Im Rheinland. . Eine sechsköpfige Bande spionierte Senioren im Rheinland aus, indem sie Essen auf Rädern ausfuhren. Ihre Beute: mehrere Zehntausend Euro.

Wenn sie wussten, Frau XY benötigt heute kein Essen, die alte Dame ist im Krankenhaus – dann wussten die Täter auch: Da ist heute Abend freie Bahn. Eine Bande von sechs Kriminellen hat über die Mitarbeit bei einem Essensbringdienst Senioren ausgespäht und diese Erkenntnisse für Einbrüche und Diebstähle genutzt. Vier mutmaßliche Bandenmitglieder – zwei Frauen und zwei Männer im Alter von 26 bis 36 Jahren – konnten Polizisten in Neuss und Düsseldorf festnehmen. Zwei weitere sind auf der Flucht.

Die Ermittler gehen bisher von 22 Straftaten in Neuss, Düsseldorf, Hilden, Erkrath und Ratingen aus. Angefangen hat die Serie wohl schon im Juli 2014. Die Täter rafften Schmuck und Bargeld zusammen oder klauten EC-Karten, um am Automaten Konten zu plündern. Der Gesamtwert der Beute liegt – zumindest bisher – im hohen fünfstelligen Eurobereich, wie eine Polizeisprecherin auf NRZ-Nachfrage mitteilte. Polizei und Staatsanwaltschaft vermuten, dass noch weitere Taten aufs Konto der Kriminellen gehen könnten.

Die Opfer waren teils hochbetagt, einige weit über 90 Jahre alt. Mitunter warteten die Kriminellen auch nicht auf eine günstige Gelegenheit für einen Einbruch, sondern nutzten die Arglosigkeit ihrer Opfer während der Essenslieferung für Diebstähle aus. Vorstellen, so die Polizeisprecherin, müsse man sich das so, dass z. B. Portemonnaies im Vorübergehen aus der Diele entwendet wurden. Oder die Täter haben sich unter dem Vorwand, ob sie mal das WC benutzen dürften, Zugang zur weiteren Wohnung verschafft und das für Diebstähle genutzt.

Weil die Täter so vielseitig waren und die Tatorte sich über mehrere Städte verteilen, konnte die Polizei die Fälle zunächst nicht einer Serie zuordnen. Ein Handyanruf eines Bandesmitglieds bei Nachbarn eines späteren Opfers brachte die Beamten schließlich auf die Spur. Der Mann hatte sich spätabends als Lieferservice-Mitarbeiter gemeldet und gefragt, wo denn die Kundin sei – der Nachbarin kam das merkwürdig vor. Sie wandte sich an die Polizei.

Ins Ausland abgesetzt?

Die Tatverdächtigen sind alle serbischer Abstammung, gehören zu einer Familie. Die Ermittler vermuten, dass es um organisierte Kriminalität geht. Die Bandenmitglieder agierten hochprofessionell, nutzten konspirative Wohnungen und Handys, die auf Fantasie-Personen angemeldet waren. Mit Haftbefehl gesucht werden jetzt noch zwei Männer (27 und 28 Jahre). Zumindest bei einem von ihnen geht die Polizei davon aus, dass er sich ins Ausland abgesetzt hat, der andere hingegen könnte sich noch in der Region rund um Düsseldorf aufhalten.