Düsseldorf/Essen. Wie konnte ein Audi über 20 Streifenwagen und einen Polizeihubschrauber abhängen? Das Innenministerium erklärt, was in der Nacht passiert ist.

Das war keine gute Nacht für die NRW-Polizei: Obwohl 24 Streifenwagen und sogar ein Hubschrauber im Einsatz waren, gelang dem Fahrer des offenbar gut motorisierten Audi die Flucht. Jetzt hat die wilde Verfolgungsjagd, die über acht NRW-Autobahnen und schließlich in die Niederlande führte, ein politisches Nachspiel.

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Auf Anfrage des CDU-Abgeordneten Gregor Golland musste Innenminister Ralf Jäger (SPD) erklären, was in der Nacht zum 4. September geschehen ist. Das Minutenprotokoll der Verfolgungsjagd:

01:16 Uhr: Der Besatzung eines Funkstreifenwagens fällt ein schwarzer Audi Kombi auf, der in Düsseldorf ein kurzes Teilstück des Nördlichen Zubringers auf die A52 entgegen der Fahrtrichtung befährt. Sie versuchen das Auto zu stoppen, doch der offenbar mit vier Personen besetzte Wagen startet durch - mit "erheblich überhöhter Geschwindigkeit", wie es in Jägers Erklärung heißt.

01:20 Uhr: Schon nach vier Minuten verlieren die Polizisten den Sichtkontakt zum Fluchtfahrzeug. Der Polizeihubschrauber startet, um die Verfolgung aus der Luft aufzunehmen.

01:26 Uhr: Eine andere Streife entdeckt den Audi auf der A46 und kann ein paar Minuten an ihm dranbleiben, bis der Kontakt wieder abreißt. Inzwischen verfolgen Polizisten aus 21 Städten und Kreisen die Verfolgungsjagd im Funk und versuchen, vorherzusehen, wohin sich die Flüchtenden wenden. Dann könnten sie Sperren errichten oder eine günstige Gelegenheit für einen Zugriff abpassen.

02:19 Uhr: Noch einmal kommen die Polizisten an den Audi heran, jetzt wieder auf der A52. Der Sichtkontakt habe allerdings nur "auf großer Distanz" gehalten werden können, wie die Polizisten berichten. Es ist das letzte Mal, dass die Polizei den Audi vom Boden aus zu Gesicht bekommt.

02:30 Uhr: Der Flucht-Audi passiert die niederländische Grenze auf der A52. Der Polizeihubschrauber bekommt die Erlaubnis der niederländischen Behörden, die Verfolgung fortzusetzen. Auch die deutschen Streifenwagen dürfen dranbleiben. "Nacheile" heißt das im Schengen-Sprech. Doch die Flüchtenden verschärfen das Tempo erneut. Jetzt kann auch der Hubschrauber nicht mehr folgen.

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Kurz darauf entscheiden deutsche und niederländische Polizisten gemeinsam, die Verfolgung abzubrechen. Aus der wilden Hatz wird eine geordnete Fahndung. Doch bis heute ist der Audi nicht wieder aufgetaucht. Die Polizei hat die Nummernschilder sichergestellt, die die Flüchtigen während der Fahrt weggeworfen hatten. Weitergeholfen hat das nicht: Die Kennzeichen waren als gestohlen gemeldet.

Keine Hinweise auf terroristischen Hintergrund

Zudem fand die Polizei Benzinkanister am Straßenrand. Offenbar hatten die Flüchtenden ausreichend Zeit um anzuhalten und nachzutanken. Das lässt die Überlegung zu, ob sie ihre Flucht vorausschauend geplant hatten.

Wer die Täter sind und warum sie flohen, ist bis heute unklar. "Konkrete Hinweise auf die Zugehörigkeit zu einer terroristischen Vereinigung liegen nicht vor", schreibt Jägers Ministerium. Inwieweit die Täter zu einer schwerkriminellen Bande gehören, sei Gegenstand der Ermittlungen.