Essen/Duisburg. . Zollfahndung Essen deckt organisierten Arzneimittelring auf – drei Duisburger festgenommen
Eine Spontanmeldung erreicht die Essener Zollzentrale – gesendet wurde sie von den britischen Kollegen: Es gäbe Auffälligkeiten bei einer Lagerbox in Essen. Die Zollfahnder machen sich auf den Weg und überwachen die Box. Männer gehen dort mit leeren Taschen hinein, kommen mit vollen wieder heraus. Schnell lässt sich das Mietskonto des Lagers ausmachen. Kleinere Beträge laufen darauf ein, die zu weiteren Konten und deren Besitzer führen. Es stellte sich heraus: Die Männer verkaufen online illegale Arzneimittel wie Beruhigungsmittel, Potenzpillen und Schlankheitsmittel, die sie aus Indien besorgen – im großen Stil. Das geschah Ende 2013. Die verdeckten Ermittlungen des Zollfahndungsamt Essen dauerten fast zwei Jahre. In der Nacht vom 2. auf den 3. September folgte dann der große Zugriff: 16 Objekte in NRW, hauptsächlich im Großraum Duisburg und Gelsenkirchen, sowie vier weitere in Niedersachsen wurden durchsucht.
Jetzt stellte der Zoll die Ergebnisse vor: Ein großer Schlag gegen die organisierte Arzneimittelkriminalität. Die Bilanz kann sich sehen lassen: Neben fünf Festnahmen wurden 3,5 Millionen illegale Arzneimittel mit einem Schwarzmarktwert von etwa 14 Millionen Euro, 440 000 Euro Bargeld, zwei Autos und mehrere Luxusuhren sichergestellt. „Es handelt sich hierbei um die größte Sicherstellung von gefälschten Medikamenten in Deutschland“, sagte Hans-Joachim Brandl, Leiter des Zollfahndungsamtes Essen.
Medikamente mit Paketen verschickt
Bei den fünf Tatverdächtigen handelt es sich um drei Männer aus Duisburg im Alter von 29, 43 und 65 Jahren, einen 31-jährigen Gelsenkirchener sowie einen 34-jährigen Niederländer mit indischen Wurzeln, für den ein internationaler Haftbefehl ausgestellt wurde. „Zur Zeit befindet er sich noch in den Niederlanden, wir haben aber schon einen Auslieferungsantrag gestellt“, sagt Oberstaatsanwältin Anette Milk. Sollten die Hauptverdächtigten verurteilt werden, müssten sie bis zu zehn Jahre ins Gefängnis.
Drahtzieher hatten gutes Netzwerk
Über die Kontakte des Niederländers wurden gefälschte Medikamente in Indien eingekauft und in die EU geschmuggelt – per Lastwagen. In verschiedenen Lagern in Europa wurden die Präparate gelagert und nach und nach mit Paketen in die Bundesrepublik geschickt.
„Das Problem war, dass die Drahtzieher so gut vernetzt waren. Es gab verschiedenste Adressen und Konten. Sobald eine Adresse aufgeflogen wäre, hätten die Männer die einfach nicht mehr genutzt. Wir hatten Glück, dass wir den Fall von hinten aufrollen konnten“, erklärt Hans-Joachim Brandl.