Auszubildende zum Fachangestellten für Bäderbetriebe gibt es in Hagen. "Die Zahl kann sich auch mal verändern, denn wir nehmen nur die, bei denen wir merken, dass wirklich Interesse da ist", betont Detlef Recka von der Hagener Versorgungs- und Verkehrs-GmbH. "Es können also auch mal weniger werden - aber auch mal mehr, wenn sich entsprechende Leute melden."

2500 bis 3000 Fachkräfte fehlen

Tatsächlich sei Nordrhein-Westfalen das Bundesland, in dem am meisten ausgebildet werde, sagt Peter Harzheim vom Bundesverband Deutscher Schwimmmeister. 30 bis 70 Azubis seien es in anderen Bundesländern, 150 bis 200 Azubis stünden hingegen gerade wieder in NRW vor der Prüfung. Doch sei auch diese Zahl noch zu gering. Nach einer Schätzung des Verbands gibt es etwa 7000 Bäder in Deutschland sowie 26.000 bis 27.000 Fachkräfte. "Da fehlen ungefähr 2500 bis 3000."