Essen. Schwimmbäder in NRW reagieren auf die steigende Zahl von Flüchtlingen. Mehrsprachige Infoblätter und Schwimmkurse sollen für sicheren Badespaß sorgen.
Viele von ihnen können nicht schwimmen und sind mit den geltenden Baderegeln noch nicht vertraut – die Badbetreiber in NRW müssen sich auf die wachsende Zahl von Flüchtlingen einstellen. Dabei sind auch die Bademeister gefragt. „Einige Flüchtlinge gehen bei uns schwimmen, aber wir stellen fest: nein, sie können nicht schwimmen“, sagt Lena Erich von der Bädergesellschaft Düsseldorf.
Zwei Nichtschwimmer hätten vergangenes Jahr aus dem Wasser geholt werden müssen. Auch in Mülheim gab es einen Fall, in dem ein Flüchtlingskind ins Wasser gesprungen und fast ertrunken wäre: „Es musste dann rausgeholt werden“, erinnert sich Martina Ellerwald, die Leiterin des Mülheimer SportServices, „gerade bei diesen Kindern haben wir ein Auge drauf, aber dafür steht der Schwimmmeister ja auch am Beckenrand“.
Hinweise für sicheres Schwimmen
In Düsseldorf will man bald Schwimmkurse für Flüchtlinge anbieten. In Witten organisiert die Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes diese bereits ehrenamtlich. Spezielle Flyer mit deutlichen Sicherheitshinweisen für Flüchtlinge hat die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen in Essen (DGfdB) unter anderem auf arabisch, französisch, englisch oder albanisch herausgebracht. Mit Piktogrammen und kurzen Sätzen warnen sie beispielsweise davor, auf den glatten, feuchten Böden zu rennen, von der Seite ins Becken zu springen oder als Nichtschwimmer ins tiefe Wasser zu gehen.
Erstaunt über Bademöglichkeiten
Attraktiv sind die Angebote der Hallenbäder offenbar für viele Migranten. „Sie sind ganz erstaunt über unsere Bademöglichkeiten“, berichtet Janin Simon von den Stadtwerken Gelsenkirchen. Durch ihren Flüchtlingsausweis erhalten sie Ermäßigungen auf den Eintrittspreis.
Einige von ihnen zückten dann sogar ihr Handy, um ein Selfie von sich in den eindrucksvollen Badelandschaften zu machen, erzählt Simon. Viele seien mit den Gepflogenheiten im Schwimmbad noch nicht vertraut. Um den Flüchtlingen die Badeordnung zu erklären, haben viele Badbetreiber diese nun in acht verschiedenen Sprachen ausgehängt.
Nicht vom Beckenrand springen
„Die Kultur des öffentlichen Badens ist unbekannt in vielen anderen Kulturkreisen“, weiß Kurt Uhlendahl, Abteilungsleiter für Bäder in Essen. Was seit Jahrzehnten manchem halbstarkem Einheimischen beigebracht werden muss, gilt auch für Flüchtlinge: Einigen müsse man schon mal beibringen, dass sie nicht vom Beckenrand hineinspringen oder sich gegenseitig reinschubsen dürfen, sagt Jutta Szczepek, die in Oberhausen für die zwei städtischen Schwimmbäder zuständig ist. Auch dass man vor dem Schwimmen duscht, müsse mitunter erklärt werden.
In München sind Badebetriebe sind dazu übergegangen, auf speziellen Plakaten im Comic-Stil in Schwimmbädern zusätzlich auch auf das korrekte Verhalten gegenüber Frauen hinzuweisen. Diese zeigen beispielsweise eine Frau im Bikini und eine durchgestrichene Hand daneben.
Die DgfdB will trotz einzelner Vorfälle in NRW diesem Beispiel nicht folgen: „Wir können nicht jedem Flüchtling unterstellen, dass er ins Hallenbad geht, um dort sexuelle Handlungen vorzunehmen“, sagt Joachim Heuser von der DgfdB. Auf den mehrsprachigen Badeanweisungen der Gesellschaft „implizieren wir ja schon den normalen zivilisierten Umgang, den wir in Europa gewohnt sind“.