Essen. 46.000 Diebstähle und eine Aufklärungsquote von gerade mal 9,2 Prozent - Fahrräder werden immer öfter geklaut. NRWs Diebstahlhochburg ist Münster.

Egal ob Mountain- oder E-Bike, Holland- oder Rennrad: Radfahren liegt im Trend. Und da sich die Deutschen ihr Hobby immer mehr kosten lassen, werden die Fahrräder auch bei Dieben immer beliebter. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr in NRW mehr als 46.000 Räder gestohlen - rund 11,2 Prozent mehr als im Vorjahr.

Bundesweit waren es rund 340.000 gestohlene Räder. Zum Vergleich: Das sind fast zehn mal so viele wie gestohlene Autos. Nordrhein-Westfalens Diebstahlhochburg Nummer 1 ist die Fahrradstadt Münster, hinzu kommen noch sieben weitere NRW-Städte. Die Zahlen hat das Verbraucherportal billiger.de aus Polizeiberichten ermittelt, die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich noch viel höher.

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Im vergangenen Jahr ist Deutschland bei Fahrraddiebstahl ein Gesamtschaden von 160 Millionen Euro entstanden. Bundesweite Diebstahlhochburg und somit auf Platz 1 des Rankings ist Cottbus. Über 30.000 gestohlene Räder gab es erstmals in Berlin. In NRW schlugen Diebe hinter Münster (Platz 3) vor allem in Recklinghausen, Paderborn, Bonn, Köln und Neuss zu.

In Dortmund wurden 2014 sogar fast doppelt so viele Fahrräder wie noch ein Jahr zuvor gestohlen. In Essen kamen rund 2600 Räder abhanden - die Höchstmarke mit Blick auf die vergangenen Jahre. Allein hier belief sich der Schaden auf 1,6 Millionen Euro. Da ein Fahrrad heute nicht selten mehrere tausend Euro kostet, rechnen Versicherer mit etwa 500 Euro pro Geschädigtem.

Aufklärungsquote verschwindend gering

Allzu große Hoffnungen, das geklaute Rad wieder zu bekommen, sollten sich die Opfer nicht machen - die Aufklärungsquote liegt bundesweit gerade mal bei 9,6 Prozent. Heißt: Nur etwa 30.000 der rund 340.000 gestohlenen Fahrräder konnten ihren Besitzern zurückgegeben werden. Oft ist nicht mehr drin als die Aufnahme des Diebstahls, um es gegebenenfalls der Versicherung melden zu können. Dass es besser geht, zeigen Magdeburg und München mit Aufklärungsquoten von rund 20 Prozent.

In NRW lag die Quote im Jahr 2014 mit 9,2 Prozent sogar noch knapp unter dem Bundesdurchschnitt. Nur in Recklinghausen konnte beinahe jeder zweite Diebstahl aufgeklärt werden - die Aufklärungsquote lag 2014 bei 47,3 Prozent.

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"Diese Zahlen kommen wegen des Einsatzes einer Sonderkommission und der Durchführung von Präsenzprojekten zustande", sagt Michael Franz, Sprecher der Polizei Recklinghausen. Die Behörde lege viel Wert auf die Beobachtungen von Bürgern: "Häufig kann ein aufmerksames Auge Diebstähle verhindern und dazu führen, dass ein Täter gestellt werden kann."

Doch nicht überall in NRW müssen sich Radler so große Sorgen um ihr Gefährt machen wie in Münster oder Dortmund. Im Ranking landen einige Ruhrgebietsstädte auch in der Kategorie "Sichere Fahrradcity". Gelsenkirchen, Bochum, Mülheim, Oberhausen und Witten gehören dazu.

Am sichersten sind Fahrräder in Solingen, Hagen, Wuppertal und Remscheid - und das sogar im deutschlandweiten Vergleich. Häufig könnten Radfahrer selbst oder die Hersteller von Schlössern dazu beitragen, einen Diebstahl zu verhindern. Schlechte Schlösser sind das Hauptproblem bei Diebstählen, bei jedem sechsten war das Rad nicht gesichert.

Meist junge, männliche Täter

Laut der Auswertung von billiger.de kommt der durchschnittliche Fahrraddieb meistens aus der Nachbarschaft, ist eher jung - zwischen 18 und 25 Jahre alt - und in über 90 Prozent aller Fälle männlich.

Er schlägt zu, wenn sich eine günstige Gelegenheit bietet oder um den Nachhauseweg nach einer Party zu verkürzen. Die immer teureren Räder locken aber auch organisierte Banden, gerade aus Osteuropa, an. Sie sollen sich auf Luxus-Bikes spezialisiert haben, die sie gesammelt ins Ausland schaffen.