An Rhein und Ruhr. .

Hunderte angehende Abiturienten aus Köln haben sich in der Nacht zu Montag mit rivalisierenden Schülergruppen geprügelt und dabei sieben Gymnasien mit Graffiti besprüht und Fenster mit Eiern beworfen. Eine weitere Gruppe von 50 Schülern hatte bereits am vergangenen Freitag lautstark in einem Wohngebiet gefeiert. Doch damit nicht genug: Vielen von ihnen gefiel es nicht, dass die Polizei die Feier auflösen wollte. Als Antwort flogen Gegenstände, es kam zu einer handfesten Auseinandersetzung mit Pfefferspray und Schlagstöcken. Insgesamt schrieb die Polizei mehrere Anzeigen wegen gefährlicher Körperverletzung und Verstößen gegen das Waffen- und Betäubungsmittelgesetz. Sind derart ausgelassene Abifeiern heutzutage Normalität?

Bei der Feier des letzten Schultages kann es schon mal wilder werden

Denn auch in Bochum mussten Polizisten im vergangenen Jahr eingreifen, weil 60 Schüler in der Innenstadt Autos angehalten haben, diese besetzten und sich durch die Stadt kutschieren ließen. „Ich kann mich noch gut an einen Fall erinnern, als ein verkleideter junger Mann als verletzte Person auf einem Supermarkt-Parkplatz unterwegs war. Daraufhin ist rund 20 Mal der Rettungswagen alarmiert worden“, sagt Franz-Josef Kuhmann, Polizeihauptkommissar aus dem Kreis Wesel. Doch falle das im Gegensatz zu Köln eher in die Kategorie: dummer Jungenstreich. „Bei Sachbeschädigungen hört allerdings der Spaß auf“, mahnt Kuhmann.

Die Schüler feiern das Ende der realen Unterrichtszeit und die Zulassung zum Abitur. „Dass es dann ein bisschen ausarten kann, ist normal“, sagt Christina Markfort, Vorstandsmitglied der Landesschülervertretung NRW. „Die Feier ist Tradition. Es ist der Traum vieler Schüler, das Gebäude zu dekorieren und mit den Lehrern Spiele zu spielen.“ Auch rivalisierende Gymnasien messen sich oft in Trinkspielen. Doch Ausschreitungen wie in Köln seien die absolute Ausnahme.

Das liegt wohl auch an einer Absprache zwischen Schulleitung und Schülern. „Bei uns gibt es einen Rahmen, in dem gefeiert werden darf. Den besprechen wir im Vorfeld mit unseren Schülern“, sagt Schulleiter Dr. Heinzgerd Schott vom Konrad-Duden-Gymnasium in Wesel. „Ich habe mein Abitur vor 45 Jahren gemacht. Ich kann mich noch gut an lustige Feiern erinnern.“ Die Eskalation in Köln sei allerdings alles andere als das. „Eigentlich soll mit dem Abitur das Zeugnis der Reife ausgesprochen werden.“ Davon seien diese Schüler weit entfernt.

Mit den Schülern des Konrad-Duden-Gymnasiums habe man sich gemeinsam auf eine Kostümierung während der Mottowoche und eine Feier mit Musik in den Pausen geeinigt. „Von halb zehn bis zehn Uhr können sie sich austoben und die Spiele spielen.“ Den letzten Schultag feiern die angehenden Abiturienten ausgelassen mit der Schülerband in der Niederrheinhalle. Ausschreitungen wie im Kölner Wohngebiet sind daher nicht zu erwarten.

Die Polizeistellen in Düsseldorf und Duisburg können sich an keine nennenswerte Ausschreitungen erinnern. „Bislang blieb in jedem Jahr alles im Rahmen“, weiß Daniela Krasch, Pressesprecherin der Polizei Duisburg. Damit es aber auch weiterhin so bleibt, gibt sie den Tipp, sich im Vorfeld Gedanken über die Spiele und die Kostümierung zu machen. „Wenn jemand die Schule stürmt und dabei komplett vermummt ist, dann darf sich niemand wundern, wenn wir einschreiten.“