Essen.. Seit diesem Sonntag, 13. Dezember, gilt im Bahn-Verkehr ein neuer Fahrplan. Manches ändert sich für Pendler und Bahnreisende an Rhein und Ruhr.

Alles neu macht bei der Bahn selten der Mai, aber immer der Dezember: Mit dem eurpaweiten "Fahrplanwechsel" im Bahnverkehr vom Sonntag müssen sich Bahnnutzer auch an Rhein und Ruhr auf Veränderungen einstellen bei Fahrplan und Zugangebot - und ab Januar auch bei Ticket-Preisen. Eine Auswahl.

Fahrplanwechsel - das ist neu bei Regionalzügen

  • Die Bahn führt eine neue Regionalexpress-Linie ein. Der RE 6a bringt endlich mehr Platzangebot auf der Schiene zwischen Düsseldorf und Köln und ist neben dem RE1 und dem RE5 die dritte RE-Linie auf dieser wichtigen Verbindung. Der RE 6a ergänzt den bisherigen RE6 ("Westfalen-Express") zwischen Minden und Düsseldorf und verkehrt als eigene Linie im Stundentakt zwischen Düsseldorf-Hauptbahnhof und Flughafen Köln/Bonn. Außerdem neu: Er fährt linksrheinisch über Neuss und Dormagen zum Hauptbahnhof Köln, weil auf der Haupttrasse über Leverkusen kein Platz ist für eine zusätzliche Zuglinie. Abfahren Richtung Köln soll der RE6a in Düsseldorf Hauptbahnhof von Gleis 6, heißt es im Bahn-Fahrplan. Beim Fahrplanwechsel 2016 wird die Stamm-Linie RE6 dann ohne Umsteigen bis Köln verlängert.
  • Die Linie RE7 (Rheine-Münster-Hamm-Wuppertal-Solingen-Köln-Krefeld) geht von der Deutschen Bahn an das britische Unternehmen National Express. Zwischen Münster und Rheine fährt die Linie künftig montags bis freitags im Stundentakt, bis dato nur alle zwei Stunden. An Wochenenden gibt's nachts eine Fahrt mehr als bisher. National Express setzt Elektrotriebfahrzeuge ein und keine Lok-bespannten Doppelstockwaggons. Dennoch sei mehr Platz an Bord, heißt es. Und die neuen RE7-Fahrzeuge sind bei Tempo und Beschleunigung gleichauf mit ICE-Zügen (mit Blick auf die im Bereich erlaubte Geschwindigkeit natürlich) und damit kein Hindernis mehr auf der Schiene, auf denen Verspätungen von Fernzügen stets auch den Nahverkehr bremsen.
  • Die Linie RB 43 ("Emschertalbahn" von Dorsten - Wanne-Eickel - Herne - Castrop-Rauxel Süd – Dortmund) wird ab Sonntag wieder von der Deutschen Bahn betrieben, statt von der Nordwest-Bahn. Reisende müssen vorerst jedoch mit relativ alten Dieseltriebfahrzeugen vorlieb nehmen, die zuvor unter anderem auf der Linie "Der Müngstener" zwischen Solingen und Wuppertal eingesetzt worden waren, die seit dem vergangenen Fahrplan als S-Bahnline S7 vom privaten Unternehmen Abellio geführt wird; neue Fahrzeuge sollen erst ab Ende kommenden Jahres in den Einsatz kommen. Dafür bleibt die Linie erhalten, was in der Vergangenheit umstritten war. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr teilt zudem mit: "Das bestehende Angebot wird durch eine Fahrt am Sonntagmorgen zwischen Wanne-Eickel Hbf und Dortmund Hbf ergänzt."
  • Auch der Betrieb der Linie RB 48 (Remagen-Bonn-Köln-Solingen-Wuppertal-Oberbarmen) wechselt zu National Express. Die Linie wird bis nach Wuppertal-Oberbarmen verlängert. Auf der RB 48 Wuppertal-Oberbarmen - Solingen - Köln - Bonn-Mehlem wird in der Hauptverkehrszeit zwischen Köln und Bonn eine zusätzliche Fahrt pro Stunde angeboten.
  • Auf der Linie RB 91 wird mit dem Fahrplanwechsel montags bis freitags am Abend ein Zug mehr von Siegen nach Finnentrop fahren: "Die Studenten der Universität Siegen, die Abendkurse besuchen, haben so noch eine weitere Alternative für ihren Heimweg", teilt das Bahnunternehmen Abellio mit. Sonst ändere sich bei diesem Betreiber nichts.
  • Auch im Siegerland ist die Deutsche Bahn nicht mehr am Zug im Nahverkehr: Mit der Linie RB 96 (Betzdorf-Haiger-Dillenburg) übernimmt die Hessische Landesbahn dort nun auch die letzte vormals von der Bahn bediente Regionallinie. Reisende sollen nun aber endlich mehr Komfort bekommen, weil endlich neue Fahrzeuge in den Einsatz kommen. Bis dato war der Fuhrparkt dort "zusammengewürfelt" aus geliehenen Fahrzeugen, wie man bei dem Unternehmen selbst zum vergangenen Fahrplanwechsel einräumte.

