Essen. . In Köln, Aachen und Münster ist die Wohnungssuche für Studierende schon lange eine Geduldsprobe. Nun wird auch in Teilen des Ruhrgebiets Wohnraum knapp.

Volle Studentenwohnheime – überteuerter Privatmarkt – kleine Wohnungen im unteren Preissegment Mangelware. Was in Köln, Aachen oder Münster schon länger ein Problem für Studierende ist, wird langsam auch in Teilen des Ruhrgebiets zum Stolperstein auf dem Weg zum Akademiker: die Wohnungssuche.

Ihre Schmerzgrenze liegt bei 380 Euro. So viel ist Bilge Özdemir bereit, monatlich für eine neue Wohnung in Duisburg auszugeben. Özdemir studiert an der Universität Duisburg-Essen Deutsch und Englisch. Kurz vor dem am Montag gestarteten Wintersemester zwingt sie Ende September ein nicht vernünftig behobener Wasserschaden in ihrer alten Bleibe auf Wohnungssuche. Eine Suche mit Hindernissen: „Ich habe im Internet und Zeitungen gesucht, aber viele Vermieter wollen keine Studenten“, sagt Özdemir. Das Problem? Kein geregeltes Einkommen – Angst vor Mietausfall. Und die Option Studentenwohnheim? Ist keine. Zumindest nicht in Essen, Duisburg und Mülheim. Das Studierenden-Werk hat keine Plätze mehr.

„Wir haben in den drei Städten Platz für 2500 Studierende. Seit mehr als drei Wochen ist alles weg“, sagt Petra Karst vom Studierenden-Werk Essen-Duisburg, das für 45.000 Studierende zuständig ist. Normalerweise seien zum Beginn des Wintersemesters immer noch etwa 70 Zimmer frei. Jetzt stehen über 300 Interessenten auf der Warteliste. Engpässe, die aus der weiter ansteigenden Zahl der Studierenden resultieren.

In Dortmund und Bochum gibt man sich in den Studierenden-Werke hingegen noch gelassen. Zwar sei man auch in Dortmund zu 100 und in Bochum zu 97 Prozent ausgelastet, das sei jedoch normal. Hier sieht man zwei Vorteile des Ruhrgebiets gegenüber Aachen, Münster oder Köln. Zum einen „ist Wohnraum auf dem freien Markt bei uns noch bezahlbar“, sagt die Dortmunder Sprecherin Petra Mikolajetz. Zum anderen „wird Pendeln immer mehr zum Trend, die Studenten bleiben länger zu Hause wohnen“, sagt ihr Bochumer Amtskollege Peter van Dyk. Viele kämen aus der näheren Umgebung, wie auch die Studie „Wissenschaftsregion Ruhr“ des Regionalverbands Ruhr belegt. 56 Prozent der Ruhrgebietsstudenten haben auch hier ihren Schulabschluss gemacht, weitere 27 im restlichen NRW. Nur 8,5 Prozent kommen aus dem übrigen Bundesgebiet.

In der klassischen Universitätsstadt Münster liegt dieser Anteil mit 24,5 Prozent ungleich höher, ebenso in Aachen (17,1 Prozent). Die Situation ist auch deshalb weitaus prekärer: Die Wohnheime sind dicht, der private Wohnungsmarkt überteuert. „Es stehen 5200 Interessenten auf der Warteliste, bei 4811Plätzen“, sagt Ute von Drathen, Pressechefin des Studierenden-Werks Aachen. „Der Druck auf dem privaten Markt steigt, die Mietpreise gehen hoch.“

Münster bietet Notunterkünfte für Studierende an

Gute 200 Kilometer nordöstlich bietet das Studierenden-Werk in Münster sogar schon übergangsweise Notunterkünfte für Studenten an. Für fünf Euro pro Nacht stehen zwölf durch Stellwände abgeteilte Schlafmöglichkeiten in einem Gemeinschaftsraum zur Verfügung, damit kurzfristig niemand auf der Straße steht.

Bei Bilge Özdemir kam es nicht soweit. Nach lauter Absagen bei der Internet- und Zeitungssuche fand sie bei der Gebag in Duisburg eine passende Wohnung. „Ich hatte Glück“, sagt sie. Im Umkreis des Campus’ konnte auch die gemeinnützige Baugesellschaft lediglich eine Wohnung in ihrem Preissegment anbieten. Louisa Jahn, kaufmännische Angestellte bei der Gebag, bestätigt: „Die Anfragen für die kleinen Wohnungen sind viel häufiger als in den letzten Jahren. Täglich etwa sechs.“ Jedoch sei in ihrem Gebiet alles vermietet.

Auch die Allbau AG, der größte Essener Anbieter von Mietwohnungen, und die Essener Wohnungsbaugenossenschaft Wohnbau eG berichten, dass die studentenfreundlichen Wohnungen in Campusnähe komplett vergriffen sind. Das sei erstmalig so, sagt Wohnbau-Pressesprecher Frank Skrube. „Der Markt wird auch durch die Zuwanderung noch enger“, prognostiziert er.