An Rhein und Ruhr. . Fachleute fordern landesweite Sperrdatei für gefährdete Zocker in Spielhallen und Kneipen. Modell ist in Hessen erfolgreich.

In Spielbanken und bei als besonders suchtgefährenden Lotto-Glücksspielen wie Oddset oder Keno gibt es das schon: Wer Gefahr läuft, Haus und Hof zu verspielen, und sich selber schützen will, der kann sich auf eine bundesweite Sperrliste setzen lassen. Für ihn ist dann im Regelfall an der Eingangskontrolle Schluss. Fachleute fordern jetzt, dass eine solche „Spielersperre“ auch für das Automatenspiel in Spielhallen und in der Gastronomie eingeführt wird. In Nordrhein-Westfalen fehlt dafür den Angaben zufolge aber noch die gesetzliche Grundlage. Andere Bundesländer sind da schon weiter.

„Eine solche Spielersperre ist ganz dringlich“, meint Ilona Füchtenschnieder. Die Leiter der Landeskoordinierungsstelle Glücksspielsucht verweist im Gespräch mit der NRZ darauf, dass in NRW rund 40 000 Menschen als glücksspielsüchtig und noch einmal so viele als „problematische“ Spieler. Die Forderung nach einer Spielersperre steht aus NRW-Sicht im Zentrum eines bundesweiten Aktionstages, an dem sich morgen landesweit 23 Suchtberatungsstellen beteiligen. Aktionen gibt es u. a. in Duisburg, Düsseldorf, Viersen und Neuss.

Große Akzeptanz auf Seiten der Betroffenen

Hessen hat es vorgemacht: Dort gibt es eine zentrale Sperrdatei für Spielhallen, in die sich binnen kurzer Zeit rund 10 000 Personen haben eintragen lassen – ein Zeichen für die große Akzeptanz auf Seiten der Betroffenen. Allerdings ging auch der Umsatz in den Spielhallen um 26% zurück – was erklärt, warum die Sperre in der Branche auf eher wenig Begeisterung stößt.

Ilona Füchtenschnieder von der Koordinierungsstelle in NRW sieht einen klaren Zusammenhang zwischen Spielsucht und dem ökonomischen Erfolg von Spielhallen: „Die machen ihr Geld eher mit Leuten, die Probleme haben.“ Für nicht zielführend hält sie die Regelungen in Bremen und Thüringen, wo sich Suchtgefährdete in einzelnen Spielhallen sperren lassen können: „Das bringt nicht viel. Wer trotzdem spielen will, geht dann einfach 20 Meter weiter in die nächste Spielhalle.“

Nur 3,7 Prozent aller Bürger zocken an Automaten

Die Politik signalisiert Gesprächsbereitschaft: „Wir sind für Vorschläge, wie der Schutz von Spielsüchtigen und Suchtgefährdeten verbessert werden kann, sehr offen“, sagte Michael Scheffler, der Vorsitzende des Arbeitskreises Arbeit, Gesundheit und Soziales der SPD-Landtagsfraktion. Man werde prüfen, wie praktikabel die Vorschläge seien.

Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zocken nur 3,7% der Bürger an Automaten. In NRW wurden einer Schätzung zufolge an den Geräten in Spielhallen und Kneipen im vergangenen Jahr rund 1,5 Mrd Euro verspielt.