Fahrplanwechsel - das ist geändert bei S-Bahnen an Rhein und Ruhr

Im vergangenen Jahr hatte der Fahrplanwechsel Reisende auf den Linien S5/S8 komplett neue Züge beschert - und ärgerliche Verspätungen, weil es über mehrere Wochen Probleme mit den Türen gab. Nutzer der Linie S 6 wiederum profitierten davon, weil sie seitdem in moderneren Triebfahrzeugen vom Typ ET 422/423 sitzen, die zuvor zwischen Hagen und Mönchengladbach im Einsatz waren. Auch der Pünktlichkeit auf der Linie hat das gut getan, meinen Reisende; die Bahn will Zahlen erst im kommenden Jahr präsentieren.

Der jüngste Fahrplanwechsel bringt S-Bahn-Nutzern an Rhein und Ruhr nur minimale Veränderungen m Bereich des Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR):

  • Auf der Linie S 1 (Solingen - Düsseldorf - Duisburg - Essen - Bochum - Dortmund) wird je Richtung eine Fahrt mehr angeboten zwischen Düsseldorf Hbf und Solingen Hbf - von montags bis freitags.
  • Die Linie S 2 (Dortmund - Castrop-Rauxel - Herne - Recklinghausen - Essen - Duisburg) wird ebenfalls montags bis freitags um eine zusätzliche Fahrt ergänzt zwischen Dortmund-Dorstefeld und -Huckarde.
  • Die Linie S 3 (Oberhausen - Mülheim - Essen – Hattingen) wird auch um eine zusätzliche Fahrt ergänzt - samstags, sonn - und feiertags und zwar zwischen Oberhausen Hbf und Essen Hbf.
  • Auf der Linie S 4 (Dortmund-Lütgendortmund - Unna) müssen sich Reisende in diesem Jahr nicht wundern, wenn plötzlich alte Lok-bespannte Züge aus den 80er Jahren fahren ("x-Wagen"). Bei den bis dato eingesetzten Triebfahrzeugzügen ET 422/423 steht die erste - aufwändige - Hauptuntersuchung an.

Fahrplanwechsel - was es bei IC und ICE an Neuerungen in NRW gibt

Im Fernverkehr rollen im kommenden Jahr erstmals Intercity-Züge auch in NRW, die zweistöckige Waggons haben, wie man sie bis dato nur aus dem Regionalverkehr kennt. Als erstes sind sie ab diesem Sonntag auf der Linie Leipzig-Hannover-Norddeich unterwegs. Im Frühjahr 2016 sollen sie dann auch erstmals in NRW zu sehen sein, auf den Linien Köln-Bielefeld-Hannover-Braunschweig-Dresden) und Köln-Münster-Norddeich Mole. Insgesamt sollen in den kommenden Jahren bundesweit 190 neue Direktverbindungen aus vielen Regionen in die 50 größten Städte entstehen, teilte die Bahn mit.

Was sich im Fernverkehr an Rhein und Ruhr mit dem Fahrplan verändert:

  • Der Thalys (Essen-Düsseldorf-Köln-Brüssel-Paris) sollte eigentlich von Sonntag an bis nach Dortmund erweitert werden. Doch durch den Stellwerksbrand in Mülheim verzögert sich das voraussichtlich bis zum kommenden Frühjahr. Schlecht für Fern-Pendler ist zudem, dass sie die Thalys-Züge nicht mehr mit DB-Fahrkarten nutzen können, zum Beispiel zwischen Köln und Aachen. Grund: Die Deutsche Bahn hat sich als Betreiber aus dem Konsortium verabschiedet, sagt Lothar Ebbers, Sprecher der Fahrgastorganisation Pro Bahn NRW, Thalys-Züge werden nur noch von den französischen und den belgischen Bahnen betrieben. Wer mitfahren will, muss gesonderte Tickets lösen.
  • Leipzig und Region sind aus NRW per IC bzw. ICE mit dem Fahrplanwechsel nur noch von Köln über Wuppertal aus direkt erreichbar. Auch nach Dresden gibt es aus dem Ruhrgebiet keine direkte Zugverbindung mehr. Dafür kommen Reisende von Frankfurt aus jetzt um eine gute Stunde schneller nach Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Grund: Mit dem Fahrplanwechsel wird die Schnellfahrstrecke zwischen Erfurt und Halle eröffnet; ein weiterer der "Verkehrsprojekte Deutsche Einheit"...

Fahrplanwechsel - Veränderungen bei Fahrkarten und Preisen

Bereits seit dem vergangenen Fahrplanwechsel gehört der Niederrhein zum Gebiet des VRR. Bald aber fällt die bisherigen Extra-Preisstufe "E" weg – das allerdings erst zum 1. Januar 2016. Das bedeutet, dass man mit Tickets der bisherigen Preisstufe "D" auch am Niederrhein Bus und Bahn nutzen kann. Monatskarten dieser Preisstufe werden allerdings etwas teurer.

Insgesamt erhöht der VRR im kommenden Jahr die Preise um durchschnittlich 2,9 Prozent. Der Preis für Einzelfahrscheine der Preisstufe A bleibt jedoch bei 2,60 Euro. Gleich teuer bleiben zudem Kinder-Einzeltickets und die per Smartphone erhältlichen 10er-Fahrkarten in allen Preisstufen. Neu für Studierende ist das "Vorkurs-Ticket". Es gilt für 30 Tage im gesamten VRR, kostet 54.65 Euro und ist gedacht für Uni-Bewerber, die schon Kurse besuchen, aber noch nicht an der Hochschule eingeschrieben sind.

Verbesserungen beim NRW-Ticket

Verbesserungen gibt es für ÖPNV-Nutzer beim NRW-Ticket: Bei Einzeltickets für Fahrten von Tür zu Tür kann man ab Sonntag schon am Abfahrtsort auch Bus und Straßenbahn nutzen. Bis dato galten Fahrkarten im NRW-Tarif nur für die Bahn; erst am Zielort konnte man dann noch in einer anderes öffentliches Verkehrsmittel umsteigen.

Die Deutsche Bahn verzichtet 2016 auf erneute Preiserhöhungen - vorerst. "90 Prozent der Tickets bleiben auch nach dem Fahrplanwechsel unverändert", obwohl die Kosten gestiegen seien, gab das Unternehmen im Vorfeld bekannt. Die Bahn reagiert damit auf die starke Konkurrenz durch das stetig wachsende Fernbus-Netz.

Bei Fernbussen steht unterdessen kein Fahrplanwechsel an - jedenfalls nicht ein derart aufwändiger wie bei der Bahn an diesem Sonntag. "Bei den Fernbussen muss man täglich mit Fahrplanwechseln rechnen", sagt Martin Rammensee vom Portal www.busliniensuche.de. Busunternehmen könnten abgesehen von bestimmten Genehmigungs-Fristen - meist nur wenige Monate -  jederzeit Linien eröffnen oder einstellen, sagt Rammensee. Sie könnten dabei rein nach Marktlage oder Verkehrssituation entscheiden. "Für die Bahn ist das natürlich ein Wettbewerbsnachteil", meint Rammensee: "Die Bahn kann auf Veränderungen bei den Fernbussen nicht annähernd flexibel reagieren".