An Rhein und Ruhr. . 148 000 Schulanfänger sind ab morgen auf den Straßen in NRW unterwegs. Fachleute mahnen: „Elterntaxi“ bitte stehen lassen. Kinder müssen Erfahrungen sammeln

Alles gut gemeint. Mit dem Auto geht es doch schneller, bequemer ist es auch, das Wetter ist vielleicht nicht so doll, und die Fußgängerampel an der großen Kreuzung, da muss man ja so lange warten... Trotzdem: Zum Schulstart am morgigen Mittwoch mahnen Fachleute, das „Elterntaxi“ doch bitte stehen zu lassen. Landesweit gut 148 000 I-Dötze sind ab morgen (oder spätestens ab übermorgen) auf dem Weg zur Schule. Nur wenn Erstklässler zu Fuß zum Unterricht gehen, können sie wichtige Erfahrungen im Straßenverkehr sammeln, meinen Verkehrsclub Deutschland und das Kinderhilfswerk. Freilich: In der Anfangsphase sollten Erwachsene den Fußweg zur Schule begleiten.

Die Teilnahme am Straßenverkehr muss man erlernen, meint auch die Polizei. „Kinder müssen erfahren, wie man auf die Straße schaut und wie es sich anhört, wenn ein Auto kommt“, sagt Joachim Wawrzeniewski von der Polizei in Duisburg. Dort und in allen anderen Städten sind die Beamten in den nächsten Wochen voll mit Schulwegsicherung beschäftigt.

Es gibt verstärkte Tempo- und Parkkontrollen, Bezirksbeamte beziehen vor Grundschulen Position. In mehreren Städten gibt es besondere Aktionen. In Leichlingen im Bergischen Land etwa hat die Polizei zusammen mit der Stadt für die I-Dötzchen stehende und gehende gelbe Füße auf den Gehweg gesprüht. Und in Stolberg bei Aachen gibt es das „Verkehrszähmer-Programm“, das Kinder motivieren soll, zu Fuß zur Schule zu gehen und dafür im Klassenverbund Zaubersterne zu sammeln.

Nur das eigene Kind soll sicher zur Schule

Klar ist aber: „Gerade in den ersten Tagen können die Beamten nicht überall sein“, sagt Manfred Jakoby von der Polizei im Kreis Kleve. Auch er rät zu den von Eltern begleiteten Fußwegen. Bis zur Fahrradprüfung in Klasse drei oder vier (dem unter den Augen der Polizei erteilten „Fahrrad-Führerschein“) sollten Kinder seiner Empfehlung nach auch noch nicht mit dem Rad zum Unterricht fahren.

Landauf, landab machen Polizisten die Erfahrung, dass es ausgerechnet Eltern sind, die auf dem Schulweg für Gefahr sorgen. Unmittelbar vor Grundschulen wird auf der Busspur oder vor der Ampel geparkt, um das eigene Kind „mal eben“ aus dem Auto zu lassen. Allerdings werden dabei andere Schulkinder dabei möglicherweise beim Queren der Fahrbahn verdeckt – oder ihnen wird die Sicht genommen. Polizist Jakoby rät Eltern deshalb dringend, sich vor Augen zu führen, „dass nicht nur das eigene Kind sicher zur Schule kommen soll“.

NRW-weit wird die Polizei solche „Elternhaltestellen“ vor Schulen kontrollieren, Parkverstöße ahnden. Ausreden haben die Beamten schon viele gehört. Mitunter sind Eltern auch ganz direkt. Auf die Frage eines Beamten, ob sie das Halteverbot vor der Schule nicht gesehen habe, sagte eine Mutter in Duisburg: „Das Verbot habe ich gesehen. Nur Sie nicht.“