Essen. . Die Zahl von häuslichen Überfällen hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Opfer sind häufig Rentner - die Täter werden immer gewaltbereiter.

Vor einigen Monaten fesselten vier maskierte Täter ein Düsseldorfer Seniorenpaar in der eigenen Wohnung, um dann alle Schränke zu durchsuchen und in Mülheim gab es in diesem Jahr bereits zwei nächtliche Überfälle auf Senioren. Auch wenn die Zahl solcher Straftaten in NRW mit rund 800 Fällen im vergangenen Jahr immer noch eher gering ist: Die Zahl der Raubüberfälle in Wohnungen hat laut Landeskriminalamt in den vergangenen zehn Jahren um rund 30 Prozent zugenommen. Jetzt warnt die Polizeigewerkschaft (GdP) vor zunehmender Gewalt bei häuslichen Überfällen - vor allem auf Senioren.

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"Auf der Suche nach potentiellen Opfern suchen die Täter in Telefonbüchern nach alten Voramen", erklärt ein GdP-Sprecher die Vorgehensweise der Täter. Anhand der dazu gehörenden Adressen und Telefonnummern kundschaften sie die Häuser aus oder führen Testanrufe durch, um zu erfahren, ob es sich um alleinlebende Senioren handelt. "Wenn ein Fremder ohne erkennbaren Grund anruft oder sich niemand mit Namen meldet, sollte sofort aufgelegt werden", rät die GdP. Frauen seien für die Täter die bevorzugten Opfer.

Wertgegenstände sind nicht mehr genug

Häufig seien Tätergruppen unterwegs, die auf Bestellung arbeiten: "Zu den Banden gehören viele Osteuropäer, natürlich gibt es aber auch Einzeltäter," sagt ein Sprecher der GdP. Meist reiche es den Kriminellen aber nicht mehr aus, die Wohnung ihrer Opfer nach Wertgegenständen zu durchsuchen: "Sie wollen oft auch die Geheimzahlen von EC-Karten erfahren, weshalb die Vorgehensweise bei Überfällen in Wohnungen brutaler geworden ist." Mit dramatischen Folgen für die Senioren.

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"Wenn man mitten in der Nacht wach wird und ein Einbrecher am Bett steht, ist das ein traumatisches Erlebnis - unabhängig davon, wie alt man ist", sagt Helen Bonert, Außenstellenleiterin des Opferverbands "Weißer Ring Rhein-Sieg". Mit fortgeschrittenem Alter sei es jedoch schwieriger, eine Traumatherapie zu beginnen. "Nach so einem Überfall fühlen sich vor allem ältere Menschen in ihrer Wohnung nicht mehr sicher, können nicht mehr allein schlafen", erklärt sie. In solchen Fällen lasse sich die Opferhilfe von der Polizei unterstützen, damit die Beamten Fenster und Türen auf Sicherheit überprüfen und bei Bedarf nachrüsten.

Hohe Aufklärungsquote

Um sich von vornherein vor Einbrechern zu schützen rät die GdP dazu, am Telefon wie an der Haustür skeptisch zu sein und niemanden ins Haus zu lassen, den man nicht persönlich kennt. Kommt es doch zur Konfrontation mit den Tätern, rät Frank Scheulen vom LKA dazu, ihnen das zu geben, was sie haben wollen. Man wisse schließlich nie genau, wer einem gegenübersteht und wie er bewaffnet ist. "Wertsachen kann man ersetzen, bei körperlichen Schäden sieht die Sache etwas anders aus", ergänzt er. Außerdem sei die Aufklärungsquote bei Raubüberfällen in Wohnungen mit rund 73 Prozent relativ hoch. Und auch wenn in den vergangenen Monaten vermehrt von nächtlichen Überfällen zu lesen war, gibt Scheulen zumindest eine kleine Entwarnung: "Der normale Einbrecher kommt tagsüber